Gestaltung eines Wandbildes

Icon-Sachaspekte & Potential: Ein weißes, stilisiertes, kreisförmiges Symbol mit kleinen und großen Punkten, die durch Linien mit der Mitte des Kreises auf blauem Hintergrund verbunden sind.

KONKRETISIERUNG  · Gestaltung eines Wandbildes aus Ton *

Britta Roy GIB e.V. | Haus Geronsee Gransee


SACHASPEKTE UND POTENTIAL

Künstlerisches Gestalten ermöglicht die Teilhabe von Menschen mit Schwerst- und Mehrfachbehinderungen am kulturellen Leben. Sie haben die Möglichkeit sich auf eigenem Niveau gestalterisch auszudrücken.

Der Werkstoff Ton bietet vielfältige Möglichkeiten der Verarbeitung. Es können Angebote in verschiedenen Schweregraden unterbreitet und das Angebot gut auf Fähigkeiten und Bedarfe einer bestimmten Person ausgerichtet werden.

Es entstehen dauerhafte Produkte, die der Gestaltung privater Räume oder der Einrichtung dienen und ggf. durch Verkauf einen Erlös erzielen.

Ziel der Angebotsplanung ist die Gestaltung eines Wandbildes aus Ton. In das weiche, vorher ausgerollte Material werden gesammelte Gräser, Rispen und Blüten mit Hilfe einer Tonrolle gepresst. Die Formgebung erfolgt durch Zuschnitt in gewünschter Größe. Mit einem Lochschneider werden vor dem Schrühbrand Öffnungen zum Durchfädeln einer Kordel gefertigt.

Schlagen, Kneten, Ausrollen und Formen des Materials setzen aktive Prozesse und die rezeptive Auseinandersetzung mit der Umwelt beim Teilnehmer frei. Die Stücke können je nach Geschmack farblich gestaltet werden oder bleiben naturbelassen in der Farbe des ausgewählten Tonmaterials. Nach dem Brand wird die Kordel durch die Öffnung gefädelt und kann an geeigneter Stelle an der Wand befestigt werden.

Das Angebot beinhaltet das Sammeln von Naturmaterialien in einem Spaziergang. So wird das unmittelbare Umfeld Teil des gestalterischen Prozesses.

Aktive Prozesse:
  • Sammeln von Naturmaterialien zum Eindrücken in die vorbereiteten Tonplatten
  • Eigene Vorstellungen von der Gestaltung entwickeln
  • Verschiedene Werkzeuge auswählen
  • Kreativer Umgang mit dem Material Ton
  • Aufmerksamkeit und Konzentration werden entwickelt
Rezeptive Prozesse:
  • Selbstgestaltete Dekoration im Umfeld wahrnehmen
  • Wahrnehmung der Sinnesreize durch das Material Ton (Geruch, Konsistenz, Haptik)
  • Freude von evtl. Käufern erleben
  • Soziale Interaktion mit dem Betreuer und der Gruppe
  • Gemeinsame Aktivität, Wahrnehmung der Stimmung
  • Handeln und Ideen der Gruppenmitglieder erleben
Reflexive Prozesse:
  • Wie geht es mir mit dem Angebot innerhalb der sozialen Situation?
  • Erkennen und sachliches Äußern eigener Bedürfnisse? (ggf. Piktogramme)
  • Heranführen an eigene Qualitätskontrolle
  • Hat das Material die angestrebte Dicke? Wie kann ich mir helfen?
Icon-Impulsfragen: Ein Bild zeigt ein zentrales weißes Fragezeichen auf einem grauen Hintergrund, umgeben von acht Lupen, die in verschiedene Richtungen zeigen.
IMPULSFRAGEN
  • