Schmuck aus Kokosschalen

KONKRETISIERUNG  ·  Herstellung eines Kettenanhängers, einer Brosche aus Kokosschale *

Leo Mayerhofer – Unterallgäuer Werkstätten GmbH – Förderstätte


Sachaspekte & Potenzial

Herstellung eines Kettenanhängers, einer Brosche aus Kokosschale beinhaltet das Kennenlernen und Wahrnehmen des Ausgangsmaterials Kokosnuss in unterschiedlichen Wahrnehmungsbereichen und das Umsetzten der einzelnen Arbeitsschritte bis zum fertigen Schmuckstück.

Im Kunstgewerbe entstehen Produkte, die durch eine handwerkliche Verarbeitung gekennzeichnet sind. Es sind in der Regel Unikate, die auch ästhetisch ansprechend sind. Gerade durch das Material der Kokosnuss entstehen Schmuckstücke, die dies unterstreichen. Dieses Naturmaterial und deren Verarbeitung bietet den Beschäftigten die Möglichkeiten, das Material und Aktivitäten unterschiedlicher Arbeitstätigkeiten vom Ausgangs- bis zum Endprodukt kennen zu lernen und somit Wahrnehmungsinhalte mit handwerklichen, kreativen und ästhetischen Tätigkeiten zu verbinden. Ergänzt werden kann dies über die Wissensvermittlung der Herkunft, des Anbaus und der Ernte.

Kokosnuss eignet sich besonders, da es kostengünstig ist, sich leicht bearbeiten lässt und sich die Wahrnehmungsinhalte neben dem Sehen, Tasten, Fühlen, auch auf das Hören, Riechen und Schmecken ausweiten und somit ein multisensorisches Angebot darstellen. Durch die Be- und Verarbeitung der Schale durch Schleifen, Zerkleinern wird deren Veränderung erfahrbar und Werkzeuge, Vorrichtungen und Tätigkeiten/Arbeitsabläufe kennengelernt.

Dabei werden neben verschiedenen Werkzeugen (Raspel, Schleifklotz, Spaltvorrichtung, Bohrmaschine…) und ihrer sachgerechten Verwendung auch die Aspekte des Arbeitsschutzes deutlich. Durch entsprechende Vorrichtungen und Hilfsmittel können viele Beschäftigte in die Abläufe mit einbezogen und selbst tätig werden, da es weniger auf genaues Arbeiten ankommt und nahezu jedes Teil verwendet werden kann.

Die vielen verschiedenen Gestaltungs- und Wahlmöglichkeiten ermöglichen den Beschäftigten sich selbst einzubringen und dadurch ihre eigene Kreativität zu fördern. Dies unterstützt und stärkt ihre Selbstwirksamkeit und das Selbstvertrauen.

Da keine besonderen materiellen oder räumlichen Voraussetzungen gegeben sein müssen, kann gemeinsam an einem Gruppentisch gearbeitet werden, sodass neben der Arbeit auch kommunikative und kooperative Prozesse stattfinden und unterstützt werden können.

Diesen Schmuck für sich selbst zu gestalten, ihn zu verschenken oder zu verkaufen, dafür bieten sich Geburtstage, Sommerfeste, Bazare an, die im Jahreslauf einer Förderstätte wichtig sind und regelmäßig stattfinden.

Dies alles sind Möglichkeiten der Teilhabe und passend für den Personenkreis der Förderstätten. Variationsmöglichkeiten sind vielfältig gegeben, z.B. durch farbliche Gestaltungen, Lackieren, Zusammenfügen einzelner Teile durch Kettenglieder, der Gestaltung von Schlüsselanhängern, Gravur oder Gestaltung mit einem Lötkolben, Brosche an Kleid oder Tasche.

