PROFIL
Obst pflücken, knackiges Gemüse ernten, sich an bunter Blumenpracht erfreuen, den Duft von Kräutern und frisch geschnittenem Gras einatmen, in der Erde buddeln, Schmetterlinge, Vögel und Bienen sehen und hören, sich in einer kleinen grünen Oase aufhalten … die Arbeit im Garten ist ein Erlebnis für die Sinne.
Im Freien arbeiten
Gärtnern bedeutet für viele Menschen Entspannung und Erholung. Nicht selten wird die Arbeit im Grünen als meditativ und beruhigend empfunden. Studien belegen eine entspannende, stressabbauende und konzentrationsfördernde Wirkung. Sogar von Flow-Erlebnissen, d. h., ruhigen, in sich selbst versunkenen Tätigkeiten, wird berichtet (vgl. Fieldhouse 2003).
Den eigenen Körper beanspruchen
Das Anlegen und Pflegen von Gärten fordert und beansprucht den ganzen Körper: Geräte werden gehalten, Arbeiten werden kniend oder über Kopf ausgeführt, verschiedene Muskelgruppen werden beansprucht oder einseitig belastet. Dies kann körperliche Erschöpfung hervorrufen, zugleich aber auch Kraft, Motorik und Beweglichkeit fördern. Bei vielen Tätigkeiten kommen die Hände zum Einsatz. Sie ermöglichen direkte taktile Erfahrungen mit der Natur und den verschiedenen Materialien. Die Hand wird gar als „das vielseitigste und sensibelste Arbeitsgerät des Gärtners“ bezeichnet (Kreuter 2014, S. 161). Viele Tätigkeiten müssen den motorischen Voraussetzungen der Beschäftigten angepasst werden, z. B. Adaption von Gartengeräten oder Nutzung von Hochbeeten.
Vielfalt und Veränderung erleben
Die Ergebnisse und „Früchte“ des eigenen Tuns werden nicht nur körperlich wahrgenommen, sondern auch direkt erlebt, z. B. durch Ernte. Die ständige Veränderung von Pflanzen in ihrem Lebenszyklus, das Wachsen und Gedeihen sowie die Vielfalt der Pflanzen und Tiere stehen als Symbole für viele Bereiche des menschlichen Lebens. Einen Garten zu pflegen bedeutet auch, Entscheidungen zu treffen, Verantwortung zu übernehmen, Einfluss auf die Umwelt zu nehmen und nicht zuletzt, einen Beitrag zur Selbstversorgung zu leisten, z. B. durch den Anbau von Gemüse. Durch die Übernahme von immer wieder anfallenden Tätigkeiten wie Gießen, Jäten oder Ernten können Handlungsvollzüge strukturiert erlebt und Handlungskompetenz erweitert werden. Darüber hinaus fallen im Garten Tätigkeiten an, die nur kooperativ zu bewältigen sind, z. B. einen schweren Sack mit Erde ausschütten. Dadurch findet auch sozialer Austausch statt.
THEMENSPEKTRUM
Die folgenden exemplarischen inhaltlichen Impulse sollen die Breite des Themenspektrums herausstellen. Sie beziehen sich sowohl auf Mitarbeiter als auch auf Beschäftigte.
Beete anlegen
- ggf. Hochbeet bauen
- zugesägte Bretter verwenden, ggf. selbst zusägen, z. B. an eingezeichneter Linie mit Handführung
- Winkel, Schrauben, Nägel verwenden, Werkzeuge zu zweit verwenden
- einölen, lackieren, ggf. Pinsel mit Griffverdickungen, Pinsel mit breiter Fläche oder ein Tuch/einen Schwamm nutzen, ggf. Handführung z. B. beim Eintauchen in den Farbeimer → Holzverarbeitung
- mit Folie auslegen, von Hand glattstreichen, ggf. Tacker benutzen/mit Handführung drücken → Holzverarbeitung
- Erde einfüllen, aufschichten, lockern
- Sack mit Gartenerde aufreißen, ausschütten, z. B. zu zweit, befülltes Gefäß mit Erde umkippen/ausschütten
- Werkzeuge verwenden, z. B. Schaufel, Spaten, Hacke, Rechen, ggf. mit Handführung oder Griffverdickung
- Steine aufschichten
- zu zweit arbeiten, Steine unterschiedlicher Größe verwenden
- transportieren, z. B. mit einer Schubkarre, kleine Steine auf dem Schoß im Rollstuhl oder in den Händen
- Erde von den Steinen streichen, z. B. mit den Händen, mit einem Handfeger
Bepflanzen
- Löcher ausheben/Erde lockern
- Werkzeuge verwenden, z. B. Pflanzholz, Schaufel, Spaten, Hacke, Harke, Rechen, ggf. mit Handführung oder Griffverdickung
- Setzlinge einsetzen
- Anzuchttöpfe entfernen
