Teilhabe an Alltag

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Experteninterview

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Prof. Dr., Dr. h.c. Andreas Fröhlich
ehem. Universität Koblenz-Landau

Was ist Teilhabe an Alltag?

04 Teilhabe an Alltag

„‚Den‘ Alltag gibt es nicht, er ist allenfalls in seiner Struktur allgemein beschreibbar, die Inhalte des Alltags sind individuell, aktuell und persönlich-konkret. ‚Der‘ Alltag scheint die Spannung auszuhalten, die zwischen zwei Gegensatzpolen herrscht: von unübersichtlich bis klar strukturiert, von bunt bis eintönig, von aufregend bis gewöhnlich, von vielfältig bis einfach.“[1].

Wiederkehrende Situationen

Mit „Alltag“ werden ganz allgemein betrachtet wiederkehrende Situationen im Tages- und Wochenablauf bezeichnet. Das Alltagsleben zeichnen folglich Tätigkeiten aus, die vertraut sind und routiniert bewältigt werden [2]. Zu diesen Tätigkeiten gehören beispielsweise das Einnehmen von Mahlzeiten, die Gestaltung von Arbeit und Freizeit, Teilhabe an kulturellen Aktivitäten, Körperpflege oder auch schlafen [3]. Nahezu alle Aktivitäten des Alltags werden in Routinen bewältigt. Hierdurch sind ausreichend Ressourcen vorhanden, um sich gegenüber neuen Anforderungen zu öffnen [4]. Aktivitäten des Alltags dienen also einerseits der Erfüllung körperlicher Bedürfnisse wie Essen oder Schlafen, andererseits sind sie im Hinblick auf die gewählte Arbeit oder die Gestaltung von Freizeit auch durch individuelle Entscheidungen geprägt und dadurch identitätsstiftend.

Bedürfnispyramide

Der Psychologe Abraham Maslow (u. a. 1943) hat die Bedürfnisse, die durch die Aktivitäten des Alltags erfüllt werden, hierarchisch geordnet. Nach Maslow können physiologische Bedürfnisse, ein Bedürfnis nach Sicherheit, soziale Bedürfnisse, Individualbedürfnisse sowie das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung unterschieden werden. Er ging davon aus, dass höhere Bedürfnisse erst dann erfüllt werden können, wenn grundlegendere Bedürfnisse befriedigt wurden [5]. So kann es beispielsweise nur schwer gelingen, sich auf die Arbeit zu konzentrieren, wenn man hungrig oder durstig ist. Die Überlegungen Maslows werden häufig als Pyramide dargestellt.

Beispieltext

Bedürfnispyramide nach Maslow

Aktivitäten des täglichen Lebens nach Juchli in Anlehnung an Maslow

Grundbedürfnisse nach Juchli

Aufbauend auf der Beschreibung der menschlichen Grundbedürfnisse von Maslow hat die Pflegewissenschaftlerin und Krankenschwester Liliane Juchli Tätigkeiten, die der Befriedigung der Grundbedürfnisse dienen, in 12 ‚Aktivitäten des täglichen Lebens‘ gegliedert. Sie können in eine physische, eine psychosoziale und eine geistige Ebene aufgeteilt werden. Die von Juchli beschriebenen Aktivitäten betreffen alle Menschen gleichermaßen [6]. Sie umfassen sowohl die Befriedigung physischer Grundbedürfnisse als auch psychosoziale und identitätsstiftende Komponenten [7].

Physiologische Ebene

Auf der physiologischen Ebene stehen Aktivitäten wie ‚Wachsein und Schlafen‘, ‚sich bewegen‘, ‚Waschen und Kleiden‘, ‚Essen und Trinken‘, ‚Ausscheiden‘, ‚Körpertemperatur regulieren‘ und ‚Atmen‘.

Psychosoziale Ebene

Zur psychosozialen Ebene gehören die Aktivitäten ‚sich sicher fühlen‘ sowie ‚Raum und Zeit gestalten‘.

Geistige Ebene

Auf der geistigen Ebene stehen Aktivitäten, die wertvoll für die eigene Entwicklung sind und dazu dienen, eine eigene Identität auszubilden. Hierzu gehören nach Juchli ‚Kommunizieren‘, ‚Kind, Frau, Mann sein‘ und ‚Sinn finden im Werden, Sein, Vergehen‘. Eine weiterführende Darstellung findet sich im Artikel von Andreas Fröhlich: Aktivitäten des täglichen Lebens schwerstbehinderter Menschen in den zusätzlichen Materialien.

