Seniorentreff „Kräuterspaziergang“

KONKRETISIERUNG  ·  Seniorentreff zum Thema „Kräuterspaziergang“

 

SACHASPEKTE UND POTENZIAL

Angebote speziell für ältere Beschäftigte einzurichten, kann dazu beitragen, ihren veränderten Bedürfnissen zu begegnen und ihnen reichhaltige Beschäftigungen im Alter zu ermöglichen. Ein Beispiel hierfür ist die Einrichtung eines „Seniorentreffs“, der regelmäßig stattfindet und von älteren Beschäftigten besucht werden kann. Das Angebot kann auch für Beschäftigte, die auf Grund ihres Alters den Arbeits- und Bildungsort nicht mehr besuchen, geöffnet werden und so gleichzeitig dem Pflegen von Beziehungen dienen. Ziel des Seniorentreffs sollte es sein, den Beschäftigten im Rahmen interessanter Angebote die Möglichkeit zu geben, sowohl neue Freizeitangebote auszuprobieren als auch bekannten und beliebten Aktivitäten nachzugehen. Hierzu wird mit den Besucher_innen des Treffs gemeinsam festgelegt, welche Aktivitäten jeweils beim nächsten Mal stattfinden sollen. Erste Ideen für Angebote könnten beispielsweise sein:

  • unterschiedliche Bewegungsangebote (z. B. (Rollstuhl-)Tanzen, (Sitz-)Gymnastik)
  • spazieren gehen
  • Tiere im Garten beobachten
  • Kreatives (z. B. Malen, textiles Gestalten, Werken)
  • Wellness (z. B. Massagen, Gesichtsmasken, Fußbäder)
  • Biografiearbeit
  • Spielenachmittage
  • Musikalische und literarische Angebote (z. B. Musikhören, Vorlesen)

Für die Beschäftigten sollten während des Angebots die Freude an den Aktivitäten und das Erleben von Gemeinschaft  im Mittelpunkt stehen. Die folgenden Überlegungen beziehen sich exemplarisch auf ein Treffen mit dem Thema „Kräuterspaziergang“. Auf diesem Spaziergang können unterschiedliche Wildkräuter mit Hilfe der Sinne (z. B. Geruch, Textur, Aussehen, Geschmack) erlebt werden. Wildkräuter finden sich auf den meisten Wiesen, Äckern und Wäldern. Einige sind leicht zu bestimmen, wie Löwenzahn und Gänseblümchen. Um Verwechslungen bei weniger bekannten Kräutern vorzubeugen, bietet es sich an, den Spaziergang mit einem Buch zur Bestimmung der Wildkräuter durchzuführen. Für die Senior_innen kann ein vereinfachtes Buch zur Bestimmung angefertigt werden.

IMPULSFRAGEN

Welche Kräuter sind den Beschäftigten bereits bekannt?

Welche Flächen gibt es in der Umgebung, die gut zu erreichen sind und auf denen Wildkräuter entdeckt werden können?

Werden zusätzliche Hilfsmittel benötigt? (z. B. Rollstühle, Rollatoren für Senior_innen, die weitere Strecken nicht mehr zu Fuß laufen können)

