KONKRETISIERUNG · Kommunikationsmöglichkeiten mit Kern- und Randvokabular
SACHASPEKTE UND POTENZIAL
Viele Wörter, die wir im Alltag gebrauchen, sind in ganz unterschiedlichen Situationen einsetzbar und verständlich. Diese, als Kernvokabular bezeichneten Wörter, sind z. B. Artikel, Konjunktionen, Pronomen, Hilfsverben und Adverbien (z. B. ich, du, auch, und, wollen, nicht, können, nochmal), die auch miteinander kombiniert sinnvolle Aussagen ergeben (z. B. „das will ich nicht“, „ich auch“, „und du?“).
Um sich über themenspezifische Inhalte austauschen zu können, ist zusätzlich so genanntes Randvokabular erforderlich, das insbesondere aus Inhaltswörtern (Substantive, Adjektive, Verben) besteht (z. B. Holz, rau, schleifen) (vgl. Sachse/Wilke 2011, S. 377).
Da niemand nicht kommunizieren kann, ist davon auszugehen, dass alle Beschäftigten bereits Kommunikationswege gefunden haben, die für bestimmte Personen in ihrem Umfeld verständlich sind. Diese Kommunikationswege können weiter genutzt werden. Zusätzlich ist es aber ratsam, die kommunikativen Möglichkeiten zu erweitern. Hierzu kann der bereits genutzte Weg aufgegriffen und ergänzt werden (z. B. durch das Einführen weiterer Gebärden oder durch das Anbieten einer Kommunikationshilfe). Bei der Suche nach geeigneten Wegen sollten sowohl Therapeut_innen als auch Hilfsmittelfirmen involviert werden. Außerdem sollte eine Absprache mit der Wohneinrichtung bzw. der Familie stattfinden.
Anschließend sollte ein Wortschatz erarbeitet werden, der sowohl Kern- als auch Randvokabular enthält und die kommunikativen Ausdrucksmöglichkeiten der Beschäftigten in für sie bedeutsamen Situationen erweitert. Bereits genutzte und etablierte Ausdruckmöglichkeiten sollten keinesfalls verworfen, sondern weiter genutzt werden.
Denkbare ergänzende Kommunikationswege sind z. B.
- Gebärden unterschiedlicher Systeme (z. B. GuK oder DGS)
- Sprechende Taster
- statische Kommunikationshilfe (z. B. GoTalk)
- Kommunikationsmappen
- Kommunikationstafeln
- dynamische Kommunikationshilfe
Die Erweiterung des Wortschatzes mit der Kommunikationshilfe findet systematisch statt und ist an den Bedürfnissen der Beschäftigten zu orientieren. Auf Grund der vielfältigen Einsatzmöglichkeiten ist es ratsam, zunächst insbesondere Kernvokabular einzuführen und dieses systematisch mit Randvokabular zu ergänzen. Weitere Hinweise finden sich in der Beispielplanung.
Die Förderung und Erweiterung der kommunikativen Möglichkeiten sollte dabei phasenweise immer wieder besonders in den Fokus genommen werden, beispielsweise durch gezielte Angebote, ggf. auch in 1:1-Situationen. Darüber hinaus sollten die neu erworbenen Kommunikationsmittel aber auch kontinuierlich in Alltagsituationen berücksichtigt werden. Hierzu ist es notwendig, dass alle Mitarbeiter_innen darüber informiert sind, wie die Beschäftigten kommunizieren, welchen Wortschatz sie bereits aufgebaut haben und welche Wörter derzeit im Fokus stehen. Ziel ist es, dass die Beschäftigten ihre kommunikativen Möglichkeiten so erweitern können, dass sie sich in Alltagssituationen verständigen und eine Kommunikationsform finden, die nicht nur von vertrauten Personen verstanden wird.
Im Folgenden soll ein möglicher Weg gezeigt werden, wie diese Ziele erreicht werden können.
