PROFIL
Die Festigkeit einer Stadtmauer erfühlen, ein altes Gewand anprobieren, alte Filmaufnahmen, Fotografien oder Gemälde von bekannten Orten anschauen, Erzählungen von früher hören … – Geschichte(n) von Personen, Gegenständen und Orten kennenlernen.
Angebote zu historischen Themen bieten die Möglichkeit, um in der aktiven Auseinandersetzung mit ausgewählten Quellen oder durch multisensorische Erzählungen vergangener Wirklichkeit zu begegnen. Das Hervorrufen und Entwickeln von eigenen Vorstellungsbildern über vergangene Ereignisse und Lebensweisen ist dabei die Grundlage für ein Verständnis von Geschichte und Veränderungen im Verlauf der Zeit.
Geschichte vielfältig kennenlernen – verschiedene Quellen nutzen
Jeweils spezifische historische Erkenntnismöglichkeiten bietet der Umgang mit verschiedenen Überresten aus der Vergangenheit – ob durch Begehen und Besichtigen, Berühren, Hören, Riechen oder auch die Aufnahme einer bestimmten Atmosphäre eines Ortes. Das Veranschaulichen historischer Themen hat jedoch seine Grenzen, da damit etwas (re)präsentiert wird, was nicht mehr da ist:
„Vergangenheit ist vergangen und kann nur noch als Spur (Quellen) in der Gegenwart erkannt und als Geschichte rekonstruiert werden.“ (Musenberg 2015, S. 207)
Ein direkter Zugang zur Vergangenheit ist durch einen rein handelnden und erlebenden Umgang mit Quellen insofern nicht möglich. Angebote zu Geschichte sollten daher mehr als die rein sinnliche Auseinandersetzung mit verschiedenen historischen Gegenständen, Orten, Bild- oder Schriftquellen umfassen. Es geht immer auch darum, einen eigenen Bezug zur vergangenen Wirklichkeit aufzubauen, diese zu vergegenwärtigen und Wandel erfahrbar zu machen (vgl. ebd. 211). Um Imaginationen über Vergangenes aufzubauen haben Reproduktionen bzw. Rekonstruktionen (z.B. Abbildungen, Modelle, Nachbauten), sowie szenisches Spiel eine hohe Bedeutung. Ein folklorisierender Zugang, der eher stereotype Vorstellungen über einzelne Zeitabschnitte verhärtet (z.B. hinsichtlich des Mittelalters, des Alten Ägyptens oder des ‚Wilden Westens‘), ist dabei zu vermeiden.
Geschichte(n) erzählen
Um zu zurückliegenden Ereignissen einen Bezug aufbauen zu können, spielt das Erzählen davon eine große Rolle. Im Hinblick auf Menschen mit schwerer Behinderung ist es dabei notwendig, nicht allein die Lautsprache, sondern multimodale Kommunikationsmittel zu nutzen, z.B. Bilder, Filme, Apps oder Talker mit vorbereiteten Themenseiten, damit sich die Teilnehmer_innen über historische Themen informieren und selbst davon erzählen können. Dabei sollten auch nonverbale Erzählformen von Menschen mit schwerer Behinderung, z.B. das Zeigen auf bestimmte Gegenstände von früher oder die Kommentierung bestimmter Bilder mit Hilfe des Gesichts- oder Körperausdrucks als ein erster Schritt hin zum eigenen Erzählen berücksichtigt und aufgegriffen werden. Insofern sollte es auch Bestandteil historischer Angebote sein, den Austausch in der Gruppe, z.B. bei der Auseinandersetzung mit Quellen, anzuregen, um erste eigene und auch gemeinsam Vorstellungen über Vergangenes entwickeln zu können.
Sich als Teil von Geschichte erleben
Eine Vorstellung von Zeitverläufen und Geschichte zu entwickeln, setzt oft bei persönlich wichtigen Ereignissen an (Biographiearbeit). Die eigene Lebensgeschichte steht dabei immer auch im Zusammenhang mit gesellschaftlichen Entwicklungen. Ein besseres Verständnis für diese allgemeinen Abläufe kann wiederum ein besseres Einordnen der eigenen Lebensumstände unterstützen. Angebote zur Geschichte sollten es ermöglichen, dass sich die Beschäftigten mit historischen Themen und Gegenstände auseinandersetzen, die für sie persönlich bedeutsam sind oder sein könnten (z.B. aufgrund eines spezifischen Interesses oder der eigenen Lebensgeschichte).
