Ballsport

KONKRETISIERUNG  ·  Ballsport

 

SACHASPEKTE UND POTENZIAL

Bälle haben für Personen jeden Alters einen hohen Aufforderungscharakter und können in vielfältiger Art und Weise zur sportlichen Betätigung anregen: Ein Ball, der auf einen zurollt, fordert zum Zurückschießen oder Zurückwerfen auf.

Der Umgang mit Bällen kann zur Erweiterung von Bewegungserfahrungen, zur Verbesserung der Wahrnehmungsfähigkeit und Reaktionsschnelligkeit sowie zum Aufbau sozialer Erfahrungen beitragen.

Der Ballsport ist dabei vielfältig erleb- und ausübbar. Folgende Schwerpunkte bieten sich an:

  • mit Bällen verschiedener Materialien und Größen hantieren
    • festhalten und wieder loslassen, rollen, prellen, werfen, an der Wand abprallen lassen und wieder fangen
  • Ball zuspielen
    • Ball übergeben: durch die Beine, über den Kopf, seitlich usw.
    • Ball zuwerfen, zurollen, mit dem Fuß zuspielen
    • einen Ball oder mehrere Bälle zuspielen: zu zweit oder in einer größeren Gruppe
    • Schnelligkeit im Zuspiel variieren
  • Ball im Liegen zurollen
    • Mitspieler_innen in Bauch- oder Seitenlage auf erhöhten Weichbodenmatten lagern, sodass ein Mattenviereck mit einer Freifläche in der Mitte entsteht, gegenseitig den Ball bzw. die Bälle zuspielen
    • Varianten: die Spieler_innen versuchen zu verhindern, dass die Bälle den eigenen Mattenbereich (‚Tore‘) berühren oder ein großer Ball in der Mitte der Freifläche wird durch kleinere Bälle bewegt
  • Ball prellen
    • auch beidhändig, im Gehen, Laufen, Sitzen, um Hindernisse herum
  • Zielwerfen, -rollen
    • Kegel umwerfen, Bälle in einen Kasten werfen, mit einem Schläger Bälle in ein Tor schießen usw.
  • Regelspiele mit Bällen durchführen (ggf. Regeln anpassen)
    • Fußball z. B. im kleineren Spielfeld oder beim E-Rolli-Fußball mit größeren Bällen spielen
    • Basketball oder Korbball mit herabgesetzten Körben spielen
    • Tischtennis: ggf. Ball über die Tischtennisplatte rollen, Längsseiten der Tischtennisplatte dabei mit Matten absichern
    • weitere Ballspiele: Ball über die Schnur, Balltreiben, Brennball usw.
  • die Spiele von einzelnen Mannschaften als Zuschauer_innen verfolgen (z. B. Fußballmannschaft der WfbM, Basketball-Team der Stadt)

Beim Spielen mit dem Ball sollte genügend Zeit gelassen werden zum Ausführen und Trainieren zentraler Bewegungsabläufe wie dem Fangen und Werfen.

Zur Einteilung von Mannschaften

Wer sollte zusammen spielen? Grundsätzlich steht der Spaß an der Bewegung und dem Spiel mit Bällen im Mittelpunkt der sportlichen Angebote. Dies lässt sich durch eher offene Angebote mit Bällen auch in Gruppen mit sehr unterschiedlichen körperlichen Voraussetzungen realisieren.

Um jedoch den sportlichen Ehrgeiz und ein gegenseitiges Kräftemessen von allen Teilnehmer_innen herauszufordern, kann es sinnvoll sein, eher leistungshomogene Sportgruppen zu bilden und so auch mit kleinen (festen) Mannschaften Ballspiele durchzuführen.

IMPULSFRAGEN

Welche gesundheitlichen bzw. konstitutionellen Voraussetzungen der Beschäftigten sind zu beachten?

Sind die Beschäftigten interessiert am Umgang mit Bällen bzw. am Ballsport?

Welche Erfahrungen mit Bällen wurden schon gemacht, welche Ballspiele sind bekannt (aktiv oder passiv als Zuschauer_in)?

