Schlüsselanhänger

KONKRETISIERUNG  ·  Herstellung eines Schlüsselanhängers aus Filzkugeln

 

SACHASPEKTE UND POTENZIAL

Viele Förder- und Betreuungseinrichtungen haben mehrmals im Jahr die Gelegenheit, Produkte auch an externe Personen zu verkaufen. Filzprodukte sind ohne teure Hilfsmittel herstellbar und die Materialkosten erschwinglich. Das Filzen selbst bietet Wahrnehmungserfahrungen und Möglichkeiten der Teilhabe. Da abgesehen vom Umgang mit Nadeln keine Hilfsmittel benutzt werden, von denen eine Verletzungsgefahr ausgehen könnte, können viele Teilschritte von den Beschäftigten selbst ausgeführt werden. Beim Filzen kommt es weniger auf genaues Arbeiten an. Eine Filzkugel kann allein durch Rollen auf einer Unterlage oder durch Bewegen in den Händen hergestellt werden. Die Veränderung der Konsistenz ist innerhalb von Minuten zu erleben und kann Selbstwirksamkeitserleben unterstützen: Durch die eigene Bearbeitung verändert sich die Beschaffenheit des Materials. Individuelle Vorlieben können z. B. bei der Auswahl der Farben eingebracht werden. Da keine besonderen materiellen oder räumlichen Voraussetzungen gegeben sein müssen, kann gemeinsam an einem Gruppentisch gefilzt werden, sodass neben der Arbeit auch kommunikative und kooperative Prozesse stattfinden und unterstützt werden können.

Variationsmöglichkeiten: Filzkugeln können nicht nur zur Herstellung von Schlüsselanhängern verwendet werden, sondern z. B. auch als Nadelkissen. Darüber hinaus kann aus Filzwolle auch Haarschmuck hergestellt werden. Filzflächen können auch zur Dekoration von Karten genutzt werden.

IMPULSFRAGEN

Gibt es einen besonderen Anlass, warum Filzprodukte gefertigt werden?

Welche Alternativen zum Schlüsselanhänger gibt es?

Welches Interesse haben die Beschäftigten am Filzen? Wie kann das Interesse geweckt werden?

Welchen Schwerpunkt soll das Angebot für den einzelnen Beschäftigten haben (Fokus auf Wahrnehmungserfahrung oder Produktorientierung mit Verkaufsperspektive)?

Wir wird der individuelle Kompetenzzuwachs beim Filzen unterstützt und wie werden Entwicklungen gegenüber den Beschäftigten kommuniziert?

Welche Möglichkeiten der Zusammenarbeit in der Gruppe eröffnet das Angebot?

Welche individuellen Gestaltungsspielräume eröffnet die Fertigung von Filzprodukten?

Wie kann ein Austausch über die Ergebnisse initiiert werden? Welche Formen der Rückmeldung und Wertschätzung sind bereits etabliert, können verstanden und ggf. erweitert werden?

Gibt es für den Verkauf der Produkte einen konkreten Anlass (z. B. Basar, Weihnachtsmarkt o. Ä.) oder bestehen Kooperationen zu Händlern (Läden oder Online-Versand)?

DIFFERENZIERUNG
  • bewusstes Wahrnehmen beim Rollen der Filzkugel auf der Tischplatte (z. B. kreisende Handbewegung, ggf. unterstützt durch Handführung oder erlebbar durch stellvertretende Ausführung am Körper des Beschäftigten)
  • Körperbewusstsein unterstützen durch Veränderung der Körperlage (z. B. Arbeiten im Stehständer)
  • Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Zuständen der Filzwolle: Vergleichendes Fühlen von unbearbeitetem Ausgangsmaterial (zuerst flauschig/weich, kann man auseinanderziehen) mit Endprodukt (z. B. gefilzte Kugel ist fest/ kompakt)
  • bewusstes Erkunden des Zwischenzustandes (nasse Wolle, schmierige Seife etc.)
  • Empfindlichkeit berücksichtigen: z. B., wenn nasses Material abgelehnt wird: entweder alternativ nur trocken filzen oder bewusstes, langsames Gewöhnen an Materialbeschaffenheit
  • Erkundung der Tischunterlage (z. B. Profil der Gummiunterlage spüren)
  • Erfahren der Form (z. B. Kugel) durch Rollen/Massage am Körper, z. B. Handinnenfläche
  • kontrastreiche Umgrenzungen/Rahmen/Unterlagen verwenden
  • Materialien fixieren (z. B. rutschfeste Unterlagen nutzen)
  • leuchtende, kontrastreiche Filzwolle nutzen
  • für ausreichende Beleuchtung sorgen
  • relevantes Arbeitsmaterial ins Blickfeld rücken
HANDLUNGSLEITENDE PRINZIPIEN
  • Übernahme von Verantwortung (ermöglicht durch Beteiligung der Mitarbeiter_innen am Arbeitsprozess in einer kollegialen und assistierenden Beziehung zu den Beschäftigten)
  • geteilte Verantwortung für den Arbeitsprozess (Beschäftigte und Mitarbeiter_innen)
  • individuelle Ausdrucksmöglichkeiten bei der Produktfertigung (z. B. Einbringen eigener Vorlieben und Ideen)
  • Möglichkeit der Abweichung von ursprünglich geplanten Produktvorstellungen
  • Bestimmung des persönlichen Arbeitsrhythmus durch die Beschäftigten selbst (v. a. Signalisieren von individuellen Pausen etc.)
  • Berücksichtigung der Voraussetzungen, Erfahrungen und Interessen der Beschäftigten bei der Wahl von Arbeitsangeboten (z. B. Interesse an taktilen Erfahrungen, Fähigkeit zu greifen etc.)
  • Arbeitsangebote als Vorschläge für die Beschäftigten: Möglichkeit der Präferenzäußerung/Angebotswahl
  • Abstimmungsprozesse (z. B. bei arbeitsteiligem Vorgehen)
  • erwachsenengerechte Ansprache (in der Interaktion mit den Beschäftigten)
  • respektvoller und höflicher Umgangston
  • Vermeidung von verniedlichenden Kosenamen oder Bevormundungen
  • Vermeidung von Gesprächssituationen ohne Miteinbezug der anwesenden Beschäftigten (kein Austausch „über die Köpfe der Beschäftigten hinweg“), d. h., Gestaltung von Gesprächssituation unter Miteinbezug aller anwesenden Personen (Beschäftigte und Mitarbeiter_innen)
  • eigenverantwortliches Einfordern (der Beschäftigten) von Unterstützung (z.B. mithilfe von UK), d.h. Mitarbeiter_innen als potenzielle Assistent_innen (kein „Aufdrängen von Unterstützung“)
  • respektvoller Umgang der Mitarbeiter_innen mit Entscheidungen der Beschäftigten (z.B. in Bezug auf den individuellen Arbeitsrhythmus)
  • Verantwortung für Arbeiten mit Gefahrenpotenzialen übertragen (z. B. bei Arbeiten mit der Nadel), aber auch Einhaltung von Sicherheitsregeln einfordern (z. B. Verwendung von Nadeln beim Filzen)
