Schneidebrett

KONKRETISIERUNG  ·  Fertigung eines Schneidebretts

 

SACHASPEKTE UND POTENZIAL

Schneidebretter werden in vielen Bereichen des Alltags, insbesondere beim Kochen verwendet. Den Beschäftigten sind sie daher aus ihrem Alltag bekannt. Diese Alltagserfahrung kann als Motivations- und Orientierungsgrundlage genutzt werden. Gleichzeitig stellt die Fertigung eines Schneidebretts im Vergleich zu anderen Produkten aus Holz weniger komplexe Anforderungen an die Handlungsplanung und -durchführung.

Der Grad der Komplexität lässt sich je nach personellen, räumlichen und materiellen   Ressourcen variieren. Das Vorhaben ist themenfeldübergreifend angelegt, es integriert also unterschiedliche Tätigkeiten, die auch arbeitsteilig ausgeübt werden können. So kann jeder Beschäftigte entsprechend seinen Fähigkeiten und Vorlieben am Prozess beteiligt werden. Beispielsweise verlangt das Schleifen oder Zuschneiden einen größeren körperlichen Einsatz, wohingegen das Ölen der Bretter eher Anforderungen im feinmotorischen Bereich stellt.

IMPULSFRAGEN

Gibt es einen besonderen Anlass zur Herstellung von Schneidebrettern?

Welche Alternativen gibt es?

Welche Interessen haben die Beschäftigten an den damit verbundenen Tätigkeiten?

Wie kann das Interesse geweckt werden?

Welche Vorerfahrungen haben die Beschäftigten im Umgang mit Werkzeugen und dem Werkstoff Holz?

Werden Schneidebretter im Alltag der Einrichtung genutzt, sodass deren Verwendungszweck den Beschäftigten bekannt ist?

Welchen Schwerpunkt soll das Angebot für den einzelnen Beschäftigten haben (Fokus auf Wahrnehmungserfahrung oder Produktorientierung mit Verkaufsperspektive)?

DIFFERENZIERUNG
  • Wahrnehmen der gleichmäßigen Armbewegungen (z. B. beim Schleifen, Sägen, Ölen)
  • Wahrnehmen, wie durch die eigene Kraft Druck auf das Schleifpapier, die Säge etc. gegeben werden kann, sodass sich das Gleiten des Schleifpapiers, der Säge etc. ändert
  • Bewusstsein für die eigenen Bewegungsmöglichkeiten schaffen durch verbale Rückmeldung bei einzelnen Bewegungsabläufen
  • unterschiedliche Holzoberflächen spüren (z. B. raues, unbehandeltes Holz im Unterschied zur glatt geschliffenen Oberfläche des Schneidebretts)
  • Beschaffenheit und Struktur einzelner Materialien (z. B. Schleifpapier, Raspel etc.) erspüren lassen
  • das Schleifpapier auf einem Klotz befestigen, der an der Hand gut zu spüren ist
  • Materialien, die ertastet werden müssen, aber nicht verrutschen sollen, fixieren (z. B. rutschfeste Unterlagen, Klemmfunktion der Werkbank nutzen)
  • für eine klare Struktur des Arbeitsplatzes sorgen (nur die benötigten Materialien liegen auf der Arbeitsfläche, die Materialien haben einen festen Platz)
  • deutliche Kontraste schaffen (z. B. bei Umgrenzungen, Rahmen, Unterlagen, helles Holz auf eine dunkle Unterlage legen)
  • den Arbeitsplatz ausreichend beleuchten und Blendungen vermeiden
  • unbearbeitete Holzflächen mit Farbe kennzeichnen
  • bei Geräuschempfindlichkeit: abgeschirmten Arbeitsplatz und/oder Lärmschutzkopfhörer anbieten
  • Verzicht auf Hintergrundmusik
HANDLUNGSLEITENDE PRINZIPIEN
  • individuelle Ausdrucksmöglichkeiten, soweit dies möglich ist, im Rahmen der Produktfertigung unterstützen (Einbringen eigener Vorlieben und Ideen z. B. bei der Farbauswahl)
  • den Arbeitsrhythmus durch die Beschäftigten selbst bestimmen lassen (v. a. Signalisieren von individuellen Pausen etc.)
  • Voraussetzungen, Erfahrungen und Interessen der Beschäftigten bei der Wahl von Arbeitsangeboten berücksichtigen (z. B. Interesse an taktilen Erfahrungen, Fähigkeit zu greifen etc.)
  • neue Produkte für die Herstellung gemeinsam auswählen
  • bei der Herstellung verschiedener Produkte in der Holzwerkstatt das zu fertigende Werkstück auswählen lassen
  • Arbeitsprozesse (z. B. bei arbeitsteiligem Vorgehen) gemeinsam mit den Beschäftigten abstimmen
  • bei arbeitsteiligem Vorgehen: Wahl für einen spezifischen Arbeitsschritt durch die Beschäftigten treffen lassen (ggf. mit Unterstützung, dem stellvertretenden Einschätzen von individuellen Vorlieben und Bedürfnissen)
  • Arbeitsplatz vorbereiten und aufräumen
  • Verantwortung für einzelne Aufgaben in der Holzwerkstatt übernehmen (z. B. Auswaschen der Pinsel, Zusägen der Holzstücke, Überprüfen der Holz- oder Farbvorräte)
  • Verbindlichkeit einfordern hinsichtlich der Fertigstellung des Holzproduktes
  • eigenverantwortliches Einfordern (der Beschäftigten) von Unterstützung, Mitarbeiter_innen können die Rolle der Assistent_innen übernehmen (kein „Aufdrängen von Unterstützung“)
  • respektvoller Umgang der Mitarbeiter_innen mit Entscheidungen der Beschäftigten (z. B. in Bezug auf den individuellen Arbeitsrhythmus)
  • vorherige Absprache im Team der Mitarbeiter_innen bzgl. der Zuständigkeiten (innerhalb des geplanten Arbeitsprozesses)
  • abgesprochene Zuständigkeiten im Arbeitsprozess einhalten bzw. spontane Änderungen im Ablauf oder neuen Konstellationen kommunizieren
  • assistierende Handlungen im Arbeitsprozess sprachlich begleiten
  • gezielte und einheitliche Verwendung des (spezifischen) Wortfeldes im Arbeitsprozess
  • stabile und verlässliche Beziehungen zu den Beschäftigten gestalten, respektvolle Interaktion auf Augenhöhe, keine Gespräche „über die Köpfe von Beschäftigten“ hinweg
  • Kooperation und Kontaktaufnahme unter den Beschäftigten im Arbeitsprozess unterstützen (z. B. Teilen von Materialien, Übernahme von Aufgaben für die Gruppe, Werkzeugverleih)
  • Leistung der Beschäftigten wertschätzen (durch regelmäßige Rückmeldeprozesse)