Orientierung

Für die Begleitung von Menschen mit Behinderung können sie Anhaltspunkte dafür geben, was einen guten Alltag ausmacht und an welchen Stellen Unterstützung gewährt werden sollte [8]. Das besondere Potenzial liegt dabei darin, dass die Aktivitäten des täglichen Lebens auch identitätsstiftende Komponenten enthalten.

Folgendes Zitat fasst diese Überlegungen zusammen:

„Menschen brauchen zwar beispielsweise Kalorien und Flüssigkeit – das müssen sie nicht erlernen. Ihr Bedürfnis, konkrete Speisen und Getränke zu sich zu nehmen, ist jedoch ein Bildungsprodukt. Sie eignen sich die in der Kultur ausgebildeten Formen der Bedürfnisbefriedigung an.“ [9]

  • Der Alltag dient der Befriedigung von Grundbedürfnissen und der Selbstverwirklichung.
  • Viele Aktivitäten des Alltags werden in Routinen bewältigt.
  • Die „Aktivitäten des täglichen Lebens“ bieten eine Grundlage für die Beschreibung von Aktivitäten des Alltags und können als Orientierungspunkt für das Gewähren individueller Unterstützung für Menschen mit schwerer Behinderung dienen.
  • Durch Aktivitäten im Alltag vermittelt sich immer auch Kultur. Teilhabe an Alltag hat daher auch ein enormes Bildungspotenzial.

Welche Bedeutung hat Alltag an Arbeits- und Bildungsorten?

Arbeitsalltag

Sowohl für die Beschäftigten als auch für die Mitarbeiter_innen nimmt die Zeit, die sie am Arbeits- und Bildungsort verbringen, einen Großteil ihres Alltags ein. Der Arbeitsalltag der Mitarbeiter_innen ist dabei einerseits geprägt von vielfältigen Anforderungen im Bereich der Pflege, andererseits gehört es auch zu den zentralen Aufgaben der Mitarbeiter_innen, den Beschäftigten Angebote im Bereich Arbeit und Kultur zu machen und sie in ihrer individuellen Entwicklung zu begleiten und zu unterstützen.

Routinierte Tagesabläufe

Um den vielfältigen Aufgaben des Alltags gerecht werden zu können, haben sich an Arbeits- und Bildungsorten oft feste Abläufe etabliert. Viele Aktivitäten, wie etwa Pflegehandlungen, Mahlzeiten, Frühbesprechungen oder auch Pausen verlaufen routiniert. Sowohl für die Beschäftigten als auch für die Mitarbeiter_innen ergibt sich so eine grundlegende Orientierung im Tagesablauf [10]. Andererseits resultiert hieraus häufig auch, dass sich im Alltag an Arbeits- und Bildungsorten nur wenig Variationen beobachten lassen und Vorlieben der Beschäftigten, wie beispielsweise der Wunsch, das Mittagessen etwas früher oder später einzunehmen, nur selten beachtet werden können [11]. Auch für die Mitarbeiter_innen kann der immer gleichbleibende Tagesablauf eine enorme Belastung darstellen, wenn „die sich stetig wiederholenden Tätigkeiten Langeweile und ‚nicht-Dabeisein‘ erzeugen sowie alternative Handlungen verhindern.“ [12] Insbesondere dann, wenn auch Angebote nicht variieren, sondern über eine lange Zeit gleichbleiben, kann dies bei allen Beteiligten dazu führen, dass Grundbedürfnisse nur noch unzureichend befriedigt werden und identitätsstiftende Komponenten des Alltags zunehmend verloren gehen [13].

Der Variation von Angeboten kommt an Arbeits- und Bildungsorten also durchaus eine enorme Bedeutung zu. Mitarbeiter_innen kommen dabei unterschiedliche Aufgaben zu, die wie folgt zusammengefasst werden können:

„Das Erfüllen der Grundbedürfnisse, der Einfluss von Routinen und das Ermöglichen von Vielfalt sind demnach zentrale Aspekte des Alltags in Förder- und Betreuungseinrichtungen,“ [14]

Vielfältige Tagesstruktur

Eine vielfältige Tagesstruktur zu gestalten ist daher von großer Bedeutung. In verschiedenen Untersuchungen konnte beobachtet werden, dass sich für die Beschäftigten im Tagesverlauf immer wieder unstrukturierte Wartezeiten ergeben. Diese können dazu führen, dass auch für die Beschäftigten der Alltag am Arbeits- und Bildungsort langweilig wird und ihr Interesse an anderen Angeboten zunehmend zum Erliegen kommt [15].