DIFFERENZIERUNG
  • regelmäßige Positionswechsel anbieten (z. B. Umgebung sitzend, stehend, liegend erfahren)
  • Position des Rollstuhls verändern (z. B. Rollstuhl leicht kippen, um die untere Wirbelsäule zu entlasten)
  • Starke Reize nutzen, um das Körpergefühl zu stärken (z. B. Rollstühle auf unebenen Wegen schieben)
  • taktile Reize der Umgebung nutzen (z. B. die Rinde eines Baumes abtasten)
  • unterschiedliche Kräuter abtasten, Kräuter mit prägnanter Form und Konsistenz, z. B. Löwenzahn, Wilden Schnittlauch nutzen
  • weitere Sinnesorgane als die Hände nutzen, um die Eigenschaften der Kräuter zu erleben (z. B. Mund und Lippen)
  • sicherstellen, dass benötigte Sehhilfen getragen werden
  • Kräuter vor ein weißes Blatt halten, damit sie sich besser von Umgebung abheben
  • kompensierende Sinne, z. B. Geruchssinn und taktile Wahrnehmung nutzen, um Einschränkungen in der visuellen Wahrnehmung zu kompensieren
  • sicherstellen, dass benötigte Hörgeräte getragen werden
  • weitere Wahrnehmungswege unterstützend einsetzen (z. B. visuelle und taktile Wahrnehmung)
HANDLUNGSLEITENDE PRINZIPIEN
  • Möglichkeiten der Mitbestimmung bezüglich der Dauer des Ausflugs schaffen (z. B. sollen wir zum Mittagessen zurück sein oder lieber unterwegs picknicken?)
  • Eigenständiges Erkunden der sonstigen Umgebung ermöglichen
  • Raum für Rückzug geben (z. B. die Möglichkeit einräumen, einfach etwas länger auf der Decke zu liegen und die Natur zu genießen)
  • eine respektvolle Ansprache wählen
  • die individuelle Lebenserfahrung der Beschäftigten würdigen (z. B. biografische Bezüge herstellen)
  • die Treffen erwachsenengemäß gestalten (z. B. eher einen natürlichen Einstieg wählen, der zwar einen Überblick über das Geplante ermöglicht, aber nicht an einen typischen Morgenkreis erinnert)
  • falls möglich während des Ausflugs Freiräume schaffen, in denen sich Beschäftigte eigenständig von der Gruppe entfernen dürfen
  • in kommunikativem Kontakt bleiben (z. B. ankündigen, was als Nächstes passieren wird)
  • Kommunikation zwischen den Beschäftigten ermöglichen (z. B. durch Sitzordnungen, die Austausch zulassen)
  • eine zunehmend verminderte Gedächtnisleistung und Aufmerksamkeitsspanne bei der Kommunikation mitdenken (z. B. weniger Informationen mit einer Aussage vermitteln, Aussagen wiederholen, Aussagen mit konkreten Handlungen verbinden)
  • auf das individuelle Bedürfnis nach Ruhe achten und die Aktivitäten mit ausreichend Pausen planen
  • ausreichend Verpflegung zum Ausflug mitnehmen
  • den Beschäftigten etwas zutrauen (z. B. Pflanzen selbständig erkunden)
  • Zeit geben und Initiativen der Beschäftigten abwarten
  • Hilfen dosiert einsetzen
THEMENBEZOGENES WORTFELD
  • der Ausflug
  • die Natur
  • die Kräuter
  • der Löwenzahn
  • die Brennnessel
  • der Bärlauch
  • das Gänseblümchen
  • gehen
  • laufen
  • streifen
  • erkunden
  • kosten
  • riecht gut/schlecht
  • schmeckt gut/schlecht
  • Ich möchte kosten.
  • Es riecht gut.
  • Wonach riecht das?
BEISPIELPLANUNG

Die Mitarbeiter_innen suchen einen geeigneten Ort in der Umgebung des Arbeits- und Bildungsortes, der sich zum Spazierengehen auch mit Rollstühlen und Rollatoren eignet und an dem Wildkräuter zu finden sind. Die Mitarbeiter_innen informieren sich über die unterschiedlichen Wildkräuter und legen ggf. ein Buch (mit Bildern etc.) für die Senior_innen an, das diesen bei der Bestimmung der gesammelten Wildkräuter helfen kann.

Die Besucher_innen werden im Seniorentreff begrüßt und erhalten zunächst die Möglichkeit für einen kurzen Austausch mit den anderen Senior_innen. Durch die Mitarbeiter_innen wird das Programm des Seniorentreffs kurz erläutert. Piktogramme verdeutlichen den Ablauf. Die Gruppe geht gemeinsam los (ggf. werden öffentliche Verkehrsmittel oder Fahrzeuge der Einrichtung genutzt, um den Zielort zu erreichen).

Die Senior_innen und Mitarbeiter_innen gehen gemeinsam spazieren und suchen Wildkräuter am Rand des Weges. Gefundene Wildkräuter werden bestimmt und untersucht. Die Textur wird erspürt, an den Kräutern kann gerochen und sie können auch probiert werden. An unterschiedlichen Punkten wird Rast gemacht und etwas getrunken und gegessen. Der Ausflug wird mit Hilfe von Fotos dokumentiert.

Die Gruppe kehrt gemeinsam zum Arbeits- und Bildungsort zurück. Ggf. können die gesammelten Wildkräuter am Arbeits- und Bildungsort weiterverarbeitet (z. B. zu Kräuterölen, Kräuterbutter) und gemeinsam gegessen werden. Eine Aktivität für den nächsten Seniorentreff wird festgelegt.