KONKRETISIERUNG · Intensive Interaction
Sachaspekte & Potential
Einige Beschäftigte an Arbeits- und Bildungsorten kommunizieren ausschließlich präintentional oder präsymbolisch. Zuweilen erscheint es schwierig, mit diesen Beschäftigten in einen kommunikativen Austausch zu treten. Gleichzeitig ist dieser häufig von der Interpretationsleistung der Mitarbeiter*innen abhängig und wird häufig auch von diesen initiiert.
Das aus Großbritannien stammende Konzept Intensive Interaction (vgl. Hewett et al. 2011) betont die Wichtigkeit zweckfreier Kommunikation, in der die Beziehungsgestaltung und ein gemeinsames Erlebnis im Vordergrund stehen.
Grundsatz des Ansatzes ist es, dass die Person mit komplexer Behinderung den Rahmen der Kommunikation und die verwendeten Kommunikationsmittel vorgibt. Eine Bezugsperson steigt mit unterschiedlichen Techniken auf die kommunikativen Impulse ein, um in Austausch zu treten und so eine gemeinsame, freudvolle Erfahrung zu schaffen.
Impulsfragen
- Welche Verhaltensweisen zeigt der*die Beschäftigte, die sich als Grundlage für Kommunikation eignen?
- Wie viel Zeit am Tag bleibt den Beschäftigten, um zweckfrei zu kommunizieren?
- Wie viel Zeit bleibt uns als Mitarbeiter*innen für zwanglose Kommunikation mit den Beschäftigten?
Differenzierung
Da das Konzept als voraussetzungslos gilt und an dem gezeigten Verhalten der Beschäftigten ansetzt, sind Differenzierungen im eigentlichen Sinne nicht notwendig. Vielmehr ist es die Aufgabe der Mitarbeiter*innen, sich auf die Beschäftigten und ihr Verhalten einzulassen und so in einen kommunikativen Austausch zu treten. Die Reaktionen des*der Beschäftigten dienen dabei als Ausgangspunkt für weitere Antworten.
Handlungsleitende Prinzipien
Selbstbestimmung und Mitbestimmung
- Der*die Beschäftigte bestimmt Dauer und Verlauf des Angebots
- Die Signale des*der Beschäftigten werden aufgegriffen und berücksichtigt
Adressierung als Erwachsene
- Die Leitung der Situation wird an die Beschäftigten abgegeben
- Die Beschäftigten werden als kompetente Kommunikationspartner*innen anerkannt
Kommunikation und Interaktion
- Kommunikationssituationen werden als gemeinsam geteilte Erfahrung verstanden, in der beide Seiten ihr Wohlbefinden steigern können
Respektvolle Haltung und Achtsamkeit
- Die Bedürfnisse des*der Beschäftigten achten
- Pausen individuell einplanen
- Das Angebot beenden, wenn der*die Beschäftigte entsprechende Signale sendet
Kompetenzerfahrung
- Der*die Beschäftigte kann sich als wirksam in Bezug auf Kommunikation erleben
- Der*die Beschäftigte gibt den Verlauf der Situation an
Themenbezogenes Wortfeld
Nomen
Verben
Adjektive
Phrasen
Beispielplanung
Vorphase
Intensive Interaction kann besonders gut in 1:1-Situationen angewendet werden. Es kann hilfreich sein, sich vor Beginn des Angebots zu überlegen, welche Verhaltensweisen ein*e Beschäftigte*r besonders häufig zeigt, auf die eingegangen werden könnte. Außerdem sollte eine möglichst ruhige Umgebung gesucht werden.
Einstieg
Durchführung
Ausgangspunkt für den Beginn der Kommunikation können alle möglichen Verhaltensweisen darstellen, die ein*e Beschäftigte*r zeigt. Hierzu können beispielsweise
- Lautäußerungen
- Bewegungen der Hände und Arme, Schaukeln, Schwanken, Bewegungen des Kopfes
- Gesichtsausdrücke wie Lachen, Grimassieren, Blinzeln
- Körperkontakt wie Streicheln, Antippen
- Stereotype Verhaltensweisen
zählen.
Zentrale Idee des Konzepts der Intensive Interaction ist es, dass die Bezugsperson diese Verhaltensweisen aufnimmt und auf diese reagiert, um in einen kommunikativen Austausch zu kommen. Hierzu eignen sich unterschiedliche Verhaltensweisen, wie z. B.
- Imitation
- Joining in (die Äußerung oder Bewegung gleichzeitig mitmachen)
- Verbalisieren (z. B. etwas sagen, das Zustimmung ausdrückt, „ja“, „oh ja“, „stimmt“)
- Non-verbale Kommentare (z. B. Lächeln, mimische Ausdrücke, Kopfnicken)
Mit dieser Antwort auf ein Verhalten wird der Weg geebnet, in einen gemeinsamen kommunikativen Austausch zu treten.
Wichtig ist, hierbei keinen Druck aufzubauen. Es kann einige Zeit dauern, bis es den Beschäftigten gelingt, sich auf die Situation einzulassen.
Im Verlauf der Situation sollte das Verhalten des*der Beschäftigten beobachtet und aufgegriffen werden. Pausen werden individuell gewährt.
Abschluss
Das Ende wird von dem*der Beschäftigten vorgegeben. Es kann hilfreich sein, sich dann nochmal zu verabschieden.