- Andrücken und mit Erde auffüllen, z. B. von Hand auffüllen oder Schaufel verwenden
- säen
- Samen von Hand ausstreuen, z. B. auf gelockerte Erde oder in Anzuchttöpfe
- bei größeren Flächen Schaufel verwenden, ggf. mit Handführung oder zu zweit, ggf. aufgefülltes Gefäß mit Samen ausschütten
- Stecklinge herstellen
- Triebe abschneiden
- Schale mit Wasser auffüllen, Wasserhahn bedienen, Gefäß halten
- in Wasser/Anzuchttöpfe stellen, 1:1-zuordnen
- Erde andrücken
- mit den Händen festdrücken
- mit Pflanzholz seitlich festdrücken
Gießen und düngen
- bewässern
- Wasser in Gießkanne füllen, ggf. Trichter verwenden
- Gartenschlauch halten, Regner/Sprinklersystem aufstellen, Wasserhahn aufdrehen, ggf. mit Aufdrehhilfe
- düngen
- verschiedene Düngemittel kennen
- Gefahrenzeichen erkennen und beachten
- umweltfreundliche Dünger verwenden, z.B. Komposterde, Mist (ggf. vorher sieben), Hornspäne, Gesteinsmehl nutzen
- Flüssigdünger selbst herstellen (z. B. Jauche herstellen, indem Brennnesseln kleingeschnitten und in einem Fass mit Wasser aufgegossen werden)
- besondere Wachstumsbedingungen kennen
- ggf. Pflegehinweise beachten
- kälteempfindliche Pflanzen abdecken, z. B. Jutesack über die Topfpflanze ziehen und festbinden
- kälteempfindliche Kübelpflanzen in Haus bringen, z. B. mit Transportwagen, auf dem Schoß im Rollstuhl
Unkraut jäten und Pflanzen schneiden
- Unkraut entfernen
- welke Blätter erkennen, z. B. Aussehen beurteilen, Struktur fühlen
- welke Blätter entfernen, z. B. abstreifen, mit Gartenschere abschneiden (ggf. Federbügelschere verwenden), abzupfen
- Unkraut erkennen, z. B. Bildvorgaben nutzen
- Unkraut herausziehen, ggf. Erde mit kleiner Harke auflockern
- schneiden
- Gartenschere, Heckenschere nutzen, ggf. zu zweit halten
- zu schneidende Stelle farbig markieren, z. B. mit kleiner Klammer
- umtopfen
- verschiedene Größen von Pflanzen und Blumentöpfen unterscheiden
- passende Blumentöpfe/Kübel auswählen
- Pflanze aus Gefäß lösen und in neues Gefäß setzen
- verschiedene Pflanzen kombinieren, selbst wählen
- mit Erde auffüllen, Schaufel verwenden, mit den Händen andrücken, gießen
Ernten
- Reife beachten
- Kalender/zeitliche Vorgaben beachten, gemeinsam besprechen
- Farbunterschiede erkennen, z. B. grüne und rote Tomaten, ggf. Abbildungen als Gedächtnisstütze nutzen
- Größenunterschiede erkennen, z. B. geschnittene oder hochgewachsene Kräuter
- ernten und sammeln
- aus der Erde herausziehen, z. B. Karotten
- abschneiden oder abzupfen z. B. Kräuter
- pflücken, z. B. Früchte, ggf. zu zweit arbeiten, Pflanze festhalten und ziehen
- in Schale/Gefäß legen, z. B. Gefäß auf dem/am Rollstuhl transportieren, Beutel umhängen
Erzeugnisse weiterverarbeiten
- Schmutz entfernen
- abbürsten, z. B. große Bürste mit Handschlaufe verwenden
- reinigen, Wasserhahn aufdrehen, im Wasser mit den Händen reinigen
- zum Trocknen lagern, z. B. auf Geschirrhandtüchern ausbreiten, trockenreiben
- sortieren
- nach Größe/Gewicht, z. B. Sortierkriterien vorgeben, in bestimmte Schale legen
- Unterschiede wahrnehmen, schlechte Erzeugnisse aussortieren
- binden
- bestimmte Stückzahlen erfassen und binden, ggf. Bildanleitung, Schablone nutzen
- abgeschnittene Zweige zu kleinen Sträußen bündeln, mit Faden zusammenbinden (zu zweit) und kopfüber aufhängen
- getrocknete Kräuter mit den Händen reiben und in Schraubgläser füllen
Arbeitssicherheit beachten
- Gefahrenpotenzial kennen z. B. spitze Steine, Dünger, Rutschgefahr
- andere warnen, z. B. ansprechen (Talker nutzen)
- Schutzhandschuhe verwenden, ggf. lange Kleidung (spitze Zweige, Dornen, Zecken), Sonnenschutz, Pausen
Literatur
Literatur
Fieldhouse, J. (2003): The impact of an allotment group on mental health clients’ health, wellbeing and social networking. British Journal of Occupational Therapy, 66 (7), 286–296. [Zugriff am 23.01.2023]
Kreuter, M.-L. (2014): Der Biogarten (26. Auflage). München: BLV.