→ fachliches und emotionales Feedback während und nach dem Arbeitsprozess geben (ggf. Gesten, Gebärden, Bilder usw. einsetzen, z. B. Daumen hoch)

→ gegenseitiges Feedback der Beschäftigten anregen

→ ggf. Tipps zur Weiterarbeit geben

  • Sicherheit und Routine im Arbeitsprozess gewährleisten (z. B. durch vertraute Arbeitsabläufe, bekannte räumliche und zeitliche Struktur)
  • Veränderungen im Arbeitsablauf transparent machen (z. B. wechselndes Personal, veränderte Arbeitsschritte)
  • Verletzungsgefahr bei den einzelnen Arbeitsschritten reflektieren und ggf. spezifische Vorrichtungen zum Arbeiten nutzen; Gefahrenpotenziale bei bestimmten Handlungen und/oder Verhaltensweisen sowie mögliche Konsequenzen verdeutlichen (z. B. auch durch Bilder, Warnhinweise)
  • individuelles Arbeitstempo beim Schleifen, Ölen usw. ermöglichen, unterschiedliche Tagesform beachten
  • individuelle Arbeitspausen und ggf. Lageveränderungen einräumen und ggf. begleiten
  • Möglichkeit der Abweichung von ursprünglich geplanten Produktvorstellungen
  • Ermöglichung von Formen der Selbstbetätigung (durch die Mitarbeiter_innen) (z. B. durch Exploration der Materialien)
  • selbstständige Ausführung möglichst vieler Arbeitstätigkeiten unterstützen (z. B. durch den Einsatz von spezifischen Vorrichtungen und Hilfsmitteln, durch Aufgreifen vertrauter Bewegungsabläufe der Beschäftigten)
  • Erleben von Selbstwirksamkeit im Arbeitsprozess

→ durch eigene Entscheidungen (z. B. hinsichtlich Produktfeinheiten)