Verantwortung seitens der Mitarbeiter_innen

Mitarbeiter_innen übernehmen dabei eine enorme Verantwortung. Einerseits müssen sie auf sich achten und dafür sorgen, dass sie die Anforderungen des Alltags bewältigen können, andererseits tragen sie Verantwortung für die Beschäftigten, die unmittelbar abhängig von der Arbeit der Mitarbeiter_innen sind.

  • An Arbeits- und Bildungsorten sind der Alltag der Beschäftigten und der Mitarbeiter_innen voneinander abhängig.
  • Pflegeaktivitäten, die der Befriedigung von Grundbedürfnissen dienen, nehmen einen großen Raum im Alltag der Mitarbeiter_innen an Arbeits- und Bildungsorten ein.
    Routinen des Alltags vermitteln einerseits Sicherheit, andererseits sollten mögliche freie Zeiten auch dazu genutzt werden, Entlastungen für Mitarbeiter_innen und Beschäftigte zu schaffen.

Welche Chancen und Herausforderungen ergeben sich daraus?

Die vorangegangenen Erläuterungen zeigen einige Potenziale für die Gestaltung des Alltags an Arbeits- und Bildungsorten.

Bedürfnisbefriedigung

  • Die Befriedigung von Grundbedürfnissen im Alltag stellt den Ausgangspunkt für die Teilhabe an Angeboten aus den Bereichen Arbeit und Kultur dar. Gleichzeitig können sich aus der Befriedigung dieser Grundbedürfnisse aber auch Möglichkeiten für die Teilhabe an Kultur ergeben. Mitarbeiter_innen können so beispielsweise durch die Gestaltung von Pflegesituationen bereits Angebote zu einzelnen Bereichen der Kultur eröffnen.

Bildung

  • Die Teilhabe an einem vielfältigen Alltag kann so auch eine Grundlage für Bildung darstellen, wenn beispielsweise Vorlieben und Abneigungen ausgebildet werden.

Sicherheit

  • Die gleichbleibenden Abläufe bieten sowohl den Mitarbeiter_innen als auch den Beschäftigten Sicherheit und Vorhersehbarkeit. Dadurch kann es leichter gelingen, sich auch gegenüber neuen Anforderungen zu öffnen [16].

Pausengestaltung

  • Insbesondere Pausenzeiten können als Freizeit verstanden werden, die die Beschäftigten dazu nutzen können, ihren Bedürfnissen nach Selbstverwirklichung, wie beispielsweise sozialem Kontakt oder auch Rückzug oder dem Nachgehen besonderer Interessen, nachzukommen. Hierdurch können sowohl Belastungen für die Beschäftigten als auch für die Mitarbeiter_innen abgebaut werden.

Entlastung

  • Auch wenn der Alltag einem gewissen Schema folgt, bleibt die Möglichkeit, die einzelnen Angebote und Aktivitäten zu verändern. Das Aufbrechen von Routinen enthält das Potenzial, sowohl für die Mitarbeiter_innen als auch für die Beschäftigten Entlastung zu schaffen [17].

Gleichzeitig ergeben sich für die Gestaltung des Alltags an Arbeits- und Bildungsorten auch Herausforderungen:

Belastung

  • Insbesondere die immer wiederkehrenden Pflegehandlungen können von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern als belastend erlebt werden, da sie eintönig, körperlich anstrengend und ggf. mit einem Gefühl von Ekel verbunden sein können [18].

Wenig Teilhabe

  • Die hohe Belastung der Mitarbeiter_innen kann dazu führen, dass das Potenzial zur Teilhabe an Kultur und Bildung, die in diesen Tätigkeiten liegen, nicht ausgeschöpft wird.

Passivität

  • Hiermit verbunden besteht die Gefahr, dass die Beschäftigten zu passiven Akteur_innen ihres Alltags werden und ihre Selbst- und Mitbestimmungsrechte sowie die Möglichkeiten auf Teilhabe eingeschränkt werden. Diese „Enteignung von Alltag“ [19] kann dazu führen, dass die Beschäftigten auch in anderen Bereichen, wie beispielsweise bei der Identitätsfindung, beeinträchtigt werden und zunehmend in eine abwartende und passive Rolle rutschen.