Welche Räume können genutzt werden (z. B. Turnraum, Sporthalle, Sportplatz, Hof der Einrichtung)?

DIFFERENZIERUNG
  • Bälle in unterschiedlicher Größe im Sitzen oder Stehen um sich herum bzw. am Körper entlang hoch- und herunterrollen
  • körperliche Erschöpfung wahrnehmen und stellvertretend verbalisieren („Ich sehe, Sie sind ganz außer Atem …“)
  • Bewusstsein für die eigenen Bewegungsmöglichkeiten schaffen, durch verbale Rückmeldung bei gelingenden Abläufen und beim Training von Bewegungsabläufen
  • Wurfbewegungen durch Handführung anleiten, um ein Gefühl für die Bewegungsabläufe zu entwickeln
  • verschiedene Bälle mit unterschiedlicher Oberfläche ausprobieren (zwischen harten und weichen, griffigen und glatten Bällen wählen)
  • Zuspiel des Balls durch Zuruf unterstützen
  • Klingelball oder kontrastreiche bzw. leuchtende Bälle nutzen, die sich von Hallenwand und -boden deutlich abgrenzen
  • langsam fliegende Bälle nutzen (z. B. Schaumball, Zeitlupenball)
  • optische Hilfen in der Sporthalle anbringen (z. B. deutliche Markierungen der Spielfeldbegrenzungen und der Ziele beim Werfen des Balls)
  • zunächst enge Begleitung bei neuen Spiel- und Bewegungsabläufen sowie beim Kennenlernen neuer Orte zum Sporttreiben und unterschiedlicher Bodenbeschaffenheiten
  • auf gute Lichtverhältnisse achten
  • bewegungsbegleitendes Sprechen

Geräuschempfindlichkeit:

  • Sport in kleineren Gruppen durchführen
  • einzelne Übungen ggf. in ruhigerer, nicht hallender Umgebung durchführen (z. B. separater Turnraum, im Freien)
  • auf lautstarke Signale (z. B. Trillerpfeife) verzichten, um eine dadurch mögliche Tonuserhöhung der Muskulatur zu vermeiden
  • Pausen an einem ruhigeren Ort einplanen
  • Kopfhörer als Lärmschutz nutzen
  • anderes Sportangebot ohne Bälle wählen

Hörbeeinträchtigung:

  • Bewegungsabläufe durch Vor- und Nachmachen oder Handführung vermitteln
  • zum Verständnis der Spielregeln und Bewegungsabläufe Visualisierungen (z. B. Fotos, Bildkarten) mit einbeziehen

Gleichgewicht bzw. Bewegungskoordination:

  • beim Zuspiel größere, gut greifbare Bälle nutzen (z. B. Ball mit Noppen)
  • großräumige Ausgleichsbewegungen ermöglichen
  • Bewegungsabläufe beim Zuspiel langsam wiederholen (z. B. Fangen nach Aufprallen des Balls, Zeitlupenball nutzen)

Räumliche Orientierung:

  • Laufwege gemeinsam abgehen bzw. abfahren
  • größere, gut sichtbare Bälle oder Klingelball nutzen
  • mit einer Wurfrichtung anfangen
  • Wurfziele deutlich markieren (in farblichem Kontrast zu Hallenboden und -wand)
HANDLUNGSLEITENDE PRINZIPIEN
  • freiwillige Teilnahme am Sport- bzw. Ballsportangebot
  • zwischen verschiedenen sportlichen Aktivitäten wählen lassen (diese gegenständlich oder mit Bildern visualisieren)
  • Eigenaktivität und eigene Bewegungsabfolgen unterstützen
  • Raum und Zeit zum körperlichen Ausagieren lassen
  • neue Spiele vorstellen und ausprobieren
  • Bälle und Ballspiele auswählen lassen bzw. Auswählen der Beschäftigten unterstützen
  • gemeinsamer Auf- und Abbau der Stationen in der Sporthalle
  • Verantwortung für einzelne Aufgaben während des Sportangebots an die Beschäftigten abgeben (z. B. Aufschließen des Materialschranks, Organisation der Trinkpause, Linienrichter am Spielfeldrand)
  • Verbindlichkeit hinsichtlich der regelmäßigen Teilnahme am Training einer Mannschaft
  • den Ablauf des Sportangebots sowie einzelne Bewegungsaufgaben mit Bildern visualisieren
  • auf individuelle Formen der Kontaktaufnahme beim Zuspiel achten (z. B. fast unmerkliches Kopfheben, eher unkoordiniertes Anzeigen mit dem Arm) und reagieren
  • beim Zuspiel die Personen direkt ansprechen
  • das Zusammenspiel im Zweierteam oder einer Gruppe bzw. Mannschaft anregen (sich selbst als Mitspieler_in anbieten)
  • eine typisch sportliche Kommunikation erleben („Los!“, „Weiter so!“, „Gut gemacht!“, …)
  • sich als Beschäftigte und Mitarbeiter_innen über das gemeinsam Geleistete freuen
  • im Team der Mitarbeiter_innen z. B. die Betreuung der Stationen des Sportangebots abklären
  • sportliche Atmosphäre herstellen, die Lust auf Bewegung macht und in der keine Bloßstellungen zu befürchten sind
  • körperliche Voraussetzungen der Teilnehmer_innen am Sportangebot genau kennen
  • unterschiedliche Tagesformen berücksichtigen
  • Erschöpfung beachten und Überlastung verhindern
  • durch Wiederholung von Bewegungsabläufen Sicherheit geben
  • beim Umziehen und Duschen Intimsphäre sichern
  • (Trink-)Pausen einplanen
  • das Zuspiel durch eine geeignete Auswahl an Bällen und ggf. individuelle Hilfen unterstützen
  • individuelle und gemeinsame Spielhandlungen mit Bällen durch die Gestaltung verschiedener Stationsangebote und das Durchführen gemeinsamer Spielphasen ermöglichen
  • individuelle Rückmeldungen darüber geben, wie z. B. das Zuspiel geklappt hat, wie schnell der Ball gefangen und weitergespielt wird
  • die Sportgruppe bzw. Mannschaft auf ein Turnier vorbereiten
  • Teil einer Mannschaft oder eines ‚Fanblocks‘ sein (z. B. gemeinsames Anfeuern am Spielfeldrand von Beschäftigten und Mitarbeiter_innen)
THEMENBEZOGENES WORTFELD
  • der Ball
  • die Mannschaft
  • das Tor
  • die Sporthalle
  • das Spielfeld
  • werfen
  • fangen
  • rollen
  • zuspielen
  • schießen
  • treffen
  • zusammen spielen
  • gewinnen
  • verlieren
  • schnell
  • langsam
  • weit
  • müde
  • Fußball spielen, Korbball spielen, …
  • noch einmal, etwas anderes, den Korb treffen
  • Ich schieße ein Tor.
  • Ich brauche …
  • Ich kann nicht mehr.
  • Ich brauche eine Pause.
  • Stopp!
  • Los!
  • Noch einmal!
BEISPIELPLANUNG

Bälle werfen, fangen und rollen

Ausschlaggebend für die Planung eines sportlichen Angebots mit Bällen ist ihr großer Aufforderungscharakter, um sich zu bewegen. Das Zuspielen mit dem Ball zu zweit oder in einer Gruppe bietet außerdem die Möglichkeit, mit anderen Personen in Kontakt zu kommen und den sozialen Austausch auch zu erweitern. Darüber hinaus sind Bälle als Spielgeräte den Beschäftigten in der Regel vertraut.

In der Vorphase des Sportangebots ist der Übergang zum Sportraum anzukündigen und zu begleiten. Außerdem wird durch das Anziehen der Sportsachen und Turnschuhe der Wechsel der Aktivitäten verdeutlicht.

Den Einstieg in das Sportangebot erfolgt ritualisiert und besteht nach einer kurzen Begrüßung aus einer Erwärmungsphase. In dieser angeleiteten Phase wird zur Musik eine Erwärmung und Dehnung der zentralen Muskelgruppen durchgeführt. Dabei werden die Bewegungen bzw. Abfolgen vorgemacht und anschließend (mit Unterstützung) nachgemacht.

Je nach den unterschiedlichen körperlichen Voraussetzungen der Beschäftigten wird die Erwärmung in der gesamten Sportgruppe oder in kleineren Gruppen mit unterschiedlichen motorischen Schwerpunktsetzungen durchgeführt.

Alternativen hierzu sind: das Laufen oder Gehen von Runden im wechselnden Tempo, individuelle Angebote zur Körperwahrnehmung (z. B. mit einem Ball an den Gliedmaßen entlang fahren) oder ein freies Spiel mit Bällen.

Die Phase der Durchführung des Sportangebots ist in zwei größere Abschnitte unterteilt.

Phase I

Es findet ein eher individuelles Training an unterschiedlichen Stationen statt, um das Festhalten und Loslassen, das Werfen, Fangen und Prellen von Bällen zu trainieren.

Die einzelnen Stationen können dabei selbstständig gewählt und gewechselt werden. Es bietet sich an, dass – falls möglich – jeweils zwei Beschäftigte an einer Station üben. Damit können Kontakte und ein Zuspiel zwischen den Beschäftigten besser realisiert werden.

Als Stationen bieten sich z. B. an:

  1. Ball gegen die Wand prallen und wieder fangen; Alternative: Ball am Seil schlagen
  2. Zuspiel zu zweit (werfen, rollen, Ball weitergeben)
  3. Bälle in einen Kasten werfen oder in ein Tor rollen (Entfernungen dabei variieren)
  4. Prellen und Gehen (Slalomstrecke zurücklegen); Alternative: mit dem Rollstuhl im Slalom fahren und Ball dabei transportieren

Phase II

Nach dem individuellen Üben folgt eine gemeinsame Spielphase. Das Spiel kann als gemeinschaftliche Aufgabe oder als kleiner Wettkampf gestaltet werden.

Ein Zuspiel im Kreis mit einem oder mehreren Bällen wäre eine gemeinschaftliche Aktion. Als Ballspiele, die einen Schwerpunkt auf das Zuspielen, Werfen und Fangen legen, bieten sich z. B. Ball über die Schnur, Korbball oder Brennball an.

Beim Ball über die Schnur wird der Ball über das Netz bzw. die Schnur geworfen und muss von der anderen Mannschaft gefangen werden. Gelingt dies nicht, erhält die Mannschaft, die geworfen hat, einen Punkt.

Bei Wettkampfspielen bietet es sich an, die besondere Sportatmosphäre zu betonen (sich gemeinsam über einen Punkt freuen, sich abklatschen, anfeuern usw.). Somit kann das Verständnis für das gemeinsame Agieren in einem Team unterstützt werden.

Alternativen zu Ballspielen, die ein Werfen des Balls erfordern, können z. B. das Rollen des Balles im Liegen oder das Fußballspielen sein.

Nach dem Spiel wird die Sporthalle gemeinsam aufgeräumt, die Materialien weggeräumt usw.

Zum Abschluss des Sportangebots bieten sich mehrere Varianten an:

Einen kurzen Abschluss stellt ein Motivationskreis an der Mitteillinie oder das gegenseitige Abklatschen dar, um das Gefühl der Verbundenheit als Sportgruppe bzw. Mannschaft erfahrbar zu machen.

In einer längeren Abschlussphase bietet es sich an, das Entspannen des Körpers nach der Anstrengung bewusst zu gestalten: Es wird zunächst ein leichtes Auslaufen (z. B. mit ausgezogenen Turnschuhen) oder einfache Lockerungsübungen durchgeführt. Danach legen sich die Teilnehmer_innen auf Matten. Bei leiser Musik oder mit sprachlicher Anleitung wird das bewusste Ein- und lange Ausatmen angeregt. Alternativ dazu kann auch im Stand der Oberkörper langsam nach vorn fallen gelassen werden und nach einer Weile wieder langsam aufgerichtet werden.

Bei beiden Varianten sollte kurz verbalisiert werden, was beim Sportangebot stattgefunden hat und wie es nach dem Angebot weitergeht. Der Übergang von der Sporthalle zum Gruppenraum wird dabei auch mit einer passenden Bildkarte visualisiert.