Alltagssituation Händewaschen

KONKRETISIERUNG  ·  Alltagssituation Händewaschen

 

SACHASPEKTE UND POTENZIAL

Good-Practice-Beispiel

Herr Seder wird vom Mitarbeiter der Beschäftigungs- und Förderstätte nach einem Angebot im Garten in den Waschraum gebracht. Der Mitarbeiter Herr Meier erklärt ihm, dass die verschmutzten Hände nun gewaschen werden sollen. Er nimmt sich Zeit, Herrn Seder noch mal zu zeigen, dass Erde an seinen Händen ist.

Dann schiebt er Herrn Seder mit seinem Rollstuhl unter das Waschbecken und führt seine Hand zum Wasserhahn, um diesen zu öffnen. Herr Meier hat das Wasser lauwarm eingestellt. Er weiß, dass Herr Seder sehr kaltes und sehr warmes Wasser als unangenehm empfindet. Herr Seder freut sich über das Wasser und betrachtet es zunächst lachend. Herr Meier fordert Herrn Seder auf, die Hände unter den Wasserstrahl zu halten. Nach einiger Zeit des Betrachtens des Wassers fühlt Herr Seder zunächst mit einer Hand vor und hält dann beide Hände unter den Wasserstrahl. Als die Hände von Herrn Seder ausreichend nass sind, führt Herr Meier nach vorheriger Ankündigung seine Hand erneut zum Wasserhahn, um diesen zu schließen.

Herr Meier gibt Herrn Seder Seife in die Hände, da Herr Seder den Seifenspender nicht bedienen kann. Dabei gibt er Herrn Seder etwas mehr Seife als nötig, da er weiß, dass Herr Seder die Seife gerne großzügig auf den Händen verteilt.

Herr Seder verteilt die Seife zunächst selbstständig auf seinen Handflächen. Mit Hilfe von Herrn Meier dann auch zwischen den Fingern. Herr Seder hält die Hände nun ins Waschbecken, was Herr Meier als Aufforderung versteht, den Wasserhahn wieder zu öffnen. Herr Seder wäscht die Hände unter dem Wasser ab und schließt den Wasserhahn mit Hilfe von Herrn Meier.

Anschließend hilft Herr Meier Herrn Seder die Hände abzutrocknen. Dabei lächelt Herr Seder, was Herrn Meier dazu veranlasst, die Hände etwas länger abzutrocknen, als nötig wäre, damit Herr Seder den Stoff noch etwas länger an seinen Händen spüren kann.

IMPULSFRAGEN

Wie kann die Situation möglichst gleichbleibend gestaltet werden, sodass sie Orientierung vermittelt?

Wie kann Assistenz so erfolgen, dass möglichst viel Raum für Selbstbestimmung bleibt?

Wie wird die Intimsphäre gewahrt? (baulich, z. B. Vorhang, im persönlichen Verhalten)

DIFFERENZIERUNG
  • auf den Grund des Händewaschens hinweisen (z. B. verschmutzte Finger gemeinsam betrachten)
  • Handpeeling verwenden, um das Körperselbstbild zu stärken
  • beim Abtrocknen der Hände die einzelnen Finger und Zwischenräume der Räume durch Frottieren nachmodellieren
  • nach dem Händewaschen eine Handmassage anbieten, in der die Hand mit ihren einzelnen Fingern erfahrbar wird

niedrige Reizschwelle

  • die Temperatur des Wasserstrahls anpassen (z. B. eher kalt als lauwarm)
  • Stückseife verwenden
  • für eine gute Beleuchtung des Wasserstrahls sorgen
  • benötigte Utensilien an gleichbleibenden Plätzen abstellen
  • auf hohe Kontraste benötigter Gegenstände im Vergleich zur Umgebung achten (z. B. dunkle Handtücher vor weiße Fliesen hängen)

niedrige Reizschwelle

  • ablenkende Bewegungsgeräusche vermeiden (z. B. vor oder nach dem Rest der Gruppe zum Händewaschen gehen)
  • Wasserstrahl anders einstellen, sodass er weniger störende Geräusche macht

