Arbeit unterstützende Geräte (AUG)

Arbeit unterstützende Geräte (AuG) – technische Arbeitshilfen

Was sind Arbeit unterstützende Geräte (AuG)?

Arbeit unterstützende Geräte (AuG) oder technische Arbeitshilfen sollen einen Beitrag dazu leisten, dass Menschen mit Behinderung, trotz ihrer Einschränkungen, am Arbeitsleben teilhaben können. Im Hilfsmittelkatalog von REHADAT finden sich zahllose Beispiele aus unterschiedlichen Arbeitsbereichen und Berufsfeldern, wie sich durch speziell entwickelte, umgebaute und erweiterte Arbeitsgräte eine Teilhabe am Arbeitsleben realisieren lässt. So stößt man dort z.B. auf einen druckluftbetriebenen Spaten, der Menschen mit muskulären Problemen z.B. bei Umgrabearbeiten unterstützt.

Beim Durchblättern der Datenbank wird man feststellen, dass für viele Berufe und Arbeitsbereiche bereits viele gelungene und kreative, meist auch kostenintensive Arbeit unterstützende Geräte entwickelt wurden und erworben werden können. Da sie jedoch i.d.R. auf die Unterstützung von Arbeitsprozessen und -plätzen auf dem allgemeinen ausgerichtet sind, sind diese Arbeitshilfen nur selten für Menschen mit einer schweren Behinderung geeignet. Diese benötigen i.d.R. individuell angepasste technische Arbeitshilfen und Arbeitsplätze, die ihre bestehenden Fähigkeiten nutzen und unterstützen, um ihnen damit eine sinnstiftende Teilhabe am Arbeitsleben zu ermöglichen. Veröffentlichungen dazu, ob im Internet oder in Textform, finden sich eher selten. Eine Ausnahme bilden die Bücher und Texte von Hein Kistner.

Aus der Praxis für die Praxis

Darüber hinaus wurden und werden allerdings in vielen Einrichtungen Arbeit unterstützende Geräte für Menschen mit schwerer Behinderung entwickelt, die aber meist unveröffentlicht sind und sich eher ‚im Verborgenen‘ bewähren. Um so erfreulicher ist es, dass sich bislang zwei Einrichtungen bereit erklärt haben, ihre Arbeit unterstützenden Geräte auf unserer Webseite zu veröffentlichen. Wir würden uns wünschen, dass weitere Einrichtungen diesem Beispiel folgen und uns ihre Arbeitshilfen zur Verfügung stellen. Solche Beispiele können und sollen dazu ermutigen, auch Menschen mit schwerer und mehrfacher Behinderung die Teilhabe an Arbeit zu ermöglichen.

Impulse für eigene Entwicklungen

Den Beispielen auf diesen Seiten ist gemeinsam, dass es sich bei den dargestellten Arbeitshilfen um Einzelstücke handelt, die teilweise auch an die ganz spezifischen Bedürfnisse einer einzelnen Person angepasst wurden. Zum Verständnis der Funktionalität ist in einigen Fällen auch ein technisches Grundverständnis notwendig. Wir verstehen die Foto-Präsentationen auch nicht als ‚Nachbauanleitungen‘, sondern primär als Impulse für die eigene Entwicklung von Arbeit unterstützenden Geräte. Die kreativen und teilweise sehr einfachen Lösungen, die in den Beispielen zu sehen sind, bilden dazu eine hervorragende Grundlage.

Beispiele aus der Praxis:
Leben mit Behinderung Hamburg (LmbH)

Entwickler: Dietmar Stellmacher

Die Arbeit unterstützenden Geräte, die bei Leben mit Behinderung Hamburg entstanden sind, werden seit dem Jahr 2000 bis heute von Dietmar Stellmacher entworfen und gebaut. Von 2006 bis2017 bekam er dabei Unterstützung von Winfried Hoffmann, der im Ehrenamt seine Kompetenzen als Maschinenbauingenieur in die Entwicklungsarbeit einbrachte.

Herr Stellmacher hat eine Ausbildung zum Zahntechniker und als Heilerziehungspfleger. Im Nebenberuf unterhält er ein Gewerbe „Prototypenbau und Bau arbeitsunterstützender Geräte für Menschen mit hohem Assistenzbedarf“ und ist damit auch berechtigt, außerhalb der Einrichtung beratend oder im Gerätebau tätig zu sein.

Bei der Entwicklung seiner Arbeit unterstützenden Geräte steht die Funktion im Mittelpunkt, weniger die Ästhetik. Erste Prototypen entstehen oft im Team, auch in Zusammenarbeit mit einzelnen Beschäftigten.

Auf der Grundlage einer ersten Ideenskizze werden die spezifischen Bedürfnisse der Beschäftigten erfasst, indem z.B. Bewegungsmuster gefilmt oder individuelle Anpassungen mit dem Zollstock fotografiert werden, um Bezugspunkte für Maße und Lage der Einzelteile zu erhalten. Wenn sich ein Prototyp bewährt hat, wird er später häufig nochmals in seiner endgültigen Form neu gebaut.

Grundlage für die Arbeit unterstützenden Geräte sind häufig Kurbelmaschinen, Bohrständer, Handgeräte der Vor- und Nachkriegszeit oder selbstentwickelte Geräte, mit denen eine ‚Zwangsführung‘ realisiert werden kann. Leben mit Behinderung Hamburg verfügt über einen großen Fundus an solchen Geräten und Materialien, die aus Hobbykellern von Eltern, Auflösungen oder Umbauten (z.B. Fotolabor) und weiteren Spenden stammen.

Beispiele aus der Praxis:
Karl-Schubert-Werkstätten – Filderstadt

Entwickler: Hans Martin Nüssle

Die Karl-Schubert-Werkstätten sind eine WfbM in Trägerschaft der anthroposophischen Karl-Schubert Gemeinschaft e.V. Die nachfolgenden Arbeit unterstützenden Geräte wurden dort von Hans Martin Nüssle als Werkstattleiter im Fachbereich Papier entwickelt. Dem anthroposophischen Denken folgend ist für ihn nicht nur die Funktionalität der Arbeitshilfen bedeutsam, sondern auch eine ästhetische Gestaltung der Werkzeuge, des Arbeitsplatzes und der gesamten Werkstatt.

Weiterführende Informationen finden sich dazu im Artikel ‚Schöne Arbeit‘ von Hans Martin Nüssle. Auch wenn die Arbeit unterstützenden Geräte von Nüssle nicht speziell für Menschen mit schwerer Behinderung entwickelt wurden, zeigen sie doch eindrucksvoll, wie das Arbeiten mit Papier mit teilweise einfachen Mitteln unterstützt werden kann. In den nachfolgenden Beispielen werden einige Arbeit unterstützende Geräte gezeigt, die bei der Produktion von Schulheften Verwendung finden.