IMPULSFRAGEN
  • Welches Interesse haben die Beschäftigten am Wahrnehmungsangebot, an den Tätigkeiten, an Schmuckstücken?
  • Wie kann das Interesse geweckt werden?
  • Welchen Schwerpunkt soll das Angebot für den einzelnen Beschäftigten haben (Fokus auf Wahrnehmungserfahrung oder Produktorientierung)?
  • Gibt es einen besonderen Anlass, warum Kokosnussschmuckstücke gefertigt werden?
  • Welcher Raum eignet sich besonders (Ausstattung; Ablenkung…)?
  • In welchem zeitlichen Rahmen findet dies statt? Ist dieser passend für die Mitarbeiter?
  • Kollidiert dieser mit Pflegemaßnahmen, Therapien…?
  • Können die Corona Hygienemaßnahmen und Sicherheitsmaßnahmen dort umgesetzt werden (Abstand, Trennwände, Desinfektion…)?
  • Welche Werkzeuge und Vorrichtungen müssen vorbereitet und gegeben sein?
  • Welche Gesundheits- und Arbeitsschutzmaßnahmen müssen beachtet werden?
  • Wird persönliche Schutzausrüstung benötigt?
  • Wie kann der Einkauf der Kokosnüsse geplant und durchgeführt werden? Können die Mitarbeiter mit einbezogen werden?
  • Wie ist die Finanzierung?
  • Wie wird der individuelle Kompetenzzuwachs beim Gestalten der Schmuckstücke unterstützt und wie werden Entwicklungen gegenüber den Beschäftigten kommuniziert?
  • Welche Möglichkeiten der Zusammenarbeit in der Gruppe/Förderstätte/Werkstätte eröffnet das Angebot?
  • Welche individuellen Gestaltungsspielräume sind möglich?
  • Wie kann ein Austausch über die Ergebnisse initiiert werden? Welche Formen der Rückmeldung und Wertschätzung sind bereits etabliert, können verstanden und ggf. erweitert werden?
DIFFERENZIERUNG

Die nachfolgenden Angaben zur Differenzierung beziehen sich auf drei konkrete Beschäftigte.

A ⇒ Aufgrund einer Halbseitenlähmung ist die Beschäftigte in ihrer Körperwahrnehmung eingeschränkt. Vorrichtungen, die sie mit einer Hand bedienen kann, können angeboten werden, um eine aktive Teilnahme am Arbeitsangebot zu ermöglichen. Auch die

gelähmte Seite kann punktuell mit einbezogen werden, z.B. indem man Gegenstände in diese Hand legt, um diese zu fühlen und soweit möglich festzuhalten.

B ⇒ Ist auf den Rollstuhl angewiesen und hat starke Versteifungen an Armen. Zur Vorbereitung müssen diese durchbewegt und gelockert werden. Um ein Zurückfallen in die Verkrampfungen zu verhindern, können die Hände berührt und gehalten werden. Da ein Stehständer nicht möglich ist, kann die Körperwahrnehmung verbessert werden, wenn der Rollstuhl in eine aufrechte und dem Geschehen zugewandte Haltung gebracht wird.

C ⇒ Sitzt sehr viel, ist übergewichtig und grobmotorische Bewegungen fallen ihm schwer. Die Körperwahrnehmung kann verändert werden durch Arbeitsangebote im Stehen, z.B. beim Spalten der Kokosnuss, beim Zerkleinern der Schale

A ⇒ Hat keinen Unterstützungsbedarf bei einer Hand; bei der anderen ist Handführung notwendig, um taktile Erfahrungen zu machen.

B  Ist sehr empfindsam auf neue Reize; schreckt auf, zieht sich zurück. Darum braucht es eine verbale Vorbereitung, ein vorsichtiges Berühren mit entsprechender Assistenz.

C  Möchte Gegenstände oft nicht mit den Fingern, der Hand anfassen. Ein Angebot Handschuhe anzuziehen kann dieses erleichtern.

A ⇒ Durch ein eingeschränktes Wahrnehmungsfeld muss das entsprechende Material vor ihr liegen.

B ⇒ Sieht sehr wenig, meist nur die Dinge genau vor ihr. Darum ist es wichtig auf ausreichend Helligkeit zu achten, die Gegenstände und Dinge von vorne anzubieten, sehr nah an die Augen zu gehen und verstärkt auch andere Sinneskanäle zu nutzen.