→ durch Hervorrufen von Veränderungen durch ihr eigenes Tun

→ durch das Erzeugen von Effekten

  • regelmäßiges, individuelles Feedback zum Arbeitsprozess und/oder zu einzelnen Zwischenergebnissen
THEMENBEZOGENES WORTFELD
  • die Arbeit
  • der Arbeitsplatz
  • das Werkzeug
  • das Material
  • die Hilfe
  • der Plan
  • die Pause
  • die Aufgabe
  • die Kontrolle
  • das Produkt
  • das Holz
  • der Werkraum
  • das Brett
  • das Schneidebrett
  • die Säge
  • das Schleifpapier
  • das Öl
  • der Pinsel
  • der Schwamm
  • die Unterlage
  • arbeiten
  • aufräumen
  • anordnen
  • kontrollieren
  • herstellen
  • sägen
  • schleifen
  • einölen
  • leimen
  • verkaufen
  • gut
  • schlecht
  • anstrengend
  • müde
  • hart
  • weich
  • eckig
  • rund
  • rau
  • glatt
  • hell
  • dunkel
  • Ich brauche …
  • Ich bin fertig.
  • noch einmal, mehr
  • zusammen mit …
  • Das gefällt mir (nicht).
  • Ich bin zufrieden/unzufrieden.
  • Mir gefällt mein Arbeitsergebnis (nicht).
  • Ich fühle mich erschöpft/müde.
  • Ich bin stolz.
  • Ich bin genervt.
  • Ich bin sauer.
  • Ich habe viel/wenig geschafft.
BEISPIELPLANUNG

Um die Zusammenstellung der benötigten Materialien und Werkzeuge zu erleichtern, ist eine Vorstrukturierung des Raumes und der Materialien durch die Mitarbeiter_innen sinnvoll. Die Materialien könnten beispielsweise auf einem Tisch oder einer Ablage in der Nähe bereitgestellt werden (hier können Ordnungssysteme aus anderen Bereichen der Beschäftigten aufgegriffen werden, z. B. TEACCH). Die Arbeitsphase wird für alle klar markiert. Dies kann in Form einer bestimmten Gebärde, Symbolkarte etc. erfolgen.

Bei Beschäftigten, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, wird gezielt darauf geachtet, dass sie sich zum Angebot hinwenden können, ggf. werden Lage- und Positionsveränderungen (z. B. Stehständer) vorgenommen, um die Aufmerksamkeit zu erhöhen. Ziel ist es, dass alle Beschäftigten sich auf die Arbeitsphase einlassen und ihre Aufmerksamkeit auf das Angebot ausrichten. Um dies zu erreichen, müssen Neugierde und Motivation geweckt werden.

Gemeinsam mit den Beschäftigten wird der Werkraum (falls vorhanden) aufgesucht oder der Gruppenraum entsprechend zum Werkraum umfunktioniert, indem Tische anders gestellt und abgedeckt werden.

Die Beschäftigten betrachten zunächst gemeinsam das Endprodukt. Sie bekommen die Möglichkeit, das Schneidebrett zu erkunden. Hierzu bietet es sich an, ein Schneidebrett, das den beschäftigten aus der Gruppe bekannt ist, mitzubringen. Die Beschäftigten können das Schneidebrett mit allen Sinnen erkunden. Mit dem Holzbrett können zudem auch Effekte erzeugt werden wie z. B. verschiedene Geräusche → effektgeleitet. Beschäftigte können die Funktion eines Schneidebretts erproben und z. B. etwas darauf schneiden → ergebnisorientiert. Die Erkundung des Schneidebretts wird als Anknüpfungspunkt für die Erläuterung der Zielperspektive genutzt, dass ein eigenes Schneidebrett hergestellt und anschließend z. B. verkauft werden soll → reflektiert-symbolisch.

Anmerkung:

Wenn die Beschäftigten schon mit der Aufgabe vertraut sind, kann der Einstieg abgekürzt werden. So könnte beispielsweise immer mit einer Einstiegsrunde gestartet werden, in der die bereits durchgeführten Arbeitsschritte und die noch anstehenden Arbeitsschritte kurz besprochen werden. 

In der Gruppe wird besprochen, ob die Arbeit in Einzel- oder Serienfertigung durchgeführt werden soll. Die Arbeitsplätze werden entsprechend den erforderlichen Arbeitsschritten vorbereitet (z. B. Besorgung von Arbeitsunterlagen wie einer Bauanleitung, Werkzeugen und Baumaterial). Die Einrichtung des Arbeitsplatzes erfolgt je nach Tätigkeitsform auf verschiedene Weise: Sie kann stellvertretend ausgeführt werden → effektgeleitet, sie kann in enger personaler Begleitung durchgeführt werden → ergebnisorientiert oder sie kann weitgehend selbstständig erfolgen, indem z. B. bildliche Anleitungen zur Verfügung gestellt werden → reflektiert-symbolisch.

