
Mit-Wirken
Im Video ist zu sehen, wie Frau Keller mit einem Bollerwagen von der Tagesförderstätte zum nahegelegenen Supermarkt unterwegs ist. Dort werden Lebensmittel abgeholt, die vor der Entsorgung gerettet werden, und anschließend von ihr im Bollerwagen zurück in die Einrichtung transportiert. Frau Keller ist dabei jede Woche für das Ziehen ihres Bollerwagens zuständig. 
Das Unterstützer*innenhandeln zeigt sich darin, dass die Unterstützerin Frau Meier, eine enge Bezugsperson von Frau Keller, sie bei den Tätigkeiten begleitet. Ihre Anwesenheit gibt Frau Keller Sicherheit. Zudem wurde eigens ein kleinerer, leichterer Bollerwagen für sie angeschafft, der den Transport erleichtert und zugleich ein klares Signal setzt: Mit dem Griff zum Wagen beginnt das Arbeitsangebot. Frau Meier greift nur dann ein, wenn der Wagen zu schwer wird – ansonsten schafft sie vor allem einen geschützten Rahmen, in dem Frau Keller sich wohl und sicher fühlt.
Mit-Erleben

Beim gemeinsamen Kochen wirkt Herr Chirmas an der Herstellung von Säften und Smoothies mit. Dabei ist er aber nicht nur selbst tätig, indem er die Geräte mit einem Powerlink bedient, sondern erlebt den Arbeitsprozess auch aktiv mit: Sowohl die Zutaten, welche verwendet werden, als auch die hergestellten Säfte werden für ihn sinnlich so erfahrbar gemacht, dass der gemeinsame Arbeitsprozess für ihn nachvollziehbar wird. So riecht er beispielsweise vorab an den Lebensmitteln, welche im Anschluss püriert werden oder probiert ein Glas des Smoothies, welchen er gerade selbst hergestellt hat.

Das Unterstützer*innenhandeln zeigt sich darin, dass die Unterstützerin Frau Meier jeden Arbeitsschritt sowie die im Arbeitsprozess verwendeten Produkte, Materialien und Werkzeuge immer wieder sinnlich erfahrbar macht. Damit ermöglicht sie, dass das Herstellen der Säfte und Smoothies für Herrn Chirmas nicht bloß ein äußerer Prozess bleibt, sondern von ihm mit Sinn gefüllt und so miterlebt werden kann.
Mit-Entscheiden

In der gemeinsamen Kochgruppe wird deutlich, wie Mitentscheiden im Arbeitsprozess gelebt wird. So wird beispielsweise nicht im Vorhinein festgelegt, wann Pausen stattfinden, sondern diese entstehen im Austausch innerhalb der Gruppe. Ein Beispiel ist Herr Fischer, der während des Kochens immer wieder das Wort „Kaffeetassen“ äußert. Damit signalisiert er seinen Wunsch nach einer Pause. Die Unterstützerinnen greifen diese Signale auf, beziehen die anderen Teilnehmenden mit ein und prüfen gemeinsam, ob der Zeitpunkt für eine Unterbrechung passt. Auf diese Weise werden Pausen nicht nur eingefordert, sondern auch gemeinschaftlich vorbereitet und gestaltet.

Das Unterstützer*innenhandeln zeigt sich hier darin, dass die Impulse zur Pausengestaltung nicht von den Unterstützerinnen vorgegeben werden, sondern aus der Gruppe selbst kommen dürfen. Die Unterstützerinnen reagieren sensibel auf verbale und nonverbale Signale, geben diese zurück in die Runde und ermöglichen so, dass Pausen kooperativ im Kollektiv entschieden werden. Damit tragen sie dazu bei, dass der Arbeitsprozess flexibel und bedürfnisorientiert verläuft und die Teilnehmenden aktiv in die Gestaltung eingebunden sind.
Mit-gedacht werden
Im Kooperationsprojekt mit „Evas Obdach“ zeigt sich das Mit-Gedacht werden besonders in der Kochgruppe: Alle Teilnehmenden tragen eine grüne Kochschürze, die nicht nur den Beginn des Arbeitsangebots markiert, sondern zugleich die Zugehörigkeit zur Gruppe sichtbar macht. Das Tragen der Schürze vermittelt symbolisch Anerkennung und stärkt das Gefühl, Teil einer Gemeinschaft zu sein. Darüber hinaus wird das Mit-Gedacht werden darin deutlich, dass Arbeitsmaterialien passend vorbereitet und Arbeitsplätze so eingerichtet sind, dass sie den individuellen Bedarfen der Teilnehmenden entsprechen. So wird sichergestellt, dass jede Person unmittelbar in die gemeinsame Arbeitstätigkeit einsteigen kann und die Arbeitsschritte für alle zugänglich sind.

Das Unterstützer*innenhandeln zeigt sich hier vor allem darin, dass vorbereitend ein für die jeweilige Person passendes Arbeitssetting geschaffen wird sowie darin, dass aktiv ein Gruppengefühl ermöglicht wird: Durch Symbole wie die gemeinsame Arbeitskleidung wird Zugehörigkeit erfahrbar gemacht und Identifikation mit der Gruppe hergestellt.


In einem ersten Schritt werden aussortierte Lebensmittel von einer Gruppe aus einem naheliegenden Supermarkt gerettet.
Das Sortieren und Vorbereiten der Lebensmittel für die Lagerung ist der zweite Handlungsschritt im Rahmen des Kooperationsprojekts mit „Evas Obdach“. Dieser findet im Atrium der Tagesförderstätte statt, wo sich ein großer Gemeinschaftstisch befindet. In diesem Arbeitsschritt werden die Lebensmittel für die Essenszubereitung vorbereitet. Die Teilnehmenden schneiden die Lebensmittel klein oder waschen diese, sodass am nächsten Tag direkt mit dem Kochen gestartet werden kann.
Am Folgetag findet das gemeinsame Kochen statt, ebenfalls im Atrium der Tagesförderstätte sowie der angrenzenden Küche. Insgesamt sind zwei bis drei Unterstützer*innen sowie sechs Teilnehmer*innen an den verschiedenen Arbeitsprozessen innerhalb des Angebots beteiligt. Die Teilnehmenden sind dabei an allen Prozessschritten des Kochens beteiligt: Ob beim Schälen und Kleinschneiden der Lebensmittel oder der Zubereitung in der Küche. Außerdem werden manche Lebensmittel auch auf andere Weise verarbeitet – zum Beispiel als Saft oder Smoothie.
Im letzten Arbeitsschritt innerhalb der Kooperation wird das Essen an „Evas Obdach“ ausgeliefert. Zunächst werden die gekochten Mahlzeiten in den Bollerwagen gepackt und zum Auto transportiert. Sobald alles im Auto verstaut ist, beginnt die Fahrt durch den Kiez. In der Einrichtung „Evas Obdach“ werden die Mahlzeiten übergeben und dort abends von den dort tätigen Sozialarbeiter*innen an wohnungslose Frauen ausgegeben.