C ⇒ kein Unterstützungsbedarf

A ⇒ Ist geräuschempfindlich und stört sich an lauter Umgebung. Darum muss auf ruhige Umgebung geachtet werden.

B ⇒ Reagiert auf Lärm und Unruhe mit Ängsten und starken Lautäußerungen. Darum ist eine ruhige Ansprache, eine ruhige Umgebung wichtig; ggf. können auch Kopfhörer angeboten werden.

C ⇒ Mag keine lauten Geräusche, darum ist ruhige und leise Ansprache und eine entsprechende Umgebung notwendig.

HANDLUNGSLEITENDE PRINZIPIEN
  • Freiwilligkeit der Teilnahme und nach Erfahrung der Betreuer; informieren, vorstellen; visualieren der Handlungsschritte; der Materialien, der Vorrichtungen, eines möglichen Ergebnisses, der Dauer; Bedenkzeit geben; Rückmeldung geben lassen, verbal, Talker, reinschnuppern lassen
  • Kennenlernen des Materials in den unterschiedlichen Wahrnehmungsbereichen (Fühlen, sehen, hören, schmecken) und Akzeptanz eines Ja/ Nein je nach individueller Ausdrucksmöglichkeit (verbal, mit Talker, durch Zu-/Abwendung, End-/Anspannung.)
  • Den individuellen Arbeitsrhythmus durch die Beschäftigten selbst bestimmen lassen; Zeit geben; Pausen…> ggf. Aufteilen der Arbeiten über mehrere Tage
  • Abstimmungsprozesse gemeinsam klären, Dauer; Einsatz der verschiedenen Vorrichtungen, Werkzeuge (Wer zuerst? Reihenfolgen)
  • Selbständigkeit beim Tun, mit und ohne Vorrichtungen
  • Die Beschäftigten müssen nicht das ganze Angebot machen, Teilschritte sind möglich; eigene Vorschläge können eingebracht werden, eine Auswahl, welches Stück bearbeitet wird, ist möglich; Welches Endprodukt gemacht werden soll….
  • Durch das Beobachten und das Aufgreifen von Initiativen, verbal, non-verbal…und entsprechender Reaktion durch die Angestellten
  • Möglichkeit der Abweichung von ursprünglich geplanten Produktvorstellungen (eigene Ideen und Vorlieben werden berücksichtigt)
  • erwachsenengerechte Ansprache (in der Interaktion mit den Beschäftigten)
  • respektvoller und höflicher, freundlicher Umgangston
  • Vermeidung von verniedlichenden Kosenamen oder Bevormundungen
  • Gestaltung der Gesprächssituationen unter Miteinbezug aller anwesenden Personen (Beschäftigte und Angestellte) > gemeinsame Besprechung der des Tuns, der Abfolge, von Pausen….
  • eigenverantwortliches Einfordern der Beschäftigten von Unterstützung nach Information an alle, auch über Talker
  • respektvoller Umgang der Angestellten mit Entscheidungen der Beschäftigten (individuellen Arbeitsrhythmus mit Pausen; Produktauswahl, Vorlieben)
  • Arbeitssicherheit verdeutlichen und einfordern (Schutzbrille tragen; Handschuhe…); Verantwortung für Arbeiten mit Gefahrenpotenzialen übertragen
  • die Berücksichtigung individueller Lebenserfahrungen, z.B. Beschäftigte mit Werkstatterfahrung hat ggf. andere Ressourcen im Umgang mit Werkzeug und Materialien
  • Werkzeuge und Vorrichtungen benutzen
  • Kommunikation auf Augenhöhe, Wertschätzend und respektvoll, freundlich
  • stabile und verlässliche Beziehungen zwischen den Beschäftigten und den Angestellten bieten
  • Absprachen treffen und Zuständigkeiten klären/ Kooperationen berücksichtigen (Aufbau, Aufräumen, im Arbeitsprozess in Bezug auf Werkzeuge und Vorrichtungen)
  • das Aufmerksam-Sein für individuelle Ausdrucksformen (Schreien, lautieren, Körperanspannung, Wegdrehen, Blickkontakt…) und entsprechend reagieren