Was ist notwendig, um den Alltag an Arbeits- und Bildungsorten gestalten zu können?

Bedürfnisse berücksichtigen

  • An Arbeits- und Bildungsorten treffen der Alltag von Menschen mit schwerer Behinderung mit dem der Mitarbeiter_innen zusammen. Es gilt, die Bedürfnisse beider Seiten im Blick zu behalten. Damit dies gelingen kann, ist es hilfreich, die Routinen, die das Handeln im Alltag leiten, zu hinterfragen und zu identifizieren, an welcher Stelle diese als hilfreich und an welchen als belastend erlebt werden.

Kooperation

  • Der Kooperation mit Kolleg_innen kommt dabei eine zentrale Aufgabe zu. Insbesondere dann, wenn Mitarbeiter_innen das Gefühl haben, sich im Alltag in einer „Tretmühle“ zu befinden. Aber auch wenn die täglichen Pflegehandlungen zu einem Gefühl von Ekel und Abneigung führen, muss dies im Team besprochen werden können. Viele dieser Situationen benötigen Zeit und erfordern daher viel Geduld von den Mitarbeiter_innen. Es ist normal, dass diese Geduld nicht immer aufgebracht werden kann. Um den Beschäftigten einen vielfältigen Alltag zu ermöglichen, ist eine Reflexion darüber im Team notwendig, sodass Aufgaben zeitweise auch von anderen Mitarbeiter_innen übernommen werden können [20].

Beobachtungssituationen

  • Damit der Alltag für die Mitarbeiter_innen und Beschäftigten möglichst zufriedenstellend gestaltet werden kann, kann es hilfreich sein, die Position des Beobachters einzunehmen. Dies kann sowohl durch die Beratung einer Kollegin als auch durch das Filmen einzelner Sequenzen des Alltags geschehen. Leitend können unterschiedliche Fragen sein. Es bietet sich an, zunächst zu identifizieren, an welchen Stellen der Alltag einerseits für die Beschäftigten zu eintönig und andererseits vielleicht zu wenig vorhersehbar erscheint. Auf dieser Grundlage sollten Impulse gesetzt werden, um Alltagsroutinen zu durchbrechen. Dies kann für die Beschäftigten die Möglichkeit eröffnen, durch die Veränderungen neuen Schwung in den Alltag zu bringen. Hierzu sollten auch unterschiedliche Möglichkeiten zur Nutzung von freien Zeiten mitgedacht werden. Diese können, wenn sie von den Beschäftigten mitbestimmt werden, auch dazu genutzt werden, individuelle Bedürfnisse zu erfüllen.

Quellen

[1] Breitinger 1998, S. 31 [2] vgl. Richter & Thäle 2018, S. 70 [3] vgl. ebd., S. 69 f. [4] vgl. Lamers & Molnár 2018, S. 24 [5] vgl. Maslow 1943, S. 371 ff. [6] vgl. Fröhlich 2017, S. 230 [7] vgl. ebd. [8] vgl. Juchli 1997, S. 74-82 [9] Klauß 2003, S. 18 [10] vgl. Richter & Thäle 2018, S. 70 [11] vgl. ebd. [12] Richter&Thäle 2018, S. 70 [13] vgl. Lamers & Molnár 2018, S. 24 [14] Richter & Thäle 2018, S. 70 [15] vgl. Lamers & Molnár 2018, S.24 [16] vgl. Richter & Thäle 2018, S. 70 [17] vgl. Lamers & Molnár 2018, S. 24 [18] vgl. Richter & Thäle 2018, S. 76 [19] Rohrmann 1996, S. 17 [20] vgl. Richter & Thäle 2018, S. 76 

Literatur

Breitinger, M. (1998): Alltag und schwere geistige Behinderung. Würzburg: Edition Bentheim.

Fröhlich, A. (2017): Aktivitäten des täglichen Lebens schwerstbehinderter Menschen. In: Fröhlich, A.; Heinen, N.; Klauß, T. & Lamers, W.  (Hg.): Impulse. Schwere und mehrfache Behinderung – interdisziplinär, S. 229–240.

Juchli, L. (1997): Pflege. Praxis und Theorie der Gesundheits- und Krankenpflege. Stuttgart: Thieme.

Klauß, T. (2003): Die Bedeutung des Körpers und seines Wohlbefindens in der Pädagogik für Menschen mit geistiger Behinderung. In: Kane, J. F. & Klauß, T. (Hg.): Die Bedeutung des Körpers für Menschen mit geistiger Behinderung. Zwischen Pflege und Selbstverletzung. Heidelberg: Winter, S. 11–38.

Lamers, W. & Molnár, T. (2018): Ein Leben in Vielfalt – auch für Menschen mit schwerer und mehrfacher Behinderung. In: Lamers, W. (Hg.): Teilhabe von Menschen mit schwerer und mehrfacher Behinderung an Alltag, Arbeit, Kultur. Oberhausen: Athena, S. 21–36.

Maslow, A. H. (1943): A theory of human motiviation. In: Psychological Review, 50 (4), S. 370–396.

Richter, B. & Thäle, A. (2018): Same same but different – Herausforderungen der Alltagsgestaltung in Förder- und Betreuungseinrichtungen. In: Lamers, W. (Hg.): Teilhabe von Menschen mit schwerer und mehrfacher Behinderung an Alltag, Arbeit, Kultur. Oberhausen: Athena, S. 69–82.

Rohrmann, E. (1996): Der Alltag behinderter Menschen. Folge oder Bedingung heilpädagogischer Theorie und Praxis. In: Hellmann, M. & Rohrmann, E. (Hg.): Alltägliche Heilpädagogik und ästhetische Praxis. Heidelberg: Edition Schindele, S. 13–30.

siehe auch

 

IMPULSFRAGEN & REFLEXIONSÜBUNGEN

  • Welche Aktivitäten finden im Alltag Ihrer Einrichtung statt?
  • Welche Aktivitäten wiederholen sich, welche nicht? In welchem „Mischungsverhältnis“?
  • Wer hat Einfluss auf die Gestaltung des Tages?
  • In welchen Situationen empfinden Sie den Alltag als eintönig? Was zeichnet diese Situationen aus?
  • Welche Rahmenbedingungen haben Einfluss auf die Gestaltung des Alltags?
  • Welche Rahmenbedingungen lassen sich verändern, um den Alltag abwechslungsreicher gestalten zu können?
  • Beschreiben Sie wie ein typischer Arbeitstag für Sie abläuft.
  • Beschreiben Sie diesen Tag aus Sicht einer_s Beschäftigten. Worin unterscheiden sich die Beschreibungen?
  • Wer hat Einfluss auf die Gestaltung des Tages?

„Menschen brauchen zwar beispielsweise Kalorien und Flüssigkeit – das müssen sie nicht erlernen. Ihr Bedürfnis, konkrete Speisen und Getränke zu sich zu nehmen, ist jedoch ein Bildungsprodukt. Sie eignen sich die in der Kultur ausgebildeten Formen der Bedürfnisbefriedigung an.“  (Klauß 2003, S. 18)

Das Zitat verweist auf das Bildungspotential, das auch Alltagssituationen für Menschen mit schwerer Behinderung bieten können.

  • Wie muss eine Situation im Alltag gestaltet sein, damit sich dieses Bildungspotenzial entfalten kann?
  • Unter welchen Bedingungen gelingt es Ihnen, Alltagssituationen zu Bildungssituationen zu machen? Welche Weiterentwicklungsmöglichkeiten sehen Sie?

Klauß, Theo (2003):   Bildung im Spannungsverhältnis von Pflege und Pädagogik. In: Kane, J.F./ Klauß, Th. (Hrsg.): Die Bedeutung des Körpers für Menschen mit geistiger Behinderung. Zwischen Pflege und Selbstverletzung. Heidelberg 2003, 39-64

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(weiterführende) MATERIALIEN