  • vorherige Absprache der Mitarbeiter_innen bzgl. der Zuständigkeiten (innerhalb des geplanten Arbeitsprozesses)
  • Einhalten der abgesprochenen Zuständigkeiten im Arbeitsprozess, neue Absprachen bei spontanen Änderungen im Ablauf oder neuen Konstellationen der Gruppe
  • ggf. bewusste Zurückhaltung der Mitarbeiter_innen in bestimmten Situationen
  • regelmäßige Reflextion der Interaktionen (eines Arbeitstages) durch die Mitarbeiter_innen; ggf. Erkennen des entsprechenden Änderungsbedarfs
  • sprachliche Begleitung in assistierenden Handlungen durch die Mitarbeiter_innen
  • gezielte und einheitliche Verwendung des (spezifischen) Wortfeldes im Arbeitsprozess
  • stabile und verlässliche Beziehungen zwischen den Beschäftigten und den Mitarbeiter_innen
    • respektvolle Interaktion auf Augenhöhe
    • Anerkennung ihrer Person
  • Berücksichtigung von Aspekten der Kooperation und Kontaktaufnahme unter den Beschäftigten im Arbeitsprozess (z. B. Teilen von Materialien, Übernahme von Aufgaben für die Gruppe, Werkzeugverleih etc.)
  • Sicherheit und Routine im Arbeitsprozess
  • vertraute Arbeitsabläufe/bekannte Arbeitsschritte
  • bekannte räumliche und strukturelle Struktur
  • Transparenz bei Veränderungen im Ablauf (z. B. wechselndes Personal)
  • keine Verletzungsgefahr bei den einzelnen Arbeitsschritten (Überlegung der Mitarbeiter_innen z. B., welche Beschäftigten selbstständig mit der Filznadel umgehen können)
  • Erleben von Selbstwirksamkeit im Arbeitsprozess
    • durch eigene Entscheidungen bei der Ausgestaltung
    • durch Hervorrufen von Veränderungen durch ihr eigenes Tun
    • Erzeugen von Effekten
    • Betrachten und Bewerten von Ergebnissen
    • Unterstützung anderer Beschäftigter in der Gruppe und Erhalt von Rückmeldung hierfür
  • Übernahme spezifischer Aufgaben entsprechend den eigenen Kompetenzen (Herr X kann etwas besonders gut, deswegen übernimmt er es, ggf. für die gesamte Gruppe)
  • Hinweise (durch die Mitarbeiter_innen) auf mögliche Konsequenzen und ggf. Gefahrenpotenziale bei bestimmten Handlungen und/oder Verhaltensweisen
  • Erleben von Wertschätzung der eigenen Leistung (durch regelmäßige Rückmeldeprozesse)
    • Feedback durch die Mitarbeiter_innen und die anderen Beschäftigten in der Gruppe
    • emotionale Reaktionen (z. B. Lachen) oder Lob (z. B. Daumen hoch)
    • Tipps für Weiterarbeit
THEMENBEZOGENES WORTFELD
  • die Arbeit
  • der Arbeitsplatz
  • das Werkzeug
  • das Material
  • die Hilfe
  • der Plan
  • die Pause
  • die Aufgabe
  • die Kontrolle
  • das Produkt
  • die Wolle
  • die Seife
  • das Wasser
  • die Nadel
  • die Unterlage
  • die Kugel
  • die Schüssel
  • das Handtuch
  • der Anhänger
  • arbeiten
  • aufräumen
  • anordnen
  • kontrollieren
  • herstellen
  • filzen
  • rollen
  • ausspülen
  • trocknen
  • verkaufen
  • gut
  • schlecht
  • anstrengend
  • müde
  • hart
  • weich
  • nass
  • trocken
  • rund
  • Farbadjektive (rot, gelb, grün, bunt, …)
  • schön
  • hässlich
  • Ich bin zufrieden/unzufrieden.
  • Ich habe viel/wenig geschafft.
  • Mir gefällt mein Arbeitsergebnis (nicht).
  • Ich bin erschöpft/müde.
  • Ich bin stolz.
  • Ich bin genervt.
  • Ich bin sauer.
  • Ich brauche …
  • Ich arbeite zusammen mit …
  • Das gefällt mir (nicht).
  • Ich bin fertig.
BEISPIELPLANUNG