  • das Aufgreifen und Beantworten kommunikativer Initiativen der Beschäftigten (Ansprechen, verbalisieren was ich wahrgenommen habe; nachfragen…)
  • das Einstellen auf eine verlangsamte Kommunikation, warten können, Zeit geben, nicht drängen
  • das Unterstützen von Interaktionen und gemeinsamen Aktivitäten zwischen den Beschäftigten, z.B. wiederholen des Gesagten, aufmerksam machen auf die anderen Beschäftigten, Dinge anderen Beschäftigten reichen, die anderen unterstützen…
  • Sprachliche Begleitung / Verbalisierung der Arbeitsschritte
  • Reflexion der Arbeitsschritte und Rückmeldungen geben
  • Erkennen von Problemen, ansprechen und ggf. Änderung des geplanten Vorgehens
  • gezielte und einheitliche Verwendung des (spezifischen) Wortfeldes im Arbeitsprozess
  • Auf Sicherheit im Angebot und Arbeitsprozess achten (Handschuhe, Schutzbrille; Desinfektion…)
  • vertraute Räume (Gruppenraum) und zeitliche Einplanung nach der individuellen Aufnahmefähigkeit; Leistungsfähigkeit und Aufmerksamkeit (nach der Mittagsruhe)
  • Auf individuelle Wahrnehmungsbesonderheiten achten (z.B. Geräuschempfindlichkeit, taktile Empfindlichkeiten; zu viele Menschen im Raum
  • Transparenz bei Veränderungen im Ablauf, bei Störungen, bei Telefonaten, beim Wechsel von Personal; bei Besuchen… verbalisieren, ggf. Pausen
  • Verletzungsgefahr vorbeugen bei den einzelnen Arbeitsschritten durch Überlegung der Angestellten z. B. welche Beschäftigten selbstständig mit den Werkzeugen umgehen können; Schutzbrille und Handschuhe benutzen
  • den Beschäftigten etwas zutrauen, sie motivieren beim Umgang mit Werkzeugen und Vorrichtungen
  • Erfahrung ihrer Selbstwirksamkeit durch Veränderung des Materials und dessen Wahrnehmung > Schleifen, aufspalten und bei der bei der Auswahl und Gestaltung
  • durch kontinuierliche Rückmeldung und Bestärkung während der Handlungsdurchführung
  • indem die Hilfestellung an die tatsächlichen Unterstützungsbedarfe angepasst wird > Hilfestellungen zurücknehmen, wenn erfahrbar wird, dass es auch ohne geht und entsprechende Rückmeldung/Lob geben
  • Übernahme spezifischer Aufgaben, z.B. aufgrund motorischer Möglichkeiten, wie zerkleinern der Schale durch darauf treten
  • beim Betrachten und Bewerten von Ergebnissen mit Rückmeldungen/Feedback durch andere Beschäftigte und Angestellte
THEMENBEZOGENES WORTFELD
  • die Arbeit
  • das Miteinander
  • die Handlung
  • das Kunstgewerbe
  • der Arbeitsplatz
  • das Werkzeug
  • das Material
  • die Kokosnuss
  • die Hilfe
  • der Plan
  • die Vorrichtung
  • das Schleifpapier
  • die Pause
  • die Aufgabe
  • das Produkt
  • das Erfolgserlebnis
  • der Anhänger
  • die Kette
  • die Brosche
  • sehen
  • hören
  • fühlen
  • schmecken
  • arbeiten
  • auswählen
  • herstellen
  • schleifen
  • trennen
  • zerkleinern
  • bohren
  • aufräumen
  • gut
  • schlecht
  • anstrengend
  • interessiert
  • aktiv
  • müde
  • hart
  • nass
  • trocken
  • rund
  • rau
  • lecker
  • Farbadjektive (braun, weiß, grün, …)
  • schön
  • stolz
  • Ich bin zufrieden/unzufrieden.
  • Ich habe viel/wenig geschafft.
  • Mir gefällts (nicht)!
  • Ich möchte das so machen!
  • Halt! Stopp!
  • Du kannst weiter schleifen!
  • Ich bin müde.
  • Ich bin stolz.
  • Ich find`s schön!
  • Ich schaffe das!
  • Ich bin genervt.
  • Ich bin sauer.
  • Ich brauche Hilfe! / Kann ich helfen?
  • Ich bin fertig.
BEISPIELPLANUNG

