Die Dissertaion von Torsten Hammann untersucht den “Emotionsausdruck [] von Menschen mit schwerer und mehrfacher Behinderung als forschungsethische Herausforderung und Indikator für Lebensqualität”. Dabei war im Kern die Frage:

Wie zeigen Menschen mit schwerer und mehrfacher Behinderung – auch Menschen mit komplexer Behinderung genannt – ihre Emotionen? Wie lassen sich Unterschiede erkennen (z.B. anhand der Mimik oder der Herzfrequenz)?

Emotionen sind sehr wichtig für uns Menschen, da sie unser Denken, Lernen und Handeln beeinflussen. Sie prägen unsere Beziehungen, Gesundheit, Wohlbefinden und auch unsere Lebensqualität. Um Emotionen bei Menschen mit schwerer und mehrfacher Behinderung zu untersuchen, konzentrierte sich Herr Hammann auf die sog. emotionale Kompetenz. Diese Kompetenz umfasst die Fähigkeit, unsere eigenen Emotionen zu regulieren und auszudrücken sowie die Emotionen anderer zu erkennen und darauf zu reagieren. Auch in der gegenseitigen Kommunikation spielt die emotionale Kompetenz eine entscheidende Rolle. Bei Menschen mit schwerer und mehrfacher Behinderung ist das gegenseitige emotionale Verstehen oft erschwert, da sie ihre eigenen Emotionen meist nicht verbal oder mit alternativen Kommunikationsformen (z.B. Gebärden) äußern können. Daher müssen die Menschen in ihrem Umfeld das Verhalten dieser Personen bestmöglich interpretieren und entsprechend darauf reagieren.

Die Dissertation ist in drei Themenschwerpunkte gegliedert:

  1. Lebensqualität(sforschung): Die Arbeit stellt aktuelle Erkenntnisse und Studien zur Lebensqualität (inklusive des emotionalen Wohlbefindens) von Menschen mit schwerer und mehrfacher Behinderung dar. Es zeigen sich über die Jahre Fortschritte, aber es besteht weiterhin Handlungsbedarf in verschiedenen Lebensbereichen, um die Lebensqualität zu verbessern. Besonders wichtig ist es, die Bedürfnisse und Wünsche einer Person mit schwerer und mehrfacher Behinderung zu berücksichtigen, um sie aktiv in Entscheidungsprozesse einzubeziehen. Dadurch verbessert sich potenziell auch die persönliche Lebensqualität.
  2. Forschungsethische Herausforderungen & Lösungsansätze: Die Arbeit deckt die forschungsethischen Herausforderungen auf, die auftreten, wenn Menschen mit schwerer und mehrfacher Behinderung in Forschung miteinbezogen werden. Dazu wurden vier Leitfragen zu der Forschungsbegründung, den Möglichkeiten zur Studieneinwilligung, der Sicherstellung von Schutz und Wohlergehen sowie der Ergebnisbewertung und -kommunikation herausgearbeitet. Verschiedene Herausforderungen wurden identifiziert; Lösungsansätze wurden herausgearbeitet und anhand des eigenen Forschungsvorgehen vorgestellt. Es wird empfohlen, sich an diesen forschungsethischen Aspekten zu orientieren, damit Menschen mit schwerer und mehrfacher Behinderung an Forschung(sergebnissen) teilhaben können.
  3. Empirische Studien zum Emotionsausdruck: Die Arbeit untersucht den Emotionsausdruck von Menschen mit schwerer und mehrfacher Behinderung in empirischen Studien anhand von ihrem Verhalten (d.h. Mimik, Gestik, Körperhaltung und Vokalisationen) und physiologischen Veränderungen (d.h. Herzfrequenz(-variabilität), Hautleitwert, und Bewegung). Dazu wurden Videoaufnahmen von Alltagssituationen und speziell geplanten Szenarien analysiert. Die vielversprechendsten Ergebnisse wurden bei der emotionalen Erregung erreicht. Die Messung physiologischer Veränderungen ist ein gewinnbringender Ansatz zur Analyse emotionaler Reaktionen bei dieser Zielgruppe. Diese Erkenntnisse lassen sich im pädagogischen Alltag sinnvoll integrieren.

Die Arbeit als Ganzes zeigt, dass Lebensqualität, (forschungs-)ethisches Handeln und emotionale Kompetenz wichtige Themen für Menschen mit schwerer und mehrfacher Behinderung sind.

Unter folgendem Link steht die Doktorarbeit zum Download bereit: https://doi.org/10.60497/opus-1675