Mosaik Projekt

KONKRETISIERUNG  ·  Mosaik Projekt

 

SACHASPEKTE UND POTENTIAL

Mosaikmuster oder -bilder entstehen durch das Zusammenfügen von verschiedenfarbigen oder unterschiedlich geformten Teilen eines Materials. Für die Gestaltung und Dekoration von Alltagsgegenständen und -flächen (z.B. Untersetzer, Schalen, Beistelltische, Blumentöpfe, Badwände, Treppen und Wege) können Mosaiksteine aus Keramikkacheln oder anderem Material genutzt werden. Beim textilen Gestalten dienen Mosaik- bzw. Patchworkarbeiten aus verschiedenen Stoffresten u.a. für Kissenbezüge, Wandbehänge oder Decken.

Das Gestalten von Mosaiken eröffnet vielfältige Möglichkeiten für aktive Prozesse sowie für die rezeptive und reflexive Auseinandersetzung beim künstlerisch-dekorativen Arbeiten.

Aktive Prozesse

  • Farben und Formen unterscheiden, eine Farb- und Formauswahl treffen,
  • ein spezifisches Material auswählen (z.B. bestimmten Stoff, Steine),
  • verschiedene Muster ausprobieren, ggf. das Mosaik nach Vorlage legen,
  • eine individuelle gestalterische Ausdrucksweise entwickeln beim Legen des Mosaiks.

Rezeptive Prozesse

  • Gestaltetes und Geformtes im persönlichen Umfeld wahrnehmen (z.B. Farben und Formen von Alltagsgegenständen),
  • sinnliche Grunderfahrungen mit Gestaltungsmitteln sammeln (z.B. unterschiedliche Stoffe und Materialien spüren, Druck beim Aufkleben von Mosaiksteinen erleben),
  • unterschiedliche Farben, Farbstimmungen und -verläufe wahrnehmen,
  • sich ggf. an Vorlagen oder fertigen Mosaik- bzw. Patchworkarbeiten orientieren,
  • Mosaikarbeiten (z.B. an Häusern im Umfeld der Einrichtung, in Kirchen, Moscheen, Museen) kennenlernen.

Reflexive Prozesse

  • Freude an dekorativen Arbeiten erleben,
  • Vorlieben für bestimmte Farben und Formen entwickeln,
  • Farb- und Formwirkungen bzw. -kontraste bei der Mosaikgestaltung wahrnehmen und bewusst einsetzen,
  • sich für ein Muster entscheiden,
  • Mosaikarbeit während des Entstehungsprozesses und als fertige Arbeit gemeinsam betrachten und beurteilen,
  • Gestaltungsergebnisse anderer Gruppenmitglieder bewusst wahrnehmen und betrachten.
IMPULSFRAGEN

Mit welchen Materialien arbeiten die Beschäftigten gern? Welche haben sie noch nicht kennengelernt?

Welcher Raum bzw. Gegenstand soll dekorativ gestaltet werden?

Welchen Schwerpunkt soll das Angebot haben (z.B. den individuellen Ausdruck bei gestalterischen Arbeiten weiter entwickeln, einen bestimmten Bereich der Einrichtung gemeinsam gestalten, das Legen von Mosaiken als neue Gestaltungstechnik ausprobieren)?

Gibt es Alternativen, wenn das Anfertigen eines Mosaiks oder das gewählte Material nicht von Interesse sind?

DIFFERENZIERUNG
  • zum bewussten Wahrnehmen der eigenen Kraft beim Aufkleben von Mosaiksteinen anregen
  • zur Auseinandersetzung z.B. mit unterschiedlich geformten Mosaiksteinen anregen (verschiedene Oberflächenstrukturen kennenlernen, dabei mit deutlichen Unterschieden beginnen, diffuse Eindrücke vermeiden)
  • mit Handführung über die verschiedenen Materialien streichen, dabei Druck variieren, um Sensibilität und Erkundungswahrnehmung zu erweitern

Blickkontakt / -fokussierung:

  • auf Blickkontakt und -fokussierung bewusst eingehen
  • unterschiedliche Farben, Formen und Materialien ins Blickfeld rücken
  • Bereich zum Gestalten des Mosaiks begrenzen bzw. deutlich markieren (z.B. mit Packband abkleben)

Sehbeeinträchtigung, Farbfehlsichtigkeit und Farbblindheit:

  • großflächiges Arbeiten ermöglichen, größere Mosaiksteine auswählen
  • klare, farblich abgesetzte Umgrenzungen einsetzen
  • leuchtende Farben, Hell-Dunkel-Kontraste nutzen
  • auf eine gute Beleuchtung des Arbeitsplatzes achten (z.B. Blendung vermeiden)
  • ggf. für eine ruhige Arbeitsatmosphäre sorgen, um sich auf einen gemeinsamen gestalterischen Prozess besser einlassen zu können
HANDLUNGSLEITENDE PRINZIPIEN
  • veränderte Rolle der Mitarbeiter_innen beim gestalterischen Arbeiten beachten
  • Hinweise zur Assistenzrolle:
    • die Impulse der Beschäftigten und individuelle Ausdrucksmöglichkeiten aufgreifen
    • Gestaltungsprozess ergebnisoffen planen
    • eine wahrgenommene gestalterische Entscheidung sprachlich rückmelden („Ich habe den Eindruck, Sie möchten den roten/gelben/grünen Stein nehmen.“) und aufgreifen
    • Handführung, Nutzung von Hilfsmitteln und Vorgaben regelmäßig reflektieren
    • Assistenz der Beschäftigten im Team besprechen und einteilen (eine kontinuierliche Zusammenarbeit ist wünschenswert, um das künstlerische Gestalten als Entwicklungsprozess besser begleiten zu können)
  • zeitliche Variabilität des Angebots ermöglichen (z.B. das Mosaik-Angebot über mehrere Tage oder Wochen durchführen), um individuelle Interessen und ein unterschiedliches Arbeitstempo berücksichtigen zu können
  • Mitbestimmung ermöglichen hinsichtlich der Wahl des Materials, der Fläche bzw. des Gegenstands, der mit einem Mosaik verschönert wird
  • Arbeitsplatz gemeinsam mit Beschäftigten einrichten (Bild- und Symbolkarten als Unterstützung nutzen)
  • eigene Gestaltungsimpulse zurückhalten und die Assistenzrolle einnehmen
  • Akzeptanz von Unterbrechungen bzw. Abbruch der Arbeit am Mosaik
  • die Möglichkeit eröffnen, neue, auch abwegige Formen beim Gestalten des Mosaiks umzusetzen (z.B. größere Lücken lassen)
  • Arbeitsplatz vorbereiten und aufräumen nach der Fertigstellung
  • Orientierung geben über den Ablauf des geplanten Angebots mit Bild-, Symbolkarten oder Gegenständen (z.B. Auswahl der Mosaiksteine, einzelne Arbeitsschritte)
  • handlungsbegleitendes Sprechen (z.B. das Auswählen und Aufkleben der Mosaikstein verbalisieren bzw. in Gebärden umsetzen)
  • soziale Beziehungsgestaltung während des Angebots unterstützen (z.B. Tausch von Arbeitsmaterialien, gegenseitiges Kommentieren der Arbeiten)
  • die Aufmerksamkeit von einzelnen Beschäftigten auf das Gruppengeschehen bzw. Aspekte des gestalterischen Arbeitens lenken (z.B. Farben, Formen der Mosaiksteine)
  • zum Abschluss des Angebots zu einer gemeinsamen Betrachtung und Würdigung der verschiedenen Arbeiten anregen (im Dialog oder in kleinen Gruppen), dabei Symbole und Bilder einbeziehen, die die Bewertung und Wertschätzung der fertigen Arbeiten unterstützen
  • Orientierung geben über den Ablauf des geplanten Angebots mit Bild-, Symbolkarten oder Gegenständen (z.B. Auswahl der Mosaiksteine, einzelne Arbeitsschritte)
  • handlungsbegleitendes Sprechen (z.B. das Auswählen und Aufkleben der Mosaikstein verbalisieren bzw. in Gebärden umsetzen)
  • soziale Beziehungsgestaltung während des Angebots unterstützen (z.B. Tausch von Arbeitsmaterialien, gegenseitiges Kommentieren der Arbeiten)
  • die Aufmerksamkeit von einzelnen Beschäftigten auf das Gruppengeschehen bzw. Aspekte des gestalterischen Arbeitens lenken (z.B. Farben, Formen der Mosaiksteine)
  • zum Abschluss des Angebots zu einer gemeinsamen Betrachtung und Würdigung der verschiedenen Arbeiten anregen (im Dialog oder in kleinen Gruppen), dabei Symbole und Bilder einbeziehen, die die Bewertung und Wertschätzung der fertigen Arbeiten unterstützen
  • Handlungsorientierung ermöglichen durch das Präsentieren von Beispielarbeiten (Vorlagen und exemplarische Arbeiten einbeziehen)
  • die Abfolge der Handlungen im Mosaik-Projekt mit Bildkarten oder durch Tutorials visualisieren (Mosaiksteine aussuchen à Mosaik probeweise legen à Steine aufkleben)
  • beim Gestalten des Mosaiks Sicherheit geben und den Aufbau von Routinen ermöglichen, aber auch Momente der Irritation schaffen (Farb- und Formwahl der Steine variieren)
  • sprachlich rückmelden und zeigen, was gestaltet wurde bzw. was sich auf der Fläche verändert hat
  • die fertigen Mosaike würdigen
THEMENBEZOGENES WORTFELD
  • das Mosaik
  • kleben
  • passen
  • weiter
  • nehmen
  • Mosaiksteine legen
  • nebeneinander
  • Farbadjektive
  • Das gefällt mir (nicht)
  • Ich bin fertig
BEISPIELPLANUNG

Ausschlaggebend für die Durchführung des Mosaik-Projektes ist das Interesse der Beschäftigten an gestalterischen Arbeiten, die das Verschönern von Flächen bzw. (Alltags-)Gegenständen zum Ziel haben. Es sollte eine gut sortierte, breite Auswahl an Mosaiksteinen vorhanden sein. Außerdem ist es sinnvoll, sich im Vorfeld bei der Wahl des Klebstoffes beraten zu lassen (abhängig vom Material der Mosaiksteine und des Untergrunds). Auch wenn das Gestalten von Mosaiken im Mittelpunkt des Angebots steht, können als Alternative auch Materialien für andere Gestaltungstechniken (z.B. Malen, Collagieren) zur Verfügung gestellt werden.

Zum Einstieg in das Projekt wird eine vielfältige Auseinandersetzung mit den Mosaiksteinen und zum Legen von Mustern angeregt: Es können die verschiedenen Formen und Farben der Steine bewusst wahrgenommen werden, Steine geteilt und wieder zusammengelegt werden oder mit den Steinen allein, zu zweit oder gemeinsam in einer kleinen Gruppe Muster gelegt werden. Es werden Mosaik-Vorlagen (real und als Abbildung) zur weiteren Inspiration oder ggf. als Orientierungsgrundlage einbezogen. In Absprache mit den Teilnehmer_innen wird entschieden, welche Flächen oder Gegenstände mit einem Mosaik verziert werden.

Gegebenenfalls sollte der Themeneinstieg nicht in der gesamten Gruppe, sondern im Dialog oder in Kleingruppen zu dritt oder zu viert gestaltet werden, um eine höhere Aufmerksamkeit zu erzielen und auch nonverbal kommunizierende Beschäftigte bewusst mit einbeziehen zu können.

Die Beschäftigten bereiten ihren Platz für das Gestalten des Mosaiks vor (ggf. mit Unterstützung). Auf dem zentralen Arbeitstisch steht eine breite Auswahl an Mosaiksteinen und Werkzeugen (z.B. Vakuum-Pen, Mosaikzange, Pinsel, Kleber).

Nach der Explorationsphase mit den Mosaiksteinen und dem Legen verschiedener Muster (ggf. auch nach Vorlage) entscheiden sich die Beschäftigten für ein Mosaikmuster, das sie aufkleben möchten. Wahlweise kann das Muster auch nach und nach entstehen ohne dass vorab ein Muster festgelegt wurde. Bei der Auswahl und dem Aufkleben der Mosaiksteine können bewusste Akzente kultureller Bildung gesetzt werden (z.B. unterschiedliche Farben und Formen wahrnehmen, einzelne Steine bewusst nebeneinanderlegen, um spezielle Effekte zu erzielen).

Wer keine Lust zum aktiven Gestalten eines Mosaiks hat oder seine Arbeit unterbricht bzw. fertig ist, kann anderen Teilnehmer_innen bei ihrer Arbeit zuschauen. Außerdem besteht die Möglichkeit sich weiter mit verschiedenen Mustern, Formen und Mosaiken zu beschäftigen (z.B. durch Videos oder Fotos auf dem Tablet) oder weitere Materialerfahrungen mit unterschiedlich geformten Mosaiksteinen zu sammeln (z.B. Puzzle legen).

Da das Ende der Mosaik-Gestaltung von Person zu Person sehr unterschiedlich ist, werden gemeinsame Zeiten zur Betrachtung der Arbeiten während der Durchführung des Angebots fest eingeplant (Zäsuren setzen). Diese Zwischenergebnisse werden gut sichtbar präsentiert, damit alle Beteiligten sie wahrnehmen können.

An das Aufkleben der Mosaiksteine schließen sich weitere Handlungsschritte an: Nach dem Aushärten des Klebers kann mit dem Verfugen des Mosaiks begonnen werden. Eine Bildfolge oder ein Tutorial zum Anrühren und Auftragen der Fugenmasse können hierbei unterstützen. Das Mosaik wird ggf. noch mit Kaltglasur oder Lack überzogen, um es frost- und kratzsicher zu machen.

Die fertigen Mosaik-Arbeiten können die Grundlage für (individuelle) Gespräche über den Gestaltungsprozess sowie die Wirkung von Farben und Formen sein. Das Wahrnehmen und Wertschätzen der eigenen Arbeit und der Arbeiten anderer Beschäftigter wird durch eine Präsentation der Mosaike in der Gruppe und auch über die Gruppe hinaus unterstützt. Es kann ggf. gemeinsam in der Einrichtung ein Ort für die fertigen Arbeiten gewählt werden.