Tomatensetzlinge ziehen

KONKRETISIERUNG  ·  Tomatensetzlinge ziehen *

Lukas Polifka – Förder- und Wohnstätten gGmbH

SACHASPEKTE UND POTENTIAL

Die Tomate ist ein einjähriges Nachtschattengewächs. Aus den Blüten der Pflanze wachsen Fruchtkörper. Diese sind meist rot und rund bis oval. Die Größe der Frucht variiert je nach Tomatensorte. Die Tomatenpflanze bevorzugt einen sonnigen Ort zum Wachsen, mit ausreichend Erde und Wasser. Die Pflanze bildet den Sommer über immer wieder Fruchtkörper aus, die geerntet werden können, sobald diese orange/rot sind. Sie können roh oder verarbeitet (bspw. Tomatensoße, Ketchup…) verzehrt werden.

Die Samen können im Blumenladen, Super- oder Baumarkt gekauft werden. Im Frühjahr füllt man kleine Gefäße mit Erde und legt einen Samen 0,5cm unter die oberste Erdschicht. Nachdem man die Erde leicht angedrückt hat und ausreichend gewässert hat, stellt man diese an einen sonnigen und warmen Ort. Nach einigen Tagen sollte man sehen, dass der Samen eine kleine Pflanze bildet. In den kommenden Tagen und Wochen muss die Pflanze immer wieder gegossen und ggfls. ausgegeizt werden.

Durch steigende Preise und das Thema Nachhaltigkeit wird das selbstständige Anpflanzen von Obst und Gemüse immer beliebter. Egal ob auf dem Balkon, der Terrasse im Frei- oder Hochbeet.

Man lernt das Anpflanzen und Pflegen von Nahrung/Pflanzen kennen und kann das Ergebnis in Händen halten. Die Tomaten kann man entweder roh verzehren oder weiterverarbeiten.

Potentiale:

  • Einkaufen der Materialien
  • gemeinsame Auswahl des Standorts der Pflanze (barrierefrei)
  • regelmäßige Beobachtung der Pflanze
  • Pflege der Pflanze (gießen, düngen, ausgeizen)
  • Ernte der gereiften Tomaten
  • Verzehr/Weiterverarbeitung
IMPULSFRAGEN
  • Welche neuen Erfahrungen können hier eröffnet werden?
  • Wie kann das Anpflanzen zu einem spannenden Erlebnis für alle Beteiligten werden?
  • Wie muss das Angebot zeitlich strukturiert sein, damit die Pflanze ausreichend versorgt ist?
  • Welche Vorerfahrungen haben die Klienten im Anpflanzen?
  • Welche Unterstützung brauchen die Klienten?
  • Auf welche Art können wir die Tomate nutzen und verzehren?
  • Wie können wir den Arbeitsbereich / den Garten barrierefrei gestalten?
DIFFERENZIERUNG
  • Anspannung und Belastung der Muskeln spüren (bspw. beim Pflanzen einzelner Samen)
  • Temperatur des Wassers wahrnehmen
  • Feuchtigkeit der Erde / des Wasser spüren
  • Beschaffenheit der Erde ertasten, diese festdrücken oder lockern
  • Samenkorn am Finger oder in der Hand spüren
  • Spüren einer anderen Hand bei der Handführung
  • Kontraste schaffen (bspw. keine braune Tischdecke nutzen)
  • Bildanleitung erkennen
  • Handlungen in leichter Sprache begleiten
  • Geräusche des Wassers oder der Erde wahrnehmen
  • den Geruch der Erde wahrnehmen
HANDLUNGSLEITENDE PRINZIPIEN
  • bei Bedarf die Art der Pflanze durch den Klienten bestimmen lassen
  • Zeit und Ort des Pflanzens der Setzlinge mit dem Klienten abstimmen
  • Arbeitsschritte nach den Vorlieben und Grenzen des Klienten anpassen, Stärken nutzen
  • Eigene Ideen des Klienten akzeptieren (bspw. Anderes Gemüse pflanzen)
  • Verantwortung auch für Arbeiten mit viel Dreck übertragen (bspw. Erde alleine herausholen lassen, auch wenn er diese auf dem ganzen Boden verteilt)
  • Arbeitsschritte sprachlich begleiten und Klienten bei Bedarf unterstützen
  • einheitliche Verwendung des Wortfeldes
  • Kooperation untereinander fördern (bspw. Gießplan oder arbeitsteiliges Vorgehen beim Pflanzen der Setzlinge)
  • Auf Vorlieben und Abneigungen des Klienten reagieren und ggf. Alternativen anbieten (bspw. bei Abneigung in der Berührung von Erde)
  • individuelles Arbeitstempo akzeptieren
  • Pausen ermöglichen
  • Klienten möglichst selber pflanzen lassen
  • Zwischenschritte wertschätzen und loben
  • auf Fehler hinweisen und Lösung anbieten
THEMENBEZOGENES WORTFELD
  • die Tomate
  • der Setzling
  • der Topf
  • die Erde
  • der Tomatensamen
  • der Samen
  • das Gemüse
  • der Eimer
  • der Sack (Erde)
  • die Schaufel
  • der Handschuh
  • das Wasser
  • die Gießkanne
  • der Trichter
  • das Loch
  • der Setzling
  • das Protokoll
  • die Aufgabe
  • der Vorschlag
  • die Meinung
  • der Kompromiss
  • die Mehrheit
  • der Beschluss
  • das Ergebnis
  • pflanzen
  • eindrücken
  • festdrücken
  • greifen
  • gießen
  • wachsen
  • graben
  • auflockern
  • verteilen
  • lockern
  • herausnehmen
  • drücken
  • verschiedene Farbadjektive (rot, schwarz, grün…)
  • trocken
  • nass
  • feucht
  • kalt
  • warm
  • sandig
  • anstrengend
  • schön
  • spitz
  • krümelig
  • viel
  • wenig
  • Ich brauche…
  • Ich bin fertig.
  • Ich brauche Hilfe.
  • Ich möchte das nicht.
BEISPIELPLANUNG