THEMENSPEKTRUM
Die folgenden exemplarischen inhaltlichen Impulse sollen die Breite des Themenspektrums herausstellen. Sie beziehen sich sowohl auf Mitarbeiter als auch auf Beschäftigte.
Zeitdimensionen wahrnehmen
- eigenes Älterwerden erleben → Älter werden
- Veränderungen in der Umwelt, zeitliche Abläufe wahrnehmen (z.B. Jahreszeiten, Bauvorhaben, Tages- und Wochenrhythmus, Feste im Jahresverlauf → Feste feiern
- Zeitverläufe veranschaulichen: Anfang und Ende bestimmter Handlungen durch ein akustisches Signal verdeutlichen, verschiedene Kalender nutzen (z.B. Abrisskalender, individualisierter Kalender, Jahresübersicht), Zeitstrahl mit Bildern erstellen (von wichtigen persönlichen und gesellschaftlichen Ereignissen)
- Konzept von „früher und heute“ an ausgewählten alltäglichen Gegenständen und Handlungen veranschaulichen (z.B. Geld, Kleidung, Telefon, Wäsche waschen, fahren)
Altertum
- eigenes Älterwerden erleben → Älter werden
- Veränderungen in der Umwelt, zeitliche Abläufe wahrnehmen (z.B. Jahreszeiten, Bauvorhaben, Tages- und Wochenrhythmus, Feste im Jahresverlauf → Feste feiern
- Zeitverläufe veranschaulichen: Anfang und Ende bestimmter Handlungen durch ein akustisches Signal verdeutlichen, verschiedene Kalender nutzen (z.B. Abrisskalender, individualisierter Kalender, Jahresübersicht), Zeitstrahl mit Bildern erstellen (von wichtigen persönlichen und gesellschaftlichen Ereignissen)
- Konzept von „früher und heute“ an ausgewählten alltäglichen Gegenständen und Handlungen veranschaulichen (z.B. Geld, Kleidung, Telefon, Wäsche waschen, fahren)
Mittelalter
- Gebäude bzw. bauliche Überreste aus dem Mittelalter besichtigen (z.B. Turm, Burg, Stadtmauer, Kirche)
- sich mit dem Alltagsleben im Mittelalter beschäftigen (z.B. durch das Kennenlernen, An- und Ausprobieren von Wohnumständen, Kleidung, Essen, Berufen, Musik)
- Museumsdörfer, Mittelalterspektakel, Ritterturniere besuchen
- Mittelalterliche Geschichten mehrsinnlich erzählen (z.B. über Ritter, Reisende), Verfilmungen einbeziehen
Neuzeit
- sich mit der Regional-/Heimatgeschichte auseinandersetzen (z.B. spezifische Bräuche des Ortes oder der Region kennenlernen)
- Beispiele für den gesellschaftlichen Wandel kennenlernen, z.B. Veränderungen im Wohnen (u.a. verschiedene Wohnformen, Haushaltsgeräte, unterschiedlicher Wohnkomfort)
- Wandel von Orten mit Hilfe von Fotos, Bildern, Filmen, Zeitfenster-App nachvollziehen (z.B. der Marktplatz früher und heute)
- historisch bedeutsame Orte und Gebäude deutscher Geschichte kennenlernen und ggf. besuchen (z.B. Brandenburger Tor, Checkpoint Charlie, Kölner Dom, Wartburg)
- spezifische historische Ereignisse in Bezug zum Heimatort setzen (Stadt im (Nach-)Krieg, nach der Wende, …)
- sich mit Krieg, Flucht und Vertreibung auseinandersetzen (Spuren des Krieges, Mahnmale im Ort und diesbezügliche Ausstellungen besuchen, Zeitzeugen befragen)
- Orte besuchen, die für die eigene Person bzw. die Familie wichtig waren
Literatur
Literatur
Musenberg, O. (2015): Veranschaulichung der Vergangenheit – Ansprüche heterogener Lerngruppen an inklusiven Geschichtsunterricht. In: Riegert, J./ Musenberg, O. (Hg.): Inklusiver Fachunterricht in der Sekundarstufe. Stuttgart: Kohlhammer, S. 206-220.
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Filme & Tondokumente