In der Vorphase werden die möglichen Beschäftigten über das Angebot informiert, über das Thema, das Material und Produktmöglichkeiten, die daraus entstehen können. Sie erhalten Bedenkzeit und können verbal, nonverbal oder ggf. über Erfahrungswerte der Betreuer als Stellvertreter ihr Einverständnis dazu geben.

Der Einkauf der Kokosnüsse kann je nach zeitlichen und personellen Ressourcen zusammen mit den Beschäftigten durchgeführt werden, wodurch sie von Beginn an in das Ablaufgeschehen mit einbezogen werden.

Ein weiteres Merkmal der Vorphase ist das Besorgen und Bereitstellen der Werkzeuge und Vorrichtungen. Diese können z.B. in Zusammenarbeit mit dem Vorrichtungsbau der WfbM entstehen.

Mit dem Team zusammen geht es um die Klärung der Tage der Durchführung des Angebots und nach Festlegung ggf. der Information an die möglichen Therapeuten.

Direkt vor der Durchführung des Angebots wird sichergestellt, dass die unmittelbaren körperlichen Bedürfnisse der Beschäftigten gestillt sind (kein Hunger, keine Schmerzen, dass Toilettengänge ggf. gemacht wurden bzw. IKM-Wechsel etc.).

Der Gruppenraum wird entsprechend vorbereitet mit notwendigen Tischen, Material und entsprechenden Plätzen für die Beschäftigten und das begleitende Personal unter Beachtung der Corona-Abstandsregeln (ggf. Trennwände aufstellen).

Um Störungen zu vermeiden wird ein Hinweis vor der Gruppentüre angebracht, dass im Gruppenraum ein Angebot durchgeführt wird und möglichst nicht gestört werden sollte.

Die teilnehmenden Beschäftigten werden nun in den Gruppenraum gebracht oder über den Beginn des Angebots informiert. Bei den Beschäftigten, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, wird gezielt darauf geachtet, dass sie sich zum Angebot hinwenden können und alles Nötige sehen. Ggf. werden Lage- und Positionsveränderungen vorgenommen, um die Aufmerksamkeit zu erhöhen.

Die Arbeitsphase wird für alle klar markiert mit der Begrüßung der Beschäftigten mit Namen. Dies kann in Form einer bestimmten Gebärde, Symbolkarte oder Ähnlichem ergänzt werden.

Im Anschluss wird das Thema formuliert und mögliche Endprodukte werden vorgestellt. Diese können je nach Wunsch gesehen, berührt und ggf. schon ausgewählt werden. Um dies zu ermöglichen, wird entsprechend Zeit eingeplant und gegeben. Die Überleitung zur Durchführung erfolgt über einen visualisierten Ablaufplan in Wort und Bild, der vorgestellt wird.

1. Vorstellung der Kokosnuss

Jeder Beschäftigte bekommt eine Kokosnuss und kann diese

  • fühlen (die Schale, die Größe, Struktur),
  • schütteln, um den Inhalt zu hören,
  • mit ihr auf den Tisch klopfen und sie auf den Boden fallen zu lassen, um ihre Härte wahrzunehmen;

dies wird mit individueller Hilfestellung durchgeführt und verbal begleitet mit Fragen, wie:

  • Was das ist?
  • Wer kennt diese Frucht?
  • Wie fühlt sich die Schale an? …..