Bevor das pflanzen der Setzlinge beginnen kann, müssen die benötigten Dinge eingekauft werden. Dies kann als eigenständiges Angebot durchgeführt werden. Dinge die bereits in der Einrichtung vorhanden sind müssen an den Arbeitsort transportiert werden (bspw. Tischdecke, Schaufel, Gießkanne)

Anmerkung: Es können auch andere Gemüsesorten gepflanzt werden. Bei der Auswahl der Pflanze ist auf Unverträglichkeiten und Wünsche der Klienten zu achten.

Das Angebot sollte zeitlich geplant und mit den Klienten abgesprochen werden. Bevor das Angebot beginnt, sollten die Grundbedürfnisse der Klienten (Essen/Trinken) gestillt werden. Die Klienten sollten sich außerdem Kleidung anziehen die dreckig werden kann. Im Einzelfall können Handschuhe oder eine Schürze getragen werden. Als Ort der Durchführung bietet sich bspw. die Terrasse an. Hier wird direkt der Bezug zum späteren Standort der Pflanze hergestellt.

Nachdem alle Dinge auf und neben dem Tisch bereitgelegt sind, können die Klienten diese entdecken und wahrnehmen. Alternativ können die Dinge auf dem Tisch durch ein Tuch abgedeckt werden. So wird die Spannung erhöht und das Tuch kann schrittweise aufgedeckt werden. Der Fokus kann somit nach und nach auf einzelne Dinge gelenkt werden und es kommt zu keiner Reizüberflutung. Bspw. können die Klienten die Erde mit den Fingerspitzen erkunden und an dieser riechen. Gleichzeitig können die Dinge benannt und in Verbindung mit den Bildkarten gebracht werden. Außerdem können Fragen beantwortet werden und erste Vorlieben oder Abneigungen werden erkannt.

Anmerkung: Bei der ersten Durchführung dieses Angebots kann es sinnvoll sein, dass ein Mitarbeiter den Ablauf einmal vormacht. Dabei ist darauf zu achten die Durchführung langsam und mit verbaler Erklärung des Wortfeldes zu begleiten.