Im Vorfeld des Angebots wird sichergestellt, dass die unmittelbaren körperlichen Bedürfnisse der Beschäftigten gestillt sind (kein Hunger, keine Schmerzen etc.). Die Arbeitsphase wird für alle klar markiert. Dies kann in Form einer bestimmten Gebärde, Symbolkarte oder Ähnlichem erfolgen. Bei Beschäftigten, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, wird gezielt darauf geachtet, dass sie sich zum Angebot hinwenden können. Ggf. werden Lage- und Positionsveränderungen (z. B. Stehständer) vorgenommen, um die Aufmerksamkeit zu erhöhen.

Ggf. wird zunächst ohne genaue Produktorientierung gefilzt, um mit dem Material und dem Vorgang vertraut zu werden.

Ggf. können die Beschäftigten zwischen verschiedenen Produkten (Kugel für Schlüsselanhänger oder Fläche für Kartengestaltung) auswählen.

 

Ziel ist es, dass alle Beschäftigten sich auf die Arbeitsphase einlassen und ihre Aufmerksamkeit auf das Angebot ausrichten. Um dies zu erreichen, müssen Neugierde und Motivation geweckt werden.

Eine Möglichkeit, in ein neues Arbeitsprojekt einzusteigen, ist die Präsentation des Endprodukts: Die Beschäftigten können die Filzkugeln ertasten. Es kann auch ein Schüsselbund an dem Filz-Schlüsselanhänger befestigt werden. So können die Kugeln einerseits ertastet, aber auch Effekte erzeugt werden →effektgeleitet. Darüber hinaus kann die Funktion eines Schlüsselanhängers thematisiert werden →reflektiert-symbolisch. Die Beschäftigten können hier bereits mit dem Ausgangsmaterial (Filzwolle) konfrontiert werden und die Unterschiede zur fertig verarbeiteten Filzkugel wahrnehmen und thematisieren (alle Tätigkeitsformen werden so angesprochen). Ggf. kann hier personale Assistenz durch Handführung oder sprachliche Begleitung notwendig werden. Bei der Erkundung können die Beschäftigten die Materialien im Kreis weitergeben, sodass auch Kontaktaufnahmen unter den Beschäftigten möglich werden.

Nach der Erkundung und Erprobung des Endprodukts und des Ausgangsmaterials wird die Zielperspektive deutlich gemacht: eigene Herstellung von Filzkugeln bzw. Schlüsselanhängern. Es können Verwendungszwecke (z. B. Geschenk oder Verkauf) besprochen werden →reflektiert-symbolisch.

Hier könnte auch Bezug genommen werden auf Produkte, die schon einmal erstellt und verkauft worden sind.

Die Tätigkeiten im Einstieg lösen (vermutlich) emotionale Bewertungen bei den Beschäftigten aus (z. B. Lachen, Verwunderung etc.). Diese Stimmungen werden aufgegriffen und gespiegelt. Wenn nötig werden Regulationshilfen angeboten (z. B. Körperkontakt, beruhigende Worte etc.).

Anmerkung:

Wenn die Beschäftigten schon mit der Aufgabe vertraut sind, kann der Einstieg abgekürzt werden. Eine Gebärde (z. B. für das Filzen typische Handbewegung) kann in Zusammenhang mit der Wolle als Orientierungsgrundlage ausreichen. Der Einstieg kann auch über das Zwischenergebnis erfolgen, das bereits erarbeitet wurde.

Die Vorbereitungen können nun gemeinsam getroffen werden. Zum Filzen müssen die Tische abgedeckt werden, um die nasse Filzwolle bearbeiten zu können. Es bieten sich Gummimatten mit einem Profil (z. B. Fußmatten fürs Auto) an, um Filzkugeln darauf zu rollen. Auch diese Vorbereitung des Raums trägt zur Orientierung der Beschäftigten bei. Für manche Beschäftigte sollte hier die Möglichkeit einer intensiveren Raumerkundung →effektgeleitet gegeben werden, indem die Veränderungen der Tischoberfläche taktil wahrgenommen wird. Das Umräumen des Raumes kann für manche Beschäftigte als belastend erlebt werden, da in dieser Übergangsphase Unruhe entsteht. Es ist daher möglich, dass nur einzelne Beschäftigte aktiv an der Vorbereitung beteiligt werden und die anderen erst später an den Tisch kommen.

Nun müssen die Arbeitsplätze vorbereitet werden. Um Kooperation und Kontaktaufnahme anzubahnen, ist es hilfreich, wenn gemeinsam auf das Material zugegriffen wird. Somit ist es nicht notwendig, dass jeder über sein eigenes Material verfügt. Beispielsweise können zwei Schüsseln mit Seife und Wolle auf dem Tisch für alle zur Verfügung stehen. Die weiteren benötigten Dinge (z. B. Nadel, Unterlage) werden zusammengestellt und am Arbeitsplatz sinnvoll angeordnet (Link/zu Foto: Materialien/Werkzeuge in Reihenfolge). Diese individuelle Einrichtung des Arbeitsplatzes erfolgt je nach Tätigkeitsform auf verschiedene Weise: Sie kann stellvertretend ausgeführt werden →effektgeleitet, sie kann in enger personaler Begleitung durchgeführt werden →ergebnisorientiert oder sie kann weitgehend selbstständig erfolgen, indem z. B. bildliche Anleitungen, Checklisten oder ein Tischset mit Piktogrammen genutzt werden →reflektiert-symbolisch. 

Nach der Einrichtung des Arbeitsplatzes wird überprüft, ob alles vorbereitet ist, um mit der Fertigung beginnen zu können. Dabei sollte erneut ein unterschiedliches Ausmaß an Hilfestellung berücksichtigt werden, z. B. wird der Arbeitsplatz gemeinsam mit einer Assistenz oder anhand einer Checkliste kontrolliert.