Im Anschluss daran wird Wissenswertes über die Kokosnuss mit Hilfe von Anschauungsmaterial (Bilder) vermittelt, wie:

  • Wo und auf welchen Bäumen wachsen Kokosnüsse?
  • Wie werden diese geerntet?
  • Aufbau der Kokosnuss (Schalen, Fruchtfleisch und Kokoswasser)
  • Nuss oder Frucht? …..
2. Bearbeitung der Kokosnuss und Gestaltung der Produkte

  • Kokoswasser abtropfen lassen:

Kokoswasser abtropfen lassen

Die Kokosnüsse sind bei diesem Angebot vorgebohrt, was aber auch mit den Beschäftigten durchgeführt werden könnte. Jeder bekommt eine Nuss und ein Glas und lässt das Kokoswasser ablaufen (mit oder ohne Assistenz/Unterstützung). Dies kann nun nach Wunsch probiert werden, um auch das Schmecken in das Wahrnehmungsangebot einzubauen.

  • Kokosnuss schleifen:

Kokosnuss schleifen

Jeder Beschäftigte bekommt entsprechend seiner Ressourcen eine Schleifvorrichtung und die nötige Unterstützung beim Durchführen. Da die ganze Kokosnuss bearbeitet werden sollte, ist dies ein zeitintensiver Teil mit Pausen, Erneuerung des Schleifpapiers, Wechsel der Vorrichtungen….

Die Beschäftigten können immer wieder fühlen und für sich klären, wann die Schale glatt genug ist, um somit mitzubestimmen und somit ihren persönlichen Wünschen zu entsprechen.

  • Kokosnuss in zwei Hälften teilen:

Kokosnuss in zwei Hälften teilen

Mit Hilfe einer Spaltvorrichtung (siehe Bild) werden im Anschluss daran die Kokosnüsse in zwei Teile geteilt. Die Beschäftigten können dies soweit möglich im Sitzen oder Stehen durchführen (Hilfestellung und Assistenz soweit notwendig). Sie müssen den Hebel mehrmals jeweils nach unten ziehen. Es reicht wenig Kraft aus, da der Betreuer die Nuss entlang einer möglichen Sollbruchstelle immer wieder in die Spaltvorrichtung legt, bis die Schale bricht. Dieser Moment wird besonders hervorgehoben und die Leistung und Anstrengung positiv verstärkt. Die zwei Hälften mit dem weißen Fruchtfleisch können nun wieder besonders wahrgenommen werden durch bewusstes Sehen und Riechen. Dazu wird entsprechend Zeit und Assistenz eingeräumt.

  • Fruchtfleisch entfernen:

Fruchtfleisch entfernen

Da das Fruchtfleisch fest in der Schale haftet und um Verletzungen vorzubeugen wird dieses durch die Betreuer mit einem Messer entfernt.

Die Beschäftigten können dies beobachten und werden verbal mit einbezogen oder können eine Pause machen.






  • Schale zerkleinern:

Schale zerkleinern

Um die Schale in kleinere Stücke zu bekommen und um eine Verletzungsgefahr durch springende Splitter zu vermeiden, werden die Schalen in Plastikbeutel und Stofftücher verpackt.

Beschäftigte, die die Kraft und die motorischen Möglichkeiten haben, können nun, ausgestattet mit einer Schutzbrille das Stoffpäckchen auf einen vorbereiteten Tisch schlagen und/oder mit den Füßen kräftig darauf treten (alternativ einen Hammer benutzen).

Die Betreuer motivieren und kontrollieren, ob bereits kleinere Stücke entstanden sind und geben entsprechend eine Rückmeldung und Anerkennung für die erbrachte Kraftleistung! Findet sich im Raum kein geeigneter Tisch kann dies auch im Außenbereich stattfinden und ein größerer Stein benutzt werden, worauf geschlagen wird.

  • Teile schleifen und bohren:

Teile schleifen und bohren

Die Beschäftigten können nun die entstandenen Teile begutachten und sich nach Wunsch ihre Teile heraussuchen, die sie weiterbearbeiten möchten.

Zum Schleifen der Kanten können die Teile nun in Schraubstöcke eingespannt, in die Hand genommen und mit Schleifpapier, Schleifklotz oder Schleiffläche auf dem Tisch weiterbearbeitet werden.

Nach Wunsch können nun Löcher in die bearbeiteten Teile gebohrt werden zur Befestigung der Ösen und Schnüre, je nach Wunsch des Fertigproduktes. Dies kann durch die Betreuer und wenn geeignete Bohrmaschinen zur Verfügung stehen auch durch die Beschäftigten geschehen.