hohe Reizschwelle

  • Umgebungsgeräusche möglichst gering halten
  • in sehr lauten Situationen ggf. auf alternative Kommunikationswege zurückgreifen (z. B. unterstützende Gebärden)
HANDLUNGSLEITENDE PRINZIPIEN
  • Der Mitarbeiter reagiert auf die Signale des Beschäftigten und übernimmt Assistenz (z. B. beim Öffnen des Wasserhahns)
  • Der Mitarbeiter kennt die Vorlieben der Wassertemperatur und geht darauf ein
  • Auf den Ausdruck, dass das Abtrocknen der Hände als angenehm empfunden wird, reagiert der Mitarbeiter, indem er die Hände länger als nötig abtrocknet
  • Der Beschäftigte darf selbst entscheiden, wie lange er die Hände unter den Wasserstrahl hält
  • Der Zeitpunkt, um die Hände zu waschen, wurde aus hygienischen Gründen gewählt und dem Beschäftigten transparent gemacht
  • Die Einrichtung des Raums scheint nicht für ein vollständig eigenständiges Händewaschen geeignet → mit den Beschäftigten gemeinsam nach Verbesserungsmöglichkeiten suchen
  • Mitarbeiter und Beschäftigter scheinen gleichberechtigte Akteure in der Situation zu sein
  • Der Beschäftigte darf selber entscheiden, wie lange er die Hände wäscht
  • Der Mitarbeiter agiert als Assistent in der Situation
  • Der Mitarbeiter erklärt dem Beschäftigten an mehreren Stellen den Ablauf der Situation
  • Eine bebilderte Handlungsabfolge am Waschbecken könnte genutzt werden, um weitere Orientierung und zunehmende Selbstständigkeit zu fördern
  • Die nonverbalen Impulse des Beschäftigten werden als Aufforderungen verstanden und aufgenommen
  • Der Mitarbeiter trägt Sorge dafür, dass die Hände des Beschäftigten sauber sind
  • Es wird durch den Mitarbeiter individuell auf die Bedürfnisse des Beschäftigten eingegangen, indem z. B. für eine angenehme Wassertemperatur gesorgt wurde
  • Herr Seder erlebt, dass die von ihm gesetzten Impulse aufgegriffen und beantwortet werden
  • Einzelne Teilschritte werden von Herrn Seder selbstständig ausgeführt (z. B. Verteilen der Seife in den Händen)
THEMENBEZOGENES WORTFELD
  • Wasser
  • Seife
  • Handtuch
  • Waschraum
  • Waschbecken
  • waschen
  • abtrocknen
  • fühlen
  • schmutzig
  • sauber
  • kalt
  • warm
  • nass
  • trocken
  • Das Wasser soll kälter / wärmer sein.
  • Ich brauche Hilfe / ich mache das allein.
  • Ich möchte …
  • Ich bin fertig.
BEISPIELPLANUNG
  • Der Mitarbeiter reagiert auf die Signale des Beschäftigten und übernimmt Assistenz (z.B. beim Öffnen des Wasserhahns)
  • Der Mitarbeiter kennt die Vorlieben der Wassertemperatur und geht darauf ein
  • Auf den Ausdruck, dass das Abtrocknen der Hände als angenehm empfunden wird, reagiert der Mitarbeiter, indem er die Hände länger als nötig abtrocknet
  • Der Beschäftigte darf selbst entscheiden, wie lange er die Hände unter den Wasserstrahl hält
  • Der Zeitpunkt, um die Hände zu waschen, wurde aus hygienischen Gründen gewählt und dem Beschäftigten transparent gemacht
  • Die Einrichtung des Raums scheint nicht für ein vollständig eigenständiges Händewaschen geeignet → mit den Beschäftigten gemeinsam nach Verbesserungsmöglichkeiten suchen
  • Mitarbeiter und Beschäftigter scheinen gleichberechtigte Akteure in der Situation zu sein
  • Der Beschäftigte darf selber entscheiden, wie lange er die Hände wäscht
  • Der Mitarbeiter agiert als Assistent in der Situation
  • Der Mitarbeiter erklärt dem Beschäftigten an mehreren Stellen den Ablauf der Situation
  • Eine bebilderte Handlungsabfolge am Waschbecken könnte genutzt werden, um weitere Orientierung und zunehmende Selbstständigkeit zu fördern
  • Die nonverbalen Impulse des Beschäftigten werden als Aufforderungen verstanden und aufgenommen
  • Herr Seder erlebt, dass die von ihm gesetzten Impulse aufgegriffen und beantwortet werden
  • Einzelne Teilschritte werden von Herrn Seder selbstständig ausgeführt (z. B. Verteilen der Seife in den Händen)