Hinweis:

Handelt es sich um den Einstieg in ein neues Projekt bzw. sind die Teilschritte der Produktionen den Beschäftigten noch gänzlich unbekannt, wird der Arbeitsplatz im Voraus stellvertretend durch die Mitarbeiter_innen eingerichtet, da die Beschäftigten noch nicht wissen können, was sie für die jeweilige Aufgabe benötigen.

Die Filzkugeln werden nun gefertigt. Bei Bedarf wird die Ausführung des bevorstehenden Arbeitsschrittes verdeutlicht. Dies kann durch direkte Demonstration erfolgen →ergebnisorientiert oder anhand von Bildmaterial →reflektiert-symbolisch.

Die Fertigung kann unterschiedlich gestaltet und unterstützt werden. Bei manchen Beschäftigten stehen wahrnehmungsbezogene Tätigkeiten im Vordergrund. Dabei müssen sie nicht unbedingt selbst einen Schlüsselanhänger aus Filzkugeln fertigen, sondern sie erkunden in der Kontaktaufnahme mit den anderen Beschäftigten die Materialien in den unterschiedlichen Fertigungsphasen, z. B. die trockene Filzwolle im Vergleich zur nassen, in Seifenwasser getauchten Filzwolle. Für manche Beschäftigten kann die Herstellung der Filzkugeln auch stellvertretend an ihrer Hand oder ihrem Arm ausgeführt werden, indem die Kugel – ähnlich wie bei einer Massage – über den Körper gerollt wird →effektgeleitet. Andere Beschäftigte werden in bestimmte Arbeitsschritte einbezogen, indem sie die Möglichkeit erhalten, Effekte zu erzeugen, die sie zu ihrer Tätigkeit motivieren. Zum Beispiel kann das Eintauchen der Wolle in das Seifenwasser oder das Auswaschen der fertigen Filzkugeln als angenehm empfunden werden. Solche Arbeitsschritte können dann von den Beschäftigten übernommen werden. Es gilt herauszufinden, was für einzelne Beschäftigte ein positiver Effekt sein kann, der sie/ihn zur entsprechenden Tätigkeit motiviert.

Eine weitere Form des Tätigwerdens ist die Ausführung eines überschaubaren Teilschrittes. Die Kugel wurde z. B. schon präpariert und muss vom Beschäftigten nur noch so lange auf dem Tisch gerollt werden, bis sie hart wird. Die Beschäftigten verstehen, was sie mit ihrer Tätigkeit bewirken, z. B., dass die Kugel durch das Rollen auf der Unterlage hart wird →ergebnisorientiert.

Auch wenn sich die Fertigung an einer Zielvorgabe orientiert, werden individuelle Vorlieben bei der Gestaltung (z. B. bei der Auswahl der Farbe der Wolle) berücksichtigt.

Beschäftigte, die den Gesamtablauf der Fertigung (ggf. mit visualisierten Plänen) überblicken können, übernehmen weitestgehend alle Teilschritte selbstständig. Eigene Gestaltungsideen werden geäußert und finden Berücksichtigung →reflektiert-symbolisch.

Das Verbinden der einzelnen Filzkugeln mit dem Schlüsselring (Auffädeln mit einem Nylonfaden und Verknoten) ist feinmotorisch sehr anspruchsvoll. Ggf. muss dieser Arbeitsschritt stellvertretend von Mitarbeiter_innen ausgeführt werden. Die Beschäftigten könnten aber z. B. die Kugeln für das Produkt heraussuchen und bei der Zusammenstellung (Anzahl, Farbe, Größe) aktiv mitwirken.

Während der gesamten Arbeitsphase kann den Beschäftigten (bei Bedarf) immer wieder die zeitliche Struktur mit den Pausen vor Augen geführt werden. Ein TimeTimer kann die verbleibende Zeit veranschaulichen. Ebenso können das noch zu erledigende Arbeitspensum und die bereits geleistete Arbeit) verdeutlicht werden. Dies kann zur Aufrechterhaltung der Motivation beitragen. Darüber hinaus sind Hilfen (z. B. verbale Begleitung) zur (Neu-)Orientierung nötig, wenn ein Beschäftigter einen Arbeitsschritt abgeschlossen oder seine Arbeit unterbrochen hat.

Die Fertigung wird von den Beteiligten, aber auch von den Mitarbeiter_innen bewertet. Fremdbewertungen können in Form von Bestärkung oder auch in Form von Korrekturvorschlägen zum Ausdruck gebracht werden. Durch Hinweise können die Beschäftigten lernen, ihr Tun selbst zu bewerten und ggf. zu korrigieren. Auch emotionale Bewertungen der Beschäftigten sollten aufgegriffen werden. Die Emotionen können z. B. versprachlicht und die darin zum Ausdruck kommenden Bedürfnisse (z. B. nach einer Pause) berücksichtigt werden. Zwischenergebnisse werden den Beschäftigten vor Augen geführt, indem sie z. B. den Unterschied zwischen der unbehandelten Filzwolle und der erarbeiteten Filzkugel durch Tasten erfahren. Für die Kontaktaufnahme zwischen den Beschäftigten, aber auch zur Motivation, ist es sinnvoll, dass sie auch Zwischenergebnisse der jeweils anderen zur Kenntnis nehmen und kommentieren. Dies kann von den Mitarbeiter_innen immer wieder angeregt werden.

Das Ende der Fertigungsphase wird markiert, indem z. B. eine Aufräummusik eingespielt oder eine entsprechende Gebärde gezeigt wird. Wenn der Prozess nicht für alle Beschäftigten zur gleichen Zeit endet, können auch individuelle Zeichen vereinbart werden.

Die Beschäftigten werden am Aufräumen beteiligt. Manche Beschäftigte sind auf eine stellvertretende Ausführung beim Aufräumen angewiesen. Jedoch können ihnen dabei Wahrnehmungserlebnisse angeboten werden, z. B. Veränderung von Lage und Umgebung durch Beteiligung am Transportieren von Materialien →effektgeleitet.

Für manche Beschäftigte bieten sich besonders kleinschrittige Aufgaben beim Aufräumen an, welche weitgehend selbstständig ausgeführt werden können (z. B. einen Tisch abwaschen oder Materialien einzeln zurückstellen), wobei personale Begleitung stellenweise notwendig ist →ergebnisorientiert. Die Mitarbeiter_innen überlegen, ob sich Aufgaben identifizieren lassen, die nur kooperativ erledigt werden können, z. B. zu zweit eine Tischdecke zusammenfalten. Auf diese Weise wird die Kooperation zwischen den Beschäftigten angebahnt. Ggf. können manche Beschäftigte den Aufräumprozess bereits überblicken (evtl. dienen Bilder als Unterstützung). Es können umfassendere Aufräumaktivitäten erledigt werden, z.B. das Kehren des Raumes/Arbeitsbereiches. Die Beschäftigten können sich zudem bei den Mitarbeiter_innen rückversichern und überprüfen, ob ihr Arbeitsplatz aufgeräumt ist →reflektiert-symbolisch.

Zum Abschluss wird den Beschäftigten vor Augen geführt, was sie bereits geschafft haben, z. B. werden die fertigen Filzkugeln angefasst und ein Vergleich zur unbehandelten Wolle wird durch Tasten ermöglicht →effektgeleitet.

Handelt es sich nach der Fertigungsphase um Zwischenergebnisse, kann hier ein Vergleich mit dem konkreten Endprodukt (Muster) erfolgen, um den Beschäftigten so einen Ausblick für weitere Arbeitsschritte zu ermöglichen (z. B. dass die Kugeln noch mit einem Ring für den Schlüsselanhänger verbunden werden müssen).

Es erfolgt eine abschließende Bewertung der bisher gefertigten Produkte. Diese kann emotional zum Ausdruck gebracht werden (Freude, Stolz, etc.) →ergebnisorientiert, anschaulich anhand von Smileys gezeigt werden oder es können auch bereits Kriterien herangezogen werden (z. B.: Sind die Kugeln rund, sind sie fest oder fallen sie auseinander?) →reflektiert-symbolisch. Die Beschäftigten erfahren Wertschätzung für ihre Arbeit durch individuelle Rückmeldung. Auch wenn kein Zusammenhang zwischen dem Produkt und der eigenen Tätigkeit hergestellt werden kann, kann eine unmittelbare Bewertung der gemachten Erfahrungen erfolgen, z.B. durch Mimik und Körpersprache →effektgeleitet.

Ggf. wird gemeinsam besprochen, was bis zur Fertigstellung noch fehlt. Außerdem können Verwendungszwecke (z. B. Geschenk oder Verkauf) besprochen werden.