Frühbesprechung

KONKRETISIERUNG · Frühbesprechung


SACHASPEKTE UND POTENTIAL

Den Ausgangspunkt der Besprechung können zunächst gemeinsame Ankerpunkte des Tages darstellen. Diese können auf unterschiedlichen Wegen veranschaulicht werden:

  • Gegenstände, die auf eine Aktivität hinweisen, können als Symbole für die bevorstehenden Ereignisse genutzt werden (z. B. ein Stück Holz für die Arbeit in der Holzwerkstatt, ein Massageball für die Physiotherapie, ein Buch für den Lesekreis, …). Hierbei ist der Grad der Abstraktion entscheidend. Gegenstände, die bei der Aktivität auch tatsächlich zum Einsatz kommen, sind weniger voraussetzungsvoll als solche, die nur im weiteren Sinne auf eine Aktivität hinweisen (z. B. eine Kaffeebohne als Symbol für die Pause anstatt der konkret verwendeten Kaffeetasse).
  • Fotos des ursprünglich verwendeten Gegenstandes stellen einen Zwischenschritt im Übergang zu Piktogrammen dar.
  • Im Übergang von einer Symbolebene zur nächsten sollten beide Repräsentationsebenen gleichzeitig genutzt werden, um die Verbindung zu verdeutlichen.

Anschließend können individuelle Aktivitäten der Beschäftigten besprochen und dem Tagesplan zugeordnet werden. Für Beschäftigte, die sich mit Hilfe der Uhrzeit orientieren können, sollten zusätzlich die Anfangszeiten sowie die Zeitspanne der einzelnen Aktivitäten dargestellt werden. Zeitpunkte, an denen Aktivitäten beginnen, und Zeitspannen des Tages können für die Beschäftigten auf unterschiedliche Weise veranschaulicht werden: Zeitpunkte z. B. mit Uhrzeiten, Zeitspannen mit Sanduhren oder TimeTimern. Der Umgang mit dem Kalender kann dazu dienen, eine zunehmende Orientierung im Jahresverlauf zu ermöglichen.

IMPULSFRAGEN

Wie wird den Beschäftigten der Tagesablauf bisher präsentiert?

Welche festen Ankerpunkte im Tag gibt es?

Welche Symbole für Aktivitäten können die Beschäftigten verstehen?

In welcher Form werden die Beschäftigten an der zeitlichen Planung von Aktivitäten beteiligt?

DIFFERENZIERUNG
  • Position finden, die freie Sicht auf den Tagesplan bietet
  • das Anfassen der Objektsymbole (Gegenstände, die für bestimmte Aktivitäten stehen) ermöglichen
  • den Abstand zum präsentierten Tagesplan verringern
  • eine optisch klare Strukturierung des Tagesplans wählen und prägnante, kontrastreich gestaltete Piktogramme nutzen
  • Gebärden, Fotos, Gegenstände nutzen, um das Gesagte darzustellen
  • kurze und wiederkehrende Bezeichnungen für bestimmte Aktivitäten nutzen
HANDLUNGSLEITENDE PRINZIPIEN
  • Initiativen der Beschäftigten zur Gestaltung des Tages aufgreifen (z. B. Wünsche nach Aktivitäten, Gestaltung der Pausen)
  • individuelle Freiräume im Tag schaffen, die selbstbestimmt gestaltet werden können
  • Etablieren von Entscheidungs- und Abstimmungsprozessen (z. B. hinsichtlich Pausenzeiten, Pausengestaltung, AGs, …)
  • die Frühbesprechung als tatsächliche Besprechung, nicht als ‚Singkreis‘ gestalten
  • gemeinsam über anstehende Aufgaben sprechen und diese verteilen
  • nonverbale Kommunikationsmittel einbeziehen, um den Tagesablauf zu verdeutlichen (Objektsymbole, Gebärden, Symbole, Piktogramme, …)
  • den Tagesablauf von Beschäftigten vorstellen lassen, sich über die anstehenden Aktivitäten austauschen
  • im Tagesverlauf Rückbezug auf vergangene und bevorstehende Aktivitäten nehmen
  • individuelle Grenzen bei der Bewältigung des Tages erkennen und die individuelle Tagesstruktur entsprechend anpassen (z. B. bei Erschöpfung Zeit für Erholung bieten)
  • selbstständig von einer Aktivität zur nächsten wechseln lassen
  • Symbole bei der Darstellung des Tagesablaufs so wählen, dass sie von allen Beschäftigten verstanden werden können (Aktivitäten auf unterschiedlichen Ebenen darstellen, z. B. konkretes Objekt und Piktogramm)
THEMENBEZOGENES WORTFELD
  • die Pause
  • die Arbeit
  • die Freizeit
  • arbeiten
  • essen
  • abgeholt werden
  • nach Hause fahren
  • schnell
  • kurz
  • langsam
  • nochmal
  • fertig
  • danach
  • davor
  • zum Schluss
  • zuerst
  • am Morgen
  • am Mittag
  • am Abend
  • Wie spät ist es?
BEISPIELPLANUNG

Die Beschäftigten kommen am Arbeits- und Bildungsort an.

  • Die Frühbesprechung wird eröffnet, ein_e Beschäftigte_r oder ein_e Mitarbeiter_in leiten die Frühbesprechung (ggf. mit Hilfe eines Step-by-Steps oder BIGMacks)
  • Zunächst werden dringende, tagesaktuelle Themen besprochen
  • Der Ablauf des Tages wird besprochen. Hierbei werden zunächst gemeinsame Ankerpunkte betrachtet.
  • Individualzeiten, in denen die Beschäftigten unterschiedlichen Tätigkeiten nachgehen, werden mit dem übergeordneten Begriff bezeichnet (z. B. Arbeitszeit, Therapiezeit, Freizeit, …). Die Darstellung erfolgt auf unterschiedlichen Abstraktionsebenen, sodass alle Beschäftigten den Tagesablauf verstehen können.
  • Die Symbole werden fortlaufend in den Tagesplan einsortiert. Beschäftigte, die den Tagesablauf bereits antizipieren können, helfen hierbei und ordnen Tages- bzw. Uhrzeiten zu.
  • Beschäftigte, die den Tagesablauf selbstständig antizipieren können, können die Frühbesprechung nach der Besprechung gemeinsamer Ankerpunkte und ggf. der Individualzeiten verlassen und selbstständig mit der Arbeit beginnen.
  • Die übrigen Beschäftigten bekommen die Möglichkeit, ihre individuellen Zeiten in den Tagesablauf einzuordnen.
  • Während des Tages kann je nach Kompetenz des Beschäftigten erneut Bezug auf den Tagesplan genommen werden. Hierbei können die Beschäftigten selbst aktiv werden und sich so zunehmend handelnd im Tagesablauf zurechtfinden.
  • Nachdem der Tagesplan gefüllt ist, schauen die Beschäftigten, welche Aktivität als Erstes ansteht.
  • Die Frühbesprechung wird beendet und die nächste Aktivität beginnt.