Zunächst sollte die Erde im Sack gelockert und zur besseren Verarbeitung in einen Eimer gefüllt werden. Die Klienten können mir ihren eigenen Händen und ggf. mit Handführung arbeiten, sofern es nicht selbstständig funktioniert. Bei Bedarf können Arbeitshandschuhe angezogen werden. Nun stellt jeder Klient einen kleinen Topf vor sich hin und füllt diesen mit der Erde. Der Klient sollte selbstständig entscheiden wie er den Topf füllen möchte. Er kann die Hände oder eine Schaufel benutzen. Alternativ kann er den ganzen Topf nehmen und diesen im Eimer auffüllen. Sollte sich der Klient Unterstützung einfordern, kann er durch verbale Hilfestellung oder Handführung unterstützt werden. Sobald der Klient den Topf bis zum Rand mit Erde gefüllt hat muss er diese leicht andrücken und im Anschluss eine ca. 0,5 cm tiefe Mulde in der Mitte bilden. Schafft ein Klient dies feinmotorisch nicht, kann er neben dem Mitarbeiter auch einen anderen Klienten um Unterstützung bitten. Im nächsten Schritt muss ein einzelnes Samenkorn aufgenommen und in die Mulde gelegt werden. Hier kann ein kleiner Teelöffel oder ein befeuchtetes Ohrenstäbchen (Samen klebt am Stäbchen) helfen. Nachdem der Samen in die Mulde gelegt wurde, wird das Loch mit Erde bedeckt und diese wird nochmals leicht angedrückt. Das fertige Töpfchen mit dem Samenkorn wird anschließend an den kommunizierten Ort (im Idealfall die Fensterbank) gestellt. Der Ort sollte an einer Stelle sein die der Klient regelmäßig besucht, sodass er das Wachstum des Samens beobachten kann. Sollten weitere Setzlinge gewünscht sein können die oberen Schritte wiederholt werden.

Anmerkung: Die Arbeitsabläufe können auch in Teilschritte auf die einzelnen Klienten verteilt werden. Zunächst sollte man das Angebot einmal ohne Aufteilung durchführen um Stärken und Vorlieben der Klienten zu erkennen.

Nachdem die gewünschte Anzahl an Tomatensamen verpflanzt wurde wird gemeinsam aufgeräumt. Der Sack Erde kann bspw. einem Klienten im Rollstuhl auf den Schoß gelegt werden und dann kann dieser weggebracht werden. So muss der Klient einerseits den Sack Erde auf seinem Schoß festhalten und andererseits spürt er noch einmal das Gewicht der Erde auf seinen Beinen. Anschließend werden die weiteren Dinge weggeräumt und der Arbeitsplatz wird sauber gemacht. Etwaige Erdreste auf dem Boden können zusammengekehrt werden. Der Besen kann von einem Klienten im Rollstuhl gehalten werden während ihn ein anderer Klient schiebt.

Wenn der Arbeitsplatz aufgeräumt ist werden die Samenkörner gemeinsam gewässert. Zunächst wird die Gießkanne gefüllt. Bei Bedarf kann der Klient beim Aufdrehen des Wasserhahns oder beim Einfüllen des Wassers in die Gießkanne (bspw. durch einen Trichter) unterstützt werden. Die Erde wird großzügig bewässert, andernfalls geht das Samenkorn nicht an.

Zum Schluss wird der Gießplan besprochen. Hier wird Rücksicht auf die Wünsche der Klienten genommen ggfl. kann oder möchte ein Klient an einem gewissen Tag oder Uhrzeit diesen Dienst nicht übernehmen.

Der BFB Rat bei Mosaik

Mosaik führt in allen Beschäftigungs- und Förderbereichen (BFB) für die Mitarbeitenden eine eigene Vertretung ein. Dieses Video schildet die ersten Erfahrungen.

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Die Konkretsierung ist im Rahmen der Multiplikator*innenqualifikation entstanden.