Design & Mode

PROFIL

Formen, Farben und Materialien bewusst wahrnehmen, sich geschmackvoll kleiden, Schmuck tragen, persönliche Gegenstände auswählen und gestalten, Räume individuell dekorieren oder jahreszeitlich schmücken – sich als Gestalter_in des eigenen Umfeldes erleben.

In einem ästhetisch gestalteten Umfeld leben

Das nahe Umfeld von Menschen mit schwerer Behinderung wird oft durch praktische Erwägungen bestimmt: Es werden Gegenstände und Flächen genutzt, die robust und leicht zu reinigen sind, oder Kleidungsstücke vorrangig unter praktischen Gesichtspunkten ausgewählt. Auf eine ästhetisch ansprechende Gestaltung persönlicher Sachen sowie des Arbeits- und Wohnumfeldes sollte jedoch nicht verzichtet werden. Sinnliche und ästhetische Erfahrungen, z.B. durch textile Materialien oder die gemeinsame Ausgestaltung von Räumen, können zum individuellen Wohlbefinden und zur Ausbildung von Geschmack beitragen sowie zum eigenen kreativen Tätigsein anregen.

Mode und Design als Ausdruck von Individualität und Persönlichkeit

Kleidung, Accessoires oder auch die Gestaltung persönlicher Hilfsmittel bieten Menschen mit schwerer Behinderung die Chance, ihren individuellen Geschmack und ihre Vorlieben ausdrücken zu können. Wichtig ist es hierfür, dass zum einen persönliche Vorlieben wahrgenommen und berücksichtigt werden und zum anderen auch Raum gelassen wird, um Neues kennenzulernen. Gerade die Auswahl und das Tragen von Kleidung und Accessoires werden vom modischen Zeitgeist geprägt. Angebote im Bereich „Design & Mode“ können dazu beitragen, sich mit aktuellen Gestaltungstrends auseinanderzusetzen und diese ggf. für sich persönlich zu entdecken.

Vielfältige sinnlich-ästhetische Erfahrungen machen und kreativ tätig werden

Ebenso wie das künstlerische Gestalten bietet die Auseinandersetzung mit Design und Mode vielfältige Möglichkeiten sich aktiv als kreative_r Gestalter_in zu erleben.

„Kreativ sein bedeutet, sich weiterzuentwickeln, seinen Ideen Ausdruck zu verleihen, seine Entdeckungen mitzuteilen, Dinge neu wahrzunehmen und zu interpretieren. Jeder Mensch verfügt über dieses Potenzial.“ (Schuppener, Schlichting 2016, 23f.)

Kreativität wird angeregt durch Angebote, in denen eine ergebnisoffenes Beschäftigung und eine experimentelle Auseinandersetzung z.B. mit anregenden Stoffen, Naturmaterialien, besonders geformten Alltagsgegenständen ermöglicht werden (ebd. 27). Das Wertschätzen von eigenaktivem Handeln und der kommunikative Austausch über den Gestaltungsprozess unterstützen dabei das bewusste Wahrnehmen von Veränderungen und das Erleben von Selbstwirksamkeit im kreativen Tätigsein.

Neben kulturellen Angeboten bietet der Bereich „Design & Mode“ auch ein besonderes Potential zur Teilhabe an Arbeit. → Dekorationsservice

THEMENSPEKTRUM

Die folgenden exemplarischen inhaltlichen Impulse sollen die Breite des Themenspektrums herausstellen. Sie beziehen sich sowohl auf Mitarbeiter als auch auf Beschäftigte.

  • unterschiedliche Stoffe und Textilien (z.B. einfarbig, bunt, transparent, dehnbar) kennenlernen, und auf der Haut spüren (u.a. weich, samtig, steif, rau); Stoffprobenbuch nutzen, Stoffrestesammlung anlegen
  • Materialeigenschaften durch unterschiedliche Bearbeitungstechniken erproben (schneiden, reißen, verknoten, kleben, tackern, nähen)
  • mit Geweben und Garnen hantieren (z.B. aufrollen, weben, drucken, färben, Collagen erstellen)
  • Wolle: Wollteppiche, Webbilder, Gegenstände aus Filz u.a. anfertigen
  • Stoffe: Kleidungsstücke oder Accessoires (z.B. Beutel, kleine Decken, Stofffiguren) nähen
  • Textilien: durch Färben, Bedrucken, Applizieren individuelle Kleidungsstücke herstellen
  • aus bunten Glas-, Stein-, Filz- oder Papierperlen oder Polymer Ton Schmuckstücke anfertigen (z.B. Ohrstecker, Ohrringe, Ketten, Anhänger, Armbänder)
  • breite Lederbänder anmalen, bedrucken oder prägen (z.B. für Armbänder, Schlüsselanhänger)
  • Ringe anfertigen (Ringrohlinge und verschiedene Cabochons nutzen)
  • Anhänger gestalten (z.B. mit Glascabochons und unterschiedlichen Motiven)
  • Schmuckkästchen individuell gestalten (z.B. mit div. Deko-Steinen verzieren, anmalen)
  • Bilder für die Wände der Gruppenräume auswählen
  • Kissen und Gardinen nach individuellen Wünschen gestalten
  • Zimmerpflanzen auswählen, einen geeigneten Platz suchen und pflegen
  • Bilderrahmen, Aufbewahrungsgläser, Vasen verzieren
  • unterschiedlich große Schachteln falten oder bunt bekleben
  • Gestaltung von Innen- und Außenräumen mit Naturmaterialien (z.B. bemalte Steine, aufgehängte Muschelketten)
  • Installationen anfertigen (z.B. Windspiele aus Hölzern und Wollresten, Deko-Figuren in Beeten)
  • Ketten aus Muscheln, Bernstein oder Feuersteinen anfertigen
  • Sträuße und Gestecke als Tischdekoration zusammenstellen
  • Gebinde anfertigen (z.B. Adventskranz, Kranz aus Trockenblumen oder Rinde)
  • Garderobenstangen aus bearbeiteten Ästen oder Stämmen bauen
  • Alltagsgegenstände individuell gestalten (z.B. Geschirr bemalen, Untersetzer oder Beistelltisch mit Mosaiksteinen bekleben)
  • Gartendekoration gestalten (z.B. alte Töpfe, Gießkannen mit Blumen bepflanzen)
  • aus Stoffstreifen und Stoffresten Flickenteppiche weben oder Handyhüllen, Kirschkernkissen, Patchworkdecken nähen
  • aus Korken in verschiedenen Formen Schmuckanhänger, Garten-Deko, Untersetzer oder Pinnwände anfertigen
  • aus Paletten kleine Möbelstücke herstellen (z.B. Regal, Couchtisch)
  • alte Glühbirnen als kleine Vasen nutzen
  • aus alten Büchern Schmuckkästchen herstellen
  • Marmeladengläser zur Gestaltung von Windlichtern nutzen
  • Taschen aus LKW-Plane nähen; Geldbörsen aus Tetra Pak herstellen

Literatur

Schuppener, S./ Schlichting, H. (2016): Identität und Kreativität von Menschen mit Komplexer Behinderung. In N. Maier-Michalitsch/ G. Grunick (Hg.): Aktivität und Kreativität bei Menschen mit Komplexer Behinderung. Düsseldorf: verlag selbstbestimmtes leben, 18-32.

Icon für Materialien

(weiterführende) MATERIALIEN

Schmuck, B. (Hg.) (2020): Fashion Dis/ability. Mode, Behinderung und vestimentäre Inklusion. Münster, New York: Waxmann Verlag.
Souza, L.N.; Gomes, S.H.A.;Vicentini, C.R.G.; Sanches, R.A.; Duarte, A.Y.S. (2018): Functional fashion focused on the needs of people with disabilities. In: Broega, A.; Cunha, J.; Carvalho, H.; Blanco, M.; García-Badell, G.; Gomez-Chaćon, D. (Hg.): Reverse Design. A surrent scientific vision from the international fashion and design congress. CRC Press. S. 381-388.