Deutscher Kinderhospizverein (Hg.) (2008): Begleiten – Abschiednehmen – Trauern. Kinder mit lebensverkürzender Erkrankung. Düsseldorf: verlag selbstbestimmtes leben.
Fornefeld, B. (Hg.) (2022): Interdisziplinäres ¬ Teilhabe ¬ Instrument©. Düsseldorf: verlag selbstbestimmt leben.
Fröhlich, A. (2012): Basales Leben. Texte zur Arbeit mit schwer beeinträchtigten Menschen. Bd. 1. Hochspeyer: Internationaler Förderverein Basale Stimulation.
Lamers, W. (Hg.) (2018): Teilhabe von Menschen mit schwerer und mehrfacher Behinderung an Alltag | Arbeit | Kultur. Impulse: Schwere und mehrfache Behinderung. Oberhausen: Athena.
Lang, A.; Maier-Michalitsch, N. (Hg.) (2020): Spielen bei Menschen mit komplexer Behinderung. 1. Auflage. Düsseldorf: verlag selbstbestimmtes leben.
Maier-Michalitsch, N. (Hg.) (2008): Leben pur – Schlaf bei Menschen mit schweren und mehrfachen Behinderungen. Düsseldorf: verlag selbstbestimmtes leben.
Maier-Michalitsch, N. (Hg.) (2012): Leben pur – Schmerz bei Menschen mit schweren und mehrfachen Behinderungen. 2. Auflage. Düsseldorf: verlag selbstbestimmtes leben.
Maier-Michalitsch, N. (Hg.) (2013): Leben pur – Ernährung bei Menschen mit schweren Behinderungen: ein Praxisbuch. Düsseldorf: verlag selbstbestimmtes leben.
Maier-Michalitsch, N.; Grunick, G. (Hg.) (2010): Leben pur – Kommunikation bei Menschen mit schweren und mehrfachen Behinderungen. Düsseldorf: verlag selbstbestimmtes leben.
Maier-Michalitsch, N.; Grunick, G. (Hg.) (2012): Leben pur – Freizeit bei Menschen mit schweren und mehrfachen Behinderungen. 1. Auflage. Düsseldorf: verlag selbstbestimmes leben.
Maier-Michalitsch, N.; Grunick, G. (Hg.) (2012): Leben pur – Wohnen. Erwachsen werden und Zukunft gestalten mit schwerer Behinderung. Düsseldorf: verlag selbstbestimmtes leben.
Maier-Michalitsch, N.; Grunick, G. (Hg.) (2013): Leben pur. Bildung und Arbeit von Erwachsenen mit schweren und mehrfachen Behinderungen. Düsseldorf: Verlag selbstbestimmtes leben.
Maier-Michalitsch, N.; Grunick, G. (Hg.) (2014): Leben bis zuletzt – Sterben, Tod und Trauer bei Menschen mit schweren und mehrfachen Behinderung. Leben pur. Düsseldorf: verlag selbstbestimmtes leben.
Praschak, W. (1985): Körperarbeit. Kooperative Körperarbeit mit Schwerstbehinderten – Gedanken über die pädagogische Arbeit mit körperlich und geistig Schwerstbehinderten. In: Behinderte in Familie, Schule und Gesellschaft 8 (1), S. 48-53.
Praschak, W. (1992): Schwerstbehinderung als sensumotorische Handlungsveränderung. In: Vierteljahresschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete 61 (1), S. 25-40.
Praschak, W. (1993): Alltagsgestaltung und Zusammenarbeit. Grundlagen der Sensumotorischen Kooperation mit schwerstbehinderten Menschen. In: Vierteljahresschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete 62 (3), S. 297-311.
Praschak, W. (2010): Sensumotorische Kooperation und didaktische Elementarisierung am Beispiel der Gestaltung der Aktivitäten des alltäglichen Lebens mit Menschen mit einer schwersten und mehrfachen Behinderung. In: Maier-Michalitsch, N.; Grunick, G. (Hg.): Leben pur – Kommunikation bei Menschen mit schweren und mehrfachen Behinderungen. Düsseldorf, S. 41-58.
Riegert, J.; Sansour, T.; Musenberg, O.; Buder, A.; Molnàr, T.; Müller, S.; Richter, B.; Thäle, A. (Hg.) (2019): Spielen. Menschen mit schwerer Behinderung und die Potenziale des Spiels. Aachen: Mainz Verlag.
Rohrmann, E. (1996): Der Alltag behinderter Menschen. Folge oder Bedingung heilpädagogischer Theorie und Praxis. In: Hellmann, M.; Rohrmann, E. (Hg.):Alltägliche Heilpädagogik und ästhetische Praxis. Heidelberg: Edition Schindele, S. 13-30.
Schlichting, H. (2013): Pflege bei Menschen mit schwerer Behinderung. Ein Praxisbuch. Düsseldorf: verlag selbstbestimmtes leben.