  • Anhänger / Kette / Brosche fertig gestalten:

Produkte fertig gestalten

Nun kann das gewünschte Produkt fertig gestellt werden durch die Beschäftigten und/oder mit Assistenz und Hilfestellung durch die Betreuer.

  • Aufräumen:

Das Ende der Fertigungsphase wird markiert, indem dies verbalisiert wird, eine Aufräummusik eingespielt oder eine entsprechende Gebärde gezeigt wird. Wenn der Prozess nicht für alle Beschäftigten zur gleichen Zeit endet, können auch individuelle Zeichen vereinbart werden.

Die Beschäftigten werden am Aufräumen beteiligt. Manche Beschäftigte sind auf eine stellvertretende Ausführung beim Aufräumen angewiesen. Jedoch können ihnen dabei Wahrnehmungserlebnisse angeboten werden, z. B. Veränderung von Lage und Umgebung durch Beteiligung am Transportieren von Materialien. Für manche Beschäftigte bieten sich besonders kleinschrittige Aufgaben beim Aufräumen an, welche weitgehend selbstständig ausgeführt werden können (z. B. einen Tisch abwischen oder Materialien einzeln zurückstellen), wobei personale Begleitung stellenweise notwendig ist.

Ggf. können manche Beschäftigte den Aufräumprozess bereits überblicken (evtl. dienen Bilder als Unterstützung). Es können umfassendere Aufräumaktivitäten erledigt werden, z.B. das Kehren des Raumes/Arbeitsbereiches. Die Beschäftigten können sich zudem bei den Betreuern rückversichern und überprüfen, ob ihr Arbeitsplatz aufgeräumt ist.

Zum Abschluss wird den Beschäftigten vor Augen geführt, was sie alles geschafft haben, z. B. werden die fertigen Teile angefasst und ein Vergleich zur unbehandelten Kokosnuss aufgezeigt (z.B. durch Tasten/Fühlen Reflexion der Handlungsschritte…). Handelt es sich nach der Fertigungsphase um Zwischenergebnisse, kann hier ein Vergleich mit dem konkreten Endprodukt (Muster) erfolgen, um den Beschäftigten so einen Ausblick für weitere Arbeitsschritte zu ermöglichen.

Es erfolgt eine abschließende Bewertung der bisher gefertigten Produkte. Diese kann emotional zum Ausdruck gebracht werden (Freude, Stolz, etc.), anschaulich anhand von Smileys gezeigt werden. Die Beschäftigten erfahren Wertschätzung für ihre Arbeit durch individuelle Rückmeldung. Auch wenn kein Zusammenhang zwischen dem Produkt und der eigenen Tätigkeit hergestellt werden kann, kann eine unmittelbare Bewertung der gemachten Erfahrungen erfolgen, z.B. durch Mimik und Körpersprache. Ggf. wird gemeinsam besprochen, was bis zur Fertigstellung noch fehlt. Außerdem können Verwendungszwecke (z. B. Eigenbedarf, Geschenk oder Verkauf) besprochen werden.

  • Kokosnüsse
  • Bilder aus dem Internet zur Kokospalme, Ernte
  • Handbohrmaschine mit verschiedenen Bohrern
  • Gläser
  • Selbstgefertigte Vorrichtungen zum Halten der Kokosnuss; Kaffeetrichter, Schraubzwingen
  • Schleifpapier, Schleifblock, Schleifpapier auf Brett geklebt
  • Stanz- und Trennvorrichtung (Eigenbau der UAW)
  • Messer
  • Hammer
  • Holzbrettchen
  • Geschirrtücher
  • Plastiktüten/Gefrierbeutel
  • Schnüre
  • Metallringe
  • Schlüsselringe
  • Broschen Nadeln
  • Tische
  • Stühle
  • Kehrschaufel und Besen
  • Lappen zum Abwischen


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Die Konkretsierung ist im Rahmen der Multiplikator*innenqualifikation entstanden.