Hinweis:

Sind die Teilschritte der Produktionen den Beschäftigten noch gänzlich unbekannt, wird der Arbeitsplatz im Voraus stellvertretend durch die Mitarbeiter_innen eingerichtet, da die Beschäftigten noch nicht wissen können, was sie für die jeweilige Aufgabe benötigen.

Die Schneidebretter werden nun gefertigt. Bei Bedarf wird die Ausführung des bevorstehenden Arbeitsschrittes verdeutlicht (durch direkte Demonstration oder anhand von Bildmaterial).

Der Arbeitsprozess gestaltet sich individuell je nach Ausdauer und Kompetenzen und Tagesform der Beschäftigten und kann unterschiedlich unterstützt werden. Bei manchen Beschäftigten stehen wahrnehmungsbezogene Tätigkeiten im Vordergrund. Auch wenn sie den Prozess der Fertigung eines Schneidebretts womöglich nicht im Gesamten nachvollziehen können, können sie durch die Übernahme wahrnehmungsbezogener Tätigkeiten zum Gesamtergebnis beitragen (z. B. Ölen und Schleifen des Bretts etc.). So werden sie als Teil   der Arbeitsgemeinschaft angesehen und können Wertschätzung für ihre Beteiligung erfahren → effektgeleitet.

Andere Beschäftigte werden in bestimmte Arbeitsschritte einbezogen, indem sie die Möglichkeit erhalten Effekte zu erzeugen, die sie zu ihrer Tätigkeit motivieren. In einem ersten Schritt werden die Beschäftigten auf beliebige Weise aktiv in der Auseinandersetzung mit Materialien, die für den Fertigungsprozess bedeutsam sind (z. B. Klangerzeugung durch Hantieren mit dem Holz). Des Weiteren können die Beschäftigten durch eine bestimmte Tätigkeit, die für sie mit einem positiven Effekt verknüpft ist, zu dem Fertigungsprozess beitragen. Beispielsweise kann durch Betätigen einer Taste (PowerLink) eine Schleifmaschine in Gang gesetzt werden, die von einem anderen Beschäftigten (oder einem Mitarbeiter) bedient wird. Der positive Effekt für den Beschäftigten könnte hierbei z. B. in dem Geräusch der Maschine bestehen, die er in Gang setzt → effektgeleitet. Außerdem kann hierdurch eine „Ursache-Wirkung“-Verbindung eventuell erzeugt werden. Es gilt herauszufinden, was für den einzelnen Beschäftigten ein positiver Effekt sein kann, der ihn zur entsprechenden Tätigkeit motiviert.

Eine weitere Form des Tätigwerdens ist die Ausführung eines überschaubaren Teilschrittes (Serienfertigung), wie z. B. das Schleifen des unbearbeiteten Holzes. Die Beschäftigten verstehen, was sie mit ihrer Tätigkeit bewirken (z. B. durch das Schleifen wird das Holz glatt). Ggf. wird hier Unterstützung durch entsprechende Vorrichtungen oder personale Begleitung notwendig → ergebnisorientiert. Auch hier kann auf basale Weise ein „Vorher-Nachher-Effekt“ erfahrbar gemacht werden, indem man beispielsweise zu Beginn das unbehandelte Holz auf der Haut spürt und im Anschluss das bearbeitete glatte Holz taktil erfasst.

Beschäftigte, die den Gesamtablauf der Fertigung (ggf. mit visualisierten Plänen) überblicken können, übernehmen weitestgehend alle Teilschritte selbstständig (Einzelfertigung). Möglicherweise benötigen sie hierzu entsprechende (Hilfs-)Vorrichtungen. Eigene Gestaltungsideen werden gezielt geäußert → reflektiert-symbolisch.

Insbesondere in der Fertigungsphase besteht die Gelegenheit für die Mitarbeiter_innen, individuelle Vorlieben der Beschäftigten zu identifizieren und entsprechend zu berücksichtigen. Während der gesamten Arbeitsphase kann den Beschäftigten (bei Bedarf) immer wieder die zeitliche Struktur mit den Pausen vor Augen geführt werden.

Nach Abschluss der Arbeitsphase betrachten die Beschäftigten gemeinsam die geschaffte Arbeit. Unterstützend können die Fotos von den Arbeitsschritten herangezogen werden, um zu sehen, welche Arbeitsschritte erledigt sind und welche noch folgen werden. Die Beschäftigten räumen gemeinsam mit den Mitarbeiter_innen ihren Arbeitsplatz auf.