Musik von Früher

Icon-Sachaspekte & Potential: Ein weißes, stilisiertes, kreisförmiges Symbol mit kleinen und großen Punkten, die durch Linien mit der Mitte des Kreises auf blauem Hintergrund verbunden sind.

KONKRETISIERUNG  · Musik von Früher – Tanzveranstaltung*

Julia Krüger – RBO – WohnStätten gGmbH BFB „Remise“


SACHASPEKTE

Zusammen alt sein, die Gemeinschaft fördern und eventuelle Einsamkeit mildern, sollten das Ziel regelmäßiger Treffen älter werdender Menschen mit Behinderung sein. Dies bedarf gewisser Achtsamkeit und entsprechender Überlegungen, um das Angebot abwechslungsreich und lebensnah zu gestalten.

Als Teilangebot werden Musikstücke und die damit verbundenen Erinnerungen eine zentrale Rolle spielen. Musik ist mehr als nur Töne und Klänge. Wir kennen alle Lieder, die Erinnerungen wecken und damit verbunden – tiefe Gefühle. Je älter wir werden, umso mehr können diese in Vergessenheit geraten. Deshalb wollen wir zusammen in Erinnerungen schwelgen und an liebe Menschen und Momente der Vergangenheit denken.

Ziel ist es, Lieder zu suchen, die von früher bekannt sind und sich für eine Tanzveranstaltung eignen. Die Erinnerungen zu wecken, kann einen starken biografischen Aspekt beinhalten, der gut begleitet werden muss. Nebenbei kann das Interesse zur Musik neu entdeckt werden und unabhängig von äußeren Umständen kann das Angebot in den Räumlichkeiten der Einrichtung stattfinden.

Aktive Prozesse:

  • die Teilnehmer*innen einer kleinen Gruppe (Altersspanne sollte vorher festgelegt werden) suchen zusammen nach Liedern aus ihrer Vergangenheit
  • es wird festgelegt, welche Lieder am Tanznachmittag gespielt werden
  • Getränke und kleine Speisen (Snacks) werden von den Teilnehmer*innen bestimmt
  • Zeit und Ort werden festgesetzt

       Rezeptive Prozesse:

  • Sinneserfahrungen beim Hören von Musik
  • das Erinnern während des Hörens
  • Freude an Tanz und Unterhaltung
  • Genuss von Snacks und Getränken

       Reflexive Prozesse:

  • über das Erlebte sprechen, Austausch zu den Erinnerungen
  • gemeinsam überlegen wie man einen Tanznachmittag gestalten kann
  • was wird alles benötigt und welchen Umfang soll die Veranstaltung haben
  • Auswertung der Veranstaltung mit allen Teilnehmer*innen
Icon-Impulsfragen: Ein Bild zeigt ein zentrales weißes Fragezeichen auf einem grauen Hintergrund, umgeben von acht Lupen, die in verschiedene Richtungen zeigen.
IMPULSFRAGEN
  • Wie gehen Sie damit um wenn negative Emotionen durch das Erinnern erlebt werden?
  • Wie lässt sich die Alterspanne der Gruppe eingrenzen?
  • Wie kann man das Setting altersgerecht gestalten?
Icon-Differenzierung: Auf grauem Hintergrund sind ein weißer Kreis und eine weißes Rechteck abgebildet. Der Kreis befindet sich oben rechts, das Rechteck unten links. Die beiden sind durch eine diagonal verlaufende weiße Linie von links oben nach rechts unten verbunden.
DIFFERENZIERUNG
  • regelmäßige Positionswechsel anbieten (Bsp. sitzend, stehend, liegend erfahren) – vor allem beim Hören der Musik kann eine liegende Position entspannend wirken
  • Position des Rollstuhls verändern
  • gemeinsames Tanzen und sich dadurch spüren, wahrnehmen
  • taktile Reize können beim Arbeiten mit der Tischdekoration und dem Einnehmen von Speisen und Getränken (je nach Bedarf wird hier assistiert) entstehen
  • CD Cover oder Bilder der Interpreten zur Erinnerung nutzen
  • gefährdende Hindernisse beim Tanzen wahrnehmen (als Mitarbeiter*in)
  • sicherstellen, dass benötigte Hörhilfen vorhanden sind
  • gegebenenfalls Lautstärke anpassen
  • Kopfhörer nutzen
Icon-Differenzierung: Auf grauem Hintergrund sind ein weißer Kreis und eine weißes Rechteck abgebildet. Der Kreis befindet sich oben rechts, das Rechteck unten links. Die beiden sind durch eine diagonal verlaufende weiße Linie von links oben nach rechts unten verbunden.
HANDLUNGSLEITENDE PRINZIPIEN
  • die Teilnahme erfolgt freiwillig (Angebot wird von den Mitarbeiter*innen kurz vorgestellt um einen ersten Eindruck zu erhalten)
  • bei Unbehagen kann auch ein Angebotsabbruch erfolgen
  • je nach Möglichkeit wird zusammen entschieden und geplant
  • eigene Liedvorschläge und Ideen können eingebracht werden
  • je nach Bekanntheitsgrad der Teilnehmer*innen die gewünschte Ansprache erfragen
  • die Lieder werden zusammen ausgesucht, dies erfolgt per Abstimmung aller
  • die Rahmenbedingungen, die der Gruppe zur Verfügung stehen werden ebenso per Abstimmung durch die Teilnehmer*innen gewählt (Ort, Zeit und Dauer)
  • was gegessen und getrunken wird, bestimmen die einzelnen Vorlieben und die Möglichkeiten der Mitarbeiter*innen/ der Einrichtung – gemeinsames Abwägen (Fürsorge versus Selbstbestimmung)
  • eine Atmosphäre der Wertschätzung schaffen – jede/r Teilnehmer*in darf etwas sagen und sollte gehört werden ohne bewertet zu werden
  • auch nonverbale Kommunikationswege in die Unterhaltungen miteinfließen lassen
  • Karten zum Zeigen anbieten (Bsp.: gefällt mir/ gefällt mir nicht)
  • alle Anwesenden dürfen Impulse an die Gruppe weitergeben
  • auf Bedürfnisse und Wünsche der Teilnehmer*innen achten und eingehen – Alternativen suchen falls diese nicht realisierbar sind
  • bei aufkommenden Emotionen unterstützen und achtsam reagieren
  • die Veränderungen (körperlich und seelisch), die mit dem Altern einhergehen, reflektieren
  • versuchen den Blick immer auf das Gemeinsame zu lenken
  • Abstimmung: mein Wunsch oder meine Aussage haben Gewicht/ Bedeutung
  • eigene Liedvorschläge einbringen – die den anderen Teilnehmer*innen auch gefallen können
  • Ideen zur gemeinsamen Gestaltung beitragen
  • Schmücken und Eindecken für die Tanzveranstaltung in kleinen Schritten, je nach eigenen Möglichkeiten, übernehmen
Icon-Wortfeld: Das Bild zeigt das Wort „WORT“ in Großbuchstaben auf einem strukturierten blaugrauen Hintergrund.
THEMENBEZOGENES WORTFELD
  • das Lied, die Musik
  • die Melodie
  • der Tanz
  • das Radio
  • die CD, die Schallplatte, die Musikkassette
  • die Noten
  • der Rhythmus
  • der Sänger, die Sängerin, die Band
  • der Tanznachmittag
  • Gesellschaft
  • hören
  • tanzen
  • erinnern
  • schwofen
  • klatschen
  • essen, trinken
  • feiern
  • laut, leise
  • schnell, langsam
  • schön
  • lustig, traurig
  • gesellig, gemeinsam
  • Mach bitte lauter!
  • Spiel es noch einmal!
  • Tanzt/ singst du mit mir?
  • Kennst du das noch?
Icon-Beispielplanung: Ein weißes geometrisches Logo, das aus mehreren Kreisen besteht, die zwei abgerundete, miteinander verbundene Formen bilden. Über einem Teil des Logos liegt ein kreisförmiges Pfeilsymbol, alles auf einem  grauen Hintergrund.
BEISPIELPLANUNG

Für den ersten Abschnitt überlegen sich die Mitarbeiter*innen mögliche Zeitrahmen, um zu Beginn bekannte Lieder in diesem liegend, auszuwählen. Es bietet sich an Playlisten für einzelne Dekaden zu sammeln um dann im späteren Verlauf einen guten Grundstein und einen schnellen Zugriff zu haben. Dies dient nur der Vorbereitung und kann später durch Liederwünsche der Teilnehmer*innen ergänzt werden.

Raum und Zeit sollte festgelegt sein und mit den anderen Mitarbeiter*innen abgesprochen werden um eine störungsfreie Durchführung des Angebotes zu gewährleisten. Die Nutzung von Musikanlagen und vorhandener Kopfhörer sollte geprüft werden.

Der zweite Abschnitt wird zusammen mit den Teilnehmenden besprochen, dabei wird über gewünschte Lieder, die Raumgestaltung und die Auswahl von kleinen Speisen und Getränken abgestimmt. Je nach Möglichkeit können diese Dinge von den Mitarbeiter*innen alleine oder mit den Teilnehmer*innen zusammen eingekauft/ besorgt werden.

Im letzten Angebotsteil findet die Ausgestaltung des Raumes, welches nicht zu zeitintensiv sein sollte, statt. Danach sollte der Fokus auf dem gemeinschaftlichen Genuss der Musik und dem geselligen Zusammensein liegen.

Die Teilnehmer*innen werden im Vorfeld hinsichtlich ihrer Motivation der Teilnahme gefragt. Dazu wird ein grober Ablaufplan beschrieben.

Für den ersten Angebotsteil sollte der Raum nach Möglichkeit gut für die musikalische Rezeption gestaltet werden. Darunter fallen verschieden Sitz-und Liegemöglichekeiten, eine Musikanlage und Kopfhörer, falls benötigt. Jeder sollte einen guten Platz für sich wählen können. Mit Hilfe einer Wandtafel kann der Ablauf visualisiert werden um Unsicherheiten nehmen.

Nachdem die Teilnehmenden einen für sich passenden Ort im Raum gewählt haben und eine kurze Einleitung durch die Mitarbeiter*innen erfolgt ist, kann es losgehen. Abwechselnd werden einzelne Musikstücke angespielt und gemeinsam geschaut ob diese erkannt werden oder mit Erinnerungen verknüpft sind. Nun können alle, mit Unterstützung und Moderation von außen, je nach eigenem Wunsch berichten. Es sollte auch genügend Zeit und Raum für eigene Liedwünsche bestehen. Besondere Lieder und damit verknüpfte Erinnerungen, die man teilen möchte, können besprochen und von den Mitarbeiter*innen notiert werden. Wichtig ist hierbei die empathische Unterstützung. Der nächste Termin, der organisatorische Dinge betrifft, wird vereinbart und man verabschiedet sich.

Die Bildtafel, die den Ablauf visualisiert wird wieder gut sichtbar positioniert. Es wird zusammen festgelegt wann und wo man sich zum Tanznachmittag treffen möchte. Alle überlegen welche Dekomaterialien man braucht und was gegessen und getrunken werden soll. Die Mitarbeiter*innen können im Vorfeld realisierbare Ideen sammeln und diese zum Anschauen und Auswählen nutzen. Über die Lieder, die gerne gespielt werden sollen, wird abgestimmt. Falls die Möglichkeit eines gemeinsamen Einkaufs besteht, kann man sich zu diesem auch schon hier verabreden.

Am Tag der Tanzveranstaltung werden die Tische und der Raum von den Teilnehmenden und den Mitarbeiter*innen dekoriert, dabei können die Aufgaben an einzelne verteilt werden und sich gegebenenfalls unterstützen. Eine stimmungsvolle Atmosphäre macht das Wohlfühlen leichter und die Musik kann ihre Wirkung auf die Teilnehmer*innen entfalten. Bei Bedarf oder wenn Hemmungen vorhanden sind, kann durch das Personal eine liebevoll motivierende Anregung erfolgen. Idealerweise empfinden alle Teilnehmenden den Nachmittag als angenehm und anregend. Unterhaltungen, Tanz und der Genuss der Speisen und Getränke wären ein lohnendes Ziel.

Das gemeinsame Aufräumen bildet den Abschluss der Veranstaltung und kann noch zur Frage nach dem Gefallen oder Missfallen genutzt werden. Man kann sich nach Belieben auf eine Wiederholung des Angebots einigen. Ein für alle erkennbarer Abschied beendet den Nachmittag.


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Die Konkretsierung ist im Rahmen der Multiplikator*innenqualifikation entstanden.