Bitte beachten Sie, dass das Etablieren von UK u. U. sehr langwierig sein kann und die kontinuierliche Mitarbeit enger Bezugspersonen erfordert. Die Wohneinrichtungen sollten also in den Prozess involviert werden.
Sie sollten Ihre Arbeit dokumentieren und kontinuierlich fortführen. Nur so können Angebote zielgerichtet geplant und kontinuierlich angepasst und auch Fortschritte sichtbar gemacht werden.
Holen Sie sich auf jeden Fall zusätzliche Unterstützung von UK-Expert_innen.
IMPULSFRAGEN
In welcher Form werden die Beschäftigten an der zeitlichen Planung von Aktivitäten beteiligt?
Welches sind die bevorzugten Kommunikationswege des Beschäftigten?
Welches themenspezifische Vokabular benötigt der Beschäftigte während seines Alltags?
Welche Worte können die Beschäftigten bereits verwenden?
In welchen Situationen funktioniert die Kommunikation besonders gut/schlecht?
Welche motorischen und visuellen Fähigkeiten hat der Beschäftigte?
DIFFERENZIERUNG
Körperwahrnehmung
Taktile Wahrnehmung
- Verwendung von sprechenden Tasten:
-
- die Tasten mit ausreichend Abstand voneinander aufstellen
- die Taster in gleichbleibender Reihenfolge aufstellen (z. B. links „nochmal“, rechts „fertig“)
- Verwendung von Sprachcomputern:
- Gitter verwenden, um die einzelnen Felder voneinander unterscheiden zu können
Visuelle Wahrnehmung
- Verwendung von sprechenden Tasten:
- die Oberfläche der Taster verändern, um eine Unterscheidung zu gewährleisten (z. B. glatte Oberfläche für „nochmal“, raue Oberfläche für „fertig“)
- die Taster gut sichtbar platzieren
- Taster in deutlich zu unterscheidenden Farben verwenden (z. B. rot und gelb) und auf einem Hintergrund platzieren, der einen deutlichen Kontrast darstellt
- Taster immer in der gleichen Reihenfolge aufstellen (z. B. links „nochmal“, rechts „fertig“)
- Zunächst nur wenige Felder füllen, um deutlich sehen zu können, auf welchen Feldern etwas gespeichert ist. Mit der Zeit wird die Position der Wörter erinnert, sodass die Aussagen leichter abgerufen werden können
- Symbole für Taster vergrößern oder in kontrastreicher Variante (schwarz-weiß) verwenden
Auditive Wahrnehmung
- sicherstellen, dass die Äußerungen des Gegenübers verstanden werden können (z. B. durch ausreichend lautes Sprechen [nicht schreien]), das Minimieren von Störgeräuschen)
- Ansprechen mit Gebärde oder Berührung verbinden, um sicherzustellen, dass die Konzentration auf die verbale Äußerung gerichtet werden kann
- Falls Hörgeräte verwendet werden, sicherstellen, dass diese während des Angebots getragen werden
HANDLUNGSLEITENDE PRINZIPIEN
Selbstbestimmung und Mitbestimmung
- bereits genutzte Kommunikationswege aufgreifen und ausbauen
- neue Kommunikationswege anbieten, um die kommunikativen Möglichkeiten zu erweitern
- Zulassen, dass die Beschäftigten selbst auswählen, mit wem sie kommunizieren
- Vokabular auswählen, das die Teilhabe an Abstimmungsprozessen ermöglicht, z. B. bei der Mitarbeiterversammlung
Adressierung als Erwachsene
- bereits genutzte Kommunikationswege aufgreifen und ausbauen
- Kommunikationshilfen, die im Laufe des Lebens schon einmal genutzt oder ausprobiert wurden, reaktivieren (ggf. nach Hinweisen in den Akten suchen)
- Schimpfwörter und Phrasen zum „Flirten“ in das Vokabular einbeziehen
- Vokabular zu erwachsenengerechten Themenfeldern einbeziehen, z. B. für das Agieren als Kunde/Kundin in Geschäften, zu aktuellen Geschehnissen im Stadtteil, Nachrichten
- Kommunikation
Kommunikation und Interaktion
Respektvolle Haltung und Achtsamkeit
- individuell Zeit lassen, keinen Druck in Kommunikationssituationen aufbauen
- vorher überlegen, welches Vokabular für eine Situation hilfreich sein könnte und die Kommunikationshilfe ggf. vorbereiten (z. B. die richtige Seite in den GoTalk legen, eine passende Seite im Kommunikationsordner aufschlagen)
- die Kommunikationshilfe jederzeit zur Verfügung stellen
Kompetenzerfahrung
- die Möglichkeit geben, sich an Modellen zu orientieren
- Kommunikationssituationen schaffen, in denen mit der Kommunikationshilfe Effekte erzielt werden können (z. B. mit Hilfe von Worten wie „nochmal“, „fertig“, „auch“, „mehr“)
THEMENBEZOGENES WORTFELD
Nomen
Verben
Adjektive
Phrasen
BEISPIELPLANUNG
Vorphase
Hinweise zur Unterstützten Kommunikation
Im Unterschied zu Menschen, die Lautsprache hören und sich auch in Lautsprache äußern, hören unterstützt kommunizierende Menschen zwar Lautsprache, äußern sich jedoch mit Hilfe von Unterstützter Kommunikation. Sie finden also in der Lautsprache, die sie hören, kein direktes Modell für eine Äußerung. Deswegen ist es notwendig, dass Bezugspersonen in Gesprächen begleitend zur ihrer sprachlichen Äußerung die Kommunikationshilfen mitbenutzen, um ein Modell für die Äußerung mit Hilfe der Kommunikationshilfe darzustellen. Mitarbeiter_innen an Arbeits- und Bildungsorten sollten also mit der Bedienung der Kommunikationshilfen vertraut sein. Hierzu sollten auch regelmäßig Hilfestellungen von UK-Expert_innen eingeholt werden.
Die Mitarbeiter_innen sollten durch ihre Äußerungen an und mit dem UK-Medium zeigen, welche Möglichkeiten die Kommunikationshilfe bietet. Dabei ist zu berücksichtigen, dass der passive Wortschatz – auch bei Menschen mit schwerer Behinderung – immer größer ist als der aktive Wortschatz. Die Zahl der Wörter, die verstanden werden, ist also höher als die Anzahl der Wörter, die aktiv genutzt werden. Es ist deshalb notwendig, dass die Äußerungen, die modellhaft mit der Kommunikationshilfe umgesetzt werden, dem aktiven Wortschatz des Beschäftigten einen Schritt voraus sind. So ist es möglich, neue Wörter zu lernen und das Spektrum der eigenen kommunikativen Möglichkeiten kontinuierlich zu erweitern.
Folgende Modellierungstechniken können Verwendung finden:
Modellierungstechniken
(Im Folgenden sind die Ausdrücke, die im Beispiel zusätzlich mit der Kommunikationshilfe ausgedrückt werden sollten, groß gedruckt)
Präsentation: Die Kommunikationshilfe wird mitverwendet und immer dann eingesetzt, wenn Wörter gesprochen werden, die von der Person mit der Kommunikationshilfe ausgedrückt werden.
Beispiel: „Ich trinke AUCH SAFT.“
Parallelsprechen: Paralleles verbales Formulieren der wahrgenommenen Intention unter Verwendung der Kommunikationshilfe
Beispiel: „Sie sagen: ICH will AUCH SAFT.“
Expansion: Die Äußerungen der Person werden ergänzt und erweitert.
Beispiel: Die Person hört Musik und zeigt nach Ende des Liedes „NOCHMAL“. Hier könnte geantwortet werden: „Sie sagen: Ich möchte das LIED NOCHMAL HÖREN“.
Korrektives Feedback: Die Äußerung der Person wird, falls nötig, korrigiert.
Beispiel: Die Person zeigt: DU SAFT, um auszudrücken, dass sie noch Saft möchte. Geantwortet werden könnte: Sie sagen: ICH möchte SAFT.
Einstieg
Vorbereitung – das Zielvokabular festlegen
Es ist sinnvoll, sich innerhalb der Einrichtung, im besten Fall auch in Abstimmung mit den Wohnheimen bzw. Familien, auf ein gemeinsam genutztes Symbolsystem zu einigen. Hierbei sollte auch berücksichtigt werden, welche Symbolsysteme den Beschäftigten vielleicht schon aus anderen Einrichtungen bekannt sind.
Bei der Erweiterung des Wortschatzes sollten zunächst Wörter im Mittelpunkt stehen, die kontextunabhängig gebraucht werden können, um die kommunikativen Möglichkeiten in vielfältigen Situationen auszubauen.
Dieses Vokabular sollte um Wörter ergänzt werden, die die Person in ihrem (Arbeits-)Alltag gebrauchen kann. Diese Wörter werden sich je nach Vorlieben und Arbeitsplatz unterscheiden. Es empfiehlt sich, dass für alle Beschäftigten ein einheitliches Kernvokabular festgelegt wird, das um individuelles Randvokabular ergänzt wird. Das anzustrebende Zielvokabular, insbesondere im Bereich des Randvokabulars, sollte im Team besprochen werden und an wichtigen Situationen im (Arbeits-)Alltag orientiert sein. Besondere Berücksichtigung sollten daher sowohl der Arbeitsplatz als auch Hobbys und kulturelle Interessen der/des jeweiligen Beschäftigten bilden.
Bereits etablierte, individuelle Ausdrucksformen sollten stets beibehalten werden. Eine Mischung aus unterschiedlichen Kommunikationswegen ist zu jeder Zeit möglich. Beispielsweise ist es möglich, dass die Kommunikationshilfe genutzt wird, um „nochmal“ auszudrücken und anschließend auf einen konkreten Gegenstand gezeigt wird.
Folgende Tabelle kann als Orientierung dienen, welche Wörter des Kernvokabulars besonders bedeutsam sind, in welcher Reihenfolge sie eingeführt und wie sie durch Randvokabular ergänzt werden könnten (in Anlehnung an Sachse/Wilke 2011, S. 375).
Wörter des Kernvokabulars | individuelle
Ergänzungen |
Hinweise |
nochmal, fertig, nicht, wollen, gucken | Bei der Nutzung von Verben auf statischen elektronischen Kommunikationshilfen (z. B. GoTalk) kann es hilfreich sein, finite Verbformen zu verwenden, um grammatikalisch richtige Äußerungen zu ermöglichen (z. B. „will“ statt „wollen“ speichern). | |
ich, auch, mehr, haben | Für einige Beschäftigte kann es hilfreich sein, den eigenen Namen anstatt „ich“ zu verwenden. | |
du, machen, was, wir | einige Lieblingsgegenstände oder Aktivitäten | |
wer, möchten, andere/s, jetzt | ||
mit, kein/e, mein/e, kommen, aus | Personen aus dem Umfeld | |
das, sein (Verb), da, weg | Adjektive (z. B. blöd, toll, schön) | |
Quatsch, so, gehen, alle/s, aber | Statt „Quatsch“ kann auch eine ‚härtere‘ Alternative gewählt werden, die eher dem entspricht, was alltagssprachlich häufig genutzt wird (z. B. „Verdammt“, „Mist“, „Scheiße“). | |
war/en, zu, noch, dürfen, mir | passende Adjektive (z. B. gut, schlecht, klein, groß) | |
wann, schon, können, ein | passende Aktivitäten aus dem Arbeits- und Freizeitbereich | |
in, sollen, bitte, allein | ||
auf, warten, ganz, und | Häufig verwendete Präpositionen (z. B. vor, während, nach, bei, wegen) | |
heute, fahren, ge-, dann, hier | passende Aktivitäten aus dem Arbeits- und Freizeitbereich | |
sagen, es, der, die | ||
oder, wo, wie, wissen | Ortsangaben | |
warum, immer, müssen, dein/e, gern | individuell bedeutsame Ergänzungen | |
wenn, weil, doch, welche/r |
Durchführung
Durchführung – Einführen und Festigen neuer Wörter
Die Bedeutung von Wörtern wird immer aus einer Situation heraus, also in einem konkreten Kontext, verstanden. Diese Situationen sollten wiederkehrend und durch das, was passiert oder gezeigt wird, so eindeutig sein, dass das richtige Verständnis neuer Wörter wahrscheinlich ist.
Neu einzuführende Wörter sollten daher zunächst in kommunikative Kontexte eingebettet werden, die sowohl das Verstehen der Wortbedeutung ermöglichen als auch eine häufige Nutzung der Wörter in der Situation zulassen.
Während der Einführung neuer Wörter ist die Verwendung der unterschiedlichen Modellierungstechniken besonders wichtig.
Für die Einführung neuer Wörter sollten konkrete Situationen genutzt und die Verwendung des Wortes einige Male vorgemacht werden, um ein sprachliches Modell zu liefern.
Bei Mehrwortäußerungen mit dem Talker sollte darauf geachtet werden, dass das Wort, das im Fokus steht, am Ende der Äußerung genannt wird, da das Ende von Äußerungen besser erinnert wird.
Beispielsituation: Einführung „nochmal“ auf dem GoTalk
Ein Beschäftigter, der neuerdings den GoTalk nutzt, soll als erste Vokabeln „nochmal“ und „fertig“ kennenlernen. Für den GoTalk wurde bereits eine entsprechende Seite gestaltet. Da es sich um wichtige Wörter handelt, stehen die entsprechenden Piktogramme in den weißen Feldern, die gleichbleibend sind, auch wenn sich die andere Oberfläche verändert. Eine Mitarbeiterin hat diese mit „nochmal“ und „fertig“ hinterlegt.
Der Beschäftigte interessiert sich besonders für musikalische Angebote. Eine Mitarbeiterin spielt eine kurze Frequenz auf der Gitarre und fragt dann: Möchten Sie das NOCHMAL hören? Dabei nutzt sie den GoTalk begleitend, wenn sie „nochmal“ sagt. Der Beschäftigte lacht. Daraufhin spielt die Mitarbeiterin erneut kurz. Dann fragt sie wieder: Möchten Sie das NOCHMAL hören? Der Beschäftigte lacht wieder. Die Mitarbeiterin antwortet: „Sie sagen: Ich möchte NOCHMAL“ und spielt erneut. Dieser Dialog wiederholt sich einige Male. Dann hält die Mitarbeiterin nach dem Spielen inne und sagt nichts. Der Beschäftigte drückt nun selbst „NOCHMAL“.
Diese Situationen können beliebig variiert und erweitert werden. Auch die Verwendung sprechender Tasten ist möglich. Es ist wichtig zu bedenken, dass es einige Zeit dauern kann, bis der Beschäftigte die Zielform selbstständig nutzt.
Durchführung – Kommunikation im Alltag fördern
Der Einsatz von Unterstützter Kommunikation sollte nicht an einzelne, speziell gestaltete Situationen gebunden sein, sondern zur normalen Alltagskommunikation gehören. Hierzu ist es notwendig, dass den einzelnen Beschäftigten ihre Kommunikationshilfen ständig zur Verfügung stehen und entsprechend angepasst sind. Der Transfer von bekannten Wörtern von einer Situation zu einer anderen kann dabei verlangsamt sein. Es ist daher notwendig, auch nachdem Wörter eingeführt wurden, noch einige Zeit Modellierungsstrategien zu verwenden, um die Wörter weiter zu festigen.
Um eine schnelle Anpassung des Vokabulars an die Situation zu ermöglichen, sollten situationsbezogene Seiten auf den Talkern gestaltet werden. Auch wenn Beschäftigte einzelne sprechende Taster nutzen, um zu kommunizieren, sollten diese an die Situationen angepasst werden. Durch die Speicherfunktionen auf unterschiedlichen Ebenen, die nahezu alle Geräte bieten, ist ein Umschalten problemlos möglich, sodass schnell auf sich verändernde Situationen reagiert werden kann.
Damit alle Mitarbeiter_innen darüber informiert sind, welche_r Beschäftigte welche Wörter bereits beherrscht und welche Gebärden verwendet werden, kann es helfen, entsprechende Poster auszudrucken, die an gut sichtbaren Stellen in der Gruppe platziert werden. Außerdem kann es ratsam sein, altersangemessene Ich-Bücher für die Beschäftigten zu gestalten, die es neuen Mitarbeiter_innen ermöglichen, mehr über die Beschäftigten und ihre Formen der Kommunikation zu erfahren. Ein Beispiel für ein Ich-Buch finden Sie hier.
Um den Beschäftigten eine Erweiterung ihres Wortschatzes und eine bessere Orientierung zu ermöglichen, können Piktogramme am Arbeits- und Bildungsort helfen. So können einzelne Räume mit dem entsprechenden Piktogramm versehen werden, gleichzeitig können aber auch Piktogramme zur Kommunikation aushängen. Beispielsweise kann es hilfreich sein, bei der Essensausgabe sprechende Tasten mit „mehr“ und „stopp“ bzw. „fertig“ aufzustellen, um es den Beschäftigten zu ermöglichen, ihre Portionsgröße mitzubestimmen.
Vorlagen für Poster sowie für kleine Anleitungen, wo genau welche Wörter auf der Kommunikationshilfe zu finden sind, finden Sie hier.
Evaluation und Reflexion – die Angebote anpassen
Regelmäßig sollten der erzielte Fortschritt sowie vorhandene Barrieren im Team besprochen und reflektiert werden. Eine Grundlage der Reflexion könnte das Zielvokabular darstellen. Außerdem können individuelle Hinweise und Veränderungen besprochen werden. Diese sollten festgehalten werden, damit z. B. beim Wechsel in eine andere Gruppe, aber auch beim Umzug in eine andere Wohneinrichtung Dokumentationen über die kommunikativen Möglichkeiten der Beschäftigten vorhanden sind und genutzt werden können, um beiden Seiten eine gelingende Kommunikation zu ermöglichen.
Im Zentrum des Gesprächs könnten z. B. folgende Punkte stehen:
- genutzte Kommunikationswege
- bereits bekanntes Vokabular
- kommunikative Bedürfnisse, die gegenwärtig nur unzureichend bewältigt werden können
- weitere geplante Maßnahmen
Eine mögliche Dokumentationsform finden Sie untenstehend.
Abschluss
Kommunikation – Dokumentation und Reflexion
genutzte Kommunikationswege:
– – – – |
bereits bekanntes Vokabular (Unzutreffendes durchstreichen, unterschiedliche Farben können den jeweiligen Kommunikationsweg verdeutlichen)
Kernvokabular: nochmal, fertig, nicht, wollen, gucken, ich, auch, mehr, haben, du, machen, was, wir, wer, möchten, andere/s, jetzt, mit, kein/e, mein/e, kommen, aus, das, sein (Verb), da, weg, Quatsch, so, gehen, alle/s, aber, war/en, zu, noch, dürfen, mir, wann, schon, können, ein, in, sollen, bitte, allein, auf, warten, ganz, und, heute, fahren, ge-, dann, hier, sagen, es, der, die, oder, wo, wie, wissen, warum, immer, müssen, dein/e, gern, wenn, weil, doch, welche/r individuelles Randvokabular: |
Anmerkungen: (z. B. beobachtete Veränderungen der Kommunikation) |
Situationen, in denen Kommunikation noch schwerfällt: | geplante Maßnahmen zur Verbesserung: |