Taizé-Andacht

KONKRETISIERUNG  ·  Taizé-Andacht

 

SACHASPEKTE UND POTENTIAL

Die Gemeinschaft von Taizé ist ein internationaler ökumenischer Männerorden. Sein Hauptsitz in Taizé (Frankreich) ist vor allem als Ort der Begegnung für Jugendliche bekannt. Die Popularität von Taizé in aller Welt wird maßgeblich durch die Verbreitung von Liedern und meditativen Andachtsformen bestimmt.

Die hier vorgeschlagene Konkretisierung im Bereich „Religion & Weltanschauungen“ greift auf die zentralen Merkmale der Taizé-Andacht zurück: die eingängigen und durch Wiederholung geprägten Lieder und Gebete, die sich zumeist zentralen christlichen bzw. religiösen Themen widmen, wie der Bitte um Frieden oder der Freude an der Gemeinschaft.

Ziel der vorgestellten Taizé-Andacht ist es nicht, ein vordergründig christliches Angebot zu gestalten. Es soll vielmehr die Form der Andacht genutzt werden, um einen Moment des Innehaltens, der Ruhe, des Schöpfens neuer Kraft und der gegenseitigen Anteilnahme im Alltag an Arbeits- und Bildungsorten zu gestalten. Das Erleben von Gemeinschaft und Verbundenheit während der Andacht kann dabei neben dem gemeinsamen Singen bzw. Anhören der Lieder durch ein bewusstes Zuwenden zum Nachbarn, das Händeschütteln als Friedensgruß oder eine ernst gemeinte Frage nach dem Wohlbefinden unterstützt werden.

Die Taizé-Andacht kann z. B. folgende Schwerpunkte beinhalten:

  • gemeinsames Anhören und Singen von Taizé-Liedern, begleitet durch Instrumente oder Musikeinspielung
  • Bitten und Danken für persönliche oder allgemeine Belange
  • multisensorisches Erzählen einer religiösen Geschichte (z. B. mit Bildern, Figuren und Gegenständen)
  • Meditieren (z. B. ein Bild, Gedicht oder Musikstück als Ausgangspukt nutzen, Zeit der Stille einplanen)
  • Gespräch über persönliche (Sinn-)Fragen und Sorgen
  • gemeinsames Teilen einer kleinen Mahlzeit

Taizé-Andachten leben von einem routinierten Ablauf mit Eingangs- und Schlussritual und den immer wieder gleichen Liedern, so dass ein Verstehen des Ablaufs und ein Wiedererkennen der Lieder unterstützt wird. Es können unterschiedliche Orte für die Andacht genutzt werden: ein dafür vorbereiteter Raum am Arbeits- und Bildungsort, ein Ort in der Natur, ein Gemeinderaum oder Gotteshaus. Sinnvoll ist es, das Angebot regelmäßig, z. B. aller vier Wochen, durchzuführen und es ggf. in Zusammenarbeit mit Geistlichen oder Mitgliedern einer benachbarten Gemeinde zu gestalten.

IMPULSFRAGEN

Welche religiösen Erfahrungen haben die Beschäftigten?

Singen die Teilnehmer_innen an der Andacht gern bzw. hören sie gern Musik?

Welche Räume für Pausen, zum Innehalten und zur geistigen Einkehr stehen am Arbeits- und Bildungsort zur Verfügung?

Welche Kontakte bestehen zu religiösen Einrichtungen und können diese für die Gestaltung der Taizé-Andacht genutzt werden?

DIFFERENZIERUNG
  • eine entspannte Atmung z. B. durch sprachliche Begleitung oder eine gemeinsame Atmenübung unterstützen
  • beim Singen auf Stimm- und Klangresonanz im Körper hinweisen (z. B. Kopf- und Brustresonanz)
  • Zeit lassen, um zentrale Gegenstände der Andacht wahrnehmen und begreifen zu können (z. B. Kerze, Brot zum Teilen)
  • durch die Sitzordnung (z. B. im Kreis) den Blickkontakt zu anderen Teilnehmer_innen unterstützen
  • Instrumente, Bilder oder Gegenstände zu den Liedern ins Blickfeld rücken und zum gezielten Greifen anregen
  • Bilder mit klaren Umrissen oder starken Kontrasten nutzen, Bilder vergrößern
  • bequeme Position zum Zuhören einnehmen
  • beim Zuhören auf körpereigene Signale der Aufmerksamkeit genau achten (z. B. Kopfhaltung, körperliche An- oder Entspannung)
  • Vibrationen (bes. von tiefen Tönen, Bässen) spüren lassen
  • Verstärker nutzen
  • Gebärdensongs bzw. durch Gebärden begleitete Lieder nutzen
  • bei Hypersensibilität die Hörangebote zeitlich begrenzen, auf Zeichen des Unwohlseins und der körperlichen Anspannung genau achten
  • mehr Lichteffekte und Gegenstände für die taktile Wahrnehmung mit einbeziehen
  • ggf. weitere sinnliche Eindrücke mit einbeziehen und bewusst darauf hinweisen (z. B. Raumduft, Geruch des frischen Brotes, das geteilt wird)
HANDLUNGSLEITENDE PRINZIPIEN
  • Ideen und Vorlieben der Beschäftigten bei der Planung der Andacht aufgreifen, z. B. Lieder mit auswählen
  • Verantwortung für einzelne Teile der Andacht auf einzelne Teilnehmer_innen übertragen, diese leiten (mit Unterstützung) z. B. ein Lied, die Fürbitte an
  • Lebensalter und unterschiedliche religiöse Erfahrungen bei der Gestaltung der Taizé-Andacht berücksichtigen
  • Fragen und Bedürfnisse der Teilnehmer_innen ernst nehmen
  • den Raum für die Andacht gemeinsam vorbereiten
  • Ablehnung des Angebots akzeptieren
  • Orientierung geben über die verschiedenen Teile der Andacht mit Bild-, Symbolkarten oder Gegenständen
  • Vorschläge der Beschäftigten zur musikalischen Begleitung aufgreifen, Dialog und Austausch beim Musik machen unterstützen
  • gemeinschaftsstiftende Handlungen einbeziehen (z. B. Brot teilen)
  • auf eine angenehme Lagerung und Sitzposition achten
  • Zeit lassen, um sich auf das Angebot einlassen zu können, auf Zeichen der Ablehnung achten
  • Privatsphäre wahren, keine persönlichen Themen der Beschäftigten ohne Zustimmung zur Sprache bringen
  • sich als Teil einer Gemeinschaft erleben können (z. B. beim Musik machen)
  • das Erfahren von Sprachklang und Musik sowie das multisensorische Wahrnehmen von Geschichten unterstützen
  • erleben, dass eigene Sorgen von der Gruppe gehört werden
THEMENBEZOGENES WORTFELD
  • die Kerze
  • die Musik
  • die Andacht
  • Gott
  • das Bild
  • die Geschichte
  • singen
  • beten
  • danken
  • bitten
  • anzünden
  • erzählen
  • hören
  • gemeinsam
  • still
  • schön
  • gepflegt
  • anstrengend
  • flach
  • hoch
  • frisch
  • reif
  • lecker
  • giftig
  • verschimmelt
  • schlecht
  • trocken
  • nass
  • feucht
  • welk
  • heiß
  • kalt
  • spitz
  • verschiedene Farbadjektive (grün, rot, gelb, bunt, hell, dunkel etc.)
  • Ich danke für …
  • Ich bitte um …
  • Ich freue mich über …
  • Ich möchte …
  • Wie geht es Ihnen?
  • Titel der Taizé-Lieder
BEISPIELPLANUNG

Vor dem Angebot ist der Raum für die Andacht vorzubereiten (z. B. Tisch mit Kerzen und Blumen in die Mitte stellen, Instrumente zur Begleitung bereithalten, Möglichkeiten zum angenehmen Sitzen und zur Lagerung schaffen).

Vorab ist auch die Länge der Andacht zu überdenken. Das Angebot sollte zugleich Ruhe und ein Innehalten ermöglichen, jedoch nicht für Langeweile sorgen. Auch ist zu überlegen, wer ggf. für einzelne Phasen der Andacht verantwortlich sein kann (z. B. für die Auswahl der Lieder, eine Fürbitte oder Meditation).

Eine Taizé-Andacht lebt von der Musik und dem gemeinsamen Singen der Lieder. Es ist daher sinnvoll, dass Mitarbeiter_innen das Angebot begleiten, die gern singen und Musik machen. Vorab sollte auch geklärt werden, welche Formen der Musikwiedergabe einbezogen werden können.

Die Andacht beginnt ritualisiert mit einem festgelegten Eingangslied und dem Anzünden der Kerzen. Jede_r Teilnehmer_in zündet (mit Unterstützung) eine Kerze an, die auf den Tisch in die Mitte gestellt wird. Jede_r wählt sich dann einen bequemen Platz aus.

Die Taizé-Andacht folgt einem immer wieder gleichen Ablauf. Es werden drei oder vier Lieder gemeinsam gesungen bzw. angehört (z. B. „Laudate omnes gentes“, „Laudate dominum“, „Ubi caritas“, „Bleibet hier und wachet mit mir“). Wie für Taizé-Lieder üblich, werden die Strophen mehrfach wiederholt. Die Lieder können z. B. durch die Gitarre und einfache Schlaginstrumente oder auch Instrumental-Einspielungen begleitet werden.

Teil der Andacht kann die kurze Lesung einer Geschichte oder eine Bildbeschreibung sein.

Außerdem kann ein Gebet des Dankes oder eine Fürbitte gemeinsam gesprochen oder in Stille durchgeführt werden. In die Fürbitte können Anliegen der Teilnehmer_innen oder auch politische und gesellschaftliche Themen aufgenommen werden.

Um das Erleben des Miteinanders noch stärker zu betonen, kann auch das Austauschen des Friedensgrußes oder das Teilen von Brot zur Andacht gehören. Im Vordergrund steht jedoch der meditative Charakter der Andacht durch das wiederholte Singen, eine Phase der Stille und eine insgesamt ruhige bzw. beruhigende Atmosphäre.

Die Andacht endet mit einem Abschlusslied und dem Löschen der Kerzen.

Im Nachgang sollte noch Zeit und Raum für individuelle Gespräche, z. B. mit anderen Teilnehmer_innen oder ggf. dem beteiligten Geistlichen bestehen.