Interkulturelle Bildung

PROFIL

Viele kleine Leute an vielen kleinen Orten, die viele kleine Schritte tun, können das Gesicht der Welt verändern! (Afrikanisches Sprichwort)

Kultur lebt vom Austausch, von Begegnungen in räumlicher Nähe und Ferne. Angebote im Bereich „Interkulturelle Bildung“ können dafür sensibilisieren fremde und eigene kulturelle Prägungen wahrzunehmen, zu überdenken, interkulturelles Verständnis zu entwickeln und in diesem Sinne viele Schritte aufeinander zuzugehen.

Sich zu Hause fühlen – Heimat erleben

Für die meisten Menschen ist es ein hoher Wert, über einen Ort zu verfügen, an dem man sich besonders zugehörig fühlt. Das Gefühl, beheimatet zu sein, entsteht durch vertraute soziale Beziehungen und kulturelle Praktiken (z. B. im Alltag oder bei der Gestaltung von Festen). Es sind diese individuellen Erfahrungen in den jeweiligen kulturellen Zusammenhängen, die Identität prägen. Was Heimat ausmacht, kann sich durch neue, positive Begegnungen und Erfahrungen erweitern. Sich mit dem Thema zu beschäftigen, bietet auch die Möglichkeit sich mit Erlebnissen des Nicht-Willkommenseins, der Ausgrenzung und des Heimatverlustes auseinanderzusetzen.

Andere Länder und Kulturkreise kennenlernen

Vorstellungen über das Leben in anderen Ländern und Kulturkreisen können durch Beispiele aus den verschiedenen Lebensbereichen aufgebaut und erweitert werden (z. B. das Kennenlernen von unterschiedlichen Kleidungs- und Wohnstilen, Festen und Formen der Religionsausübung, anderen Gerichten oder geographischen Gegebenheiten).

Dabei ist darauf zu achten, dass bei Angeboten zur interkulturellen Bildung für Menschen mit schwerer Behinderung keine stereotypen Vorstellungen weiter übermittelt werden. Auch bei einer vereinfachten sprachlichen Form der Vermittlung, beim Einsatz von Filmen und Fotos sowie gemeinsamen Aktivitäten sollte auf ein differenziertes Bild des anderen Landes bzw. der anderen Kultur geachtet werden.

In unterschiedlichen Sprachen kommunizieren

Ein zentraler Bestandteil anderer Kulturen ist die jeweilige Sprache. An Arbeits- und Bildungsorten ist in gewissem Sinne eine Mehrsprachigkeit schon gegeben. Neben der deutschen Lautsprache sind auch nichtverbale Kommunikationsformen von zentraler Bedeutung. Darüber hinaus ist die englische Sprache im Alltag durch Musik, Produktbezeichnungen und eine Vielzahl von Lehnwörtern präsent. Auch die Familiensprachen der Beschäftigten und Mitarbeiter_innen können die Sprachenvielfalt an Arbeits- und Bildungsorten erweitern. Angebote zur interkulturellen Bildung bieten den Raum sich mit diesen Sprachen näher auseinanderzusetzen oder auch eine andere Fremdsprache kennenzulernen. Ziel ist es dabei weniger eine Fremdsprache flüssig zu sprechen, sondern die eigenen Fähigkeiten im interkulturellen Kommunizieren zu erweitern.

Durch Angebote, die einen positiv gestalteten interkulturellen Austausch unterstützen, können Vorurteile und Ängste vor dem als fremd Wahrgenommenen abgebaut sowie eine innere Haltung der Toleranz und des Respekts gegenüber anderen Kulturen aufgebaut werden.

THEMENSPEKTRUM

Die folgenden exemplarischen inhaltlichen Impulse sollen die Breite des Themenspektrums herausstellen. Sie beziehen sich sowohl auf Mitarbeiter als auch auf Beschäftigte.

  • Heimat erleben
    • soziale Beziehungen, in denen man sich wohlfühlt, mit Unterstützung pflegen (z. B. sich mit anderen Beschäftigten verabreden, Familiennachmittage durchführen, Kontakt zu ehemaligen Mitarbeiter_innen halten)
    • vertraute (Lieblings-)Orte aufsuchen, darüber erzählen, diese mit Fotos und Gegenständen dokumentieren und sich gegenseitig vorstellen
    • sich gegenseitig von wichtigen Orten und Begegnungen in der Kindheit erzählen (ggf. stellvertretend erzählen lassen, Fotos, Filme und passende Gegenstände einbeziehen)
    • an traditionellen lokalen Festen und Märkten teilnehmen (z. B. Kirchweih, Oktoberfest, Weihnachtsmarkt)
    • Bräuche pflegen (z. B. Tanz in den Mai, Karneval, Weihnachtsbaum aufstellen, Volkstänze und Trachten kennenlernen)
    • lokale Sehenswürdigkeiten besuchen, Gäste durch den Wohnort führen
  • „Made in …“ – Import und Export von Waren thematisieren (z. B. den globalen Weg von Textilien, Import von Lebensmitteln)
  • Orte und Veranstaltungen besuchen, die andere Kulturen näherbringen (z. B. Kulturinstitute einzelner Länder, türkischer Wochenmarkt, interkultureller Verein, Festival)
  • an Veranstaltungen gegen Rassismus und Fremdenhass teilnehmen bzw. diese ausrichten (z. B. ein interkulturelles Straßenfest besuchen, einen gemeinsamen Musiknachmittag mit Menschen aus einer nahe gelegenen Flüchtlingsunterkunft gestalten)
  • Deutschland
    • unterschiedliche Orte in Deutschland aufgrund eines persönlichen Bezugs näher kennenlernen (z. B. Wohnort von Verwandten, beliebter Urlaubsort)
    • im Rahmen von Themenwochen einzelne Regionen Deutschlands, ihre Bräuche und Sehenswürdigkeiten näher kennenlernen (z. B. Bayerische Woche)
    • verschiedene Regionen und Städte in Deutschland bereisen
    • Europa
    • Städtepartnerschaften im Rahmen kleiner Projekte pflegen (z. B. die betreffenden Orte durch Fotos, Erzählungen, Reisen kennenlernen, Kontakt zu Einrichtungen in den Partnerorten aufnehmen)
    • Kontakte zu einer Einrichtung außerhalb Deutschlands pflegen (sich gegenseitig vom Alltag erzählen, Fotos schicken, ein gemeinsames Kulturprojekt durchführen, sich besuchen)
    • ausgehend von individuellen Vorlieben bekannte Städte oder Regionen näher kennenlernen (z. B. durch Recherche im Internet, Fotos, Filme, multisensorische Reiseerzählungen und eigene Reisen)
  • Welt
    • sich mit Darstellungen der Welt (Globus, Karten, Google Maps) beschäftigen, Orte suchen und über sie eigene Vorstellungen entwickeln; Fotos, Filme und Gegenstände von den Orten mit einbeziehen
    • Nachrichten aus aller Welt in Leichter Sprache lesen, Fernsehbeiträge schauen
    • sich über aktuelle Weltereignisse austauschen (z. B. Olympiade, Weltmeisterschaften, aktuelle politische Ereignisse)
    • Identifikationsmerkmale (Nationalflaggen, Hymnen einzelner Regionen und Länder) kennenlernen
    • je nach Interesse unterschiedliche Sprachen, Währungen, Kleidungsstile, Regeln im Alltag in einzelnen Ländern thematisieren
  • Berichte von Migration & Flucht kennenlernen
    • Bekannte und Verwandte fragen, warum und wie sie nach Deutschland gekommen sind
    • Geflüchtete einladen und von ihrer Flucht erzählen lassen
    • Berichte und Erzählungen über Heimatverlust und Flucht in Leichter Sprache lesen, Filme und Fotos gemeinsam anschauen
  • ein Geschichtsprojekt durchführen und sich mit historischen Spuren von Einwanderung, Flucht und Vertreibung am Wohnort beschäftigen
  • Bedeutung des eigenen Nachnamens recherchieren (z. B. polnische Namen im Ruhrgebiet)
  • spezifische Gedenkorte und Museen besuchen (z. B. Deutsches Auswandererhaus Bremerhaven, Gedenkorte, die an Vertreibungen erinnern)
  • Erfahrungen von Rassismus, Fremdenhass und Ausgrenzung thematisieren
    • unterschiedliche Hautfarben wahrnehmen
    • eigene Erlebnisse der Ausgrenzung aufarbeiten (z. B. Blicke und Pöbeleien im öffentlichen Raum oder der Schule)
    • Vorfälle von Fremdenhass besprechen (z. B. anhand aktueller Nachrichten)
  • politische Entscheidungen und Wahlen in anderen Ländern verfolgen (z. B. im Herkunftsland der Familie)
  • Aktionen zur Unterstützung von Flüchtlingen durchführen (z. B. Verkauf von Produkten auf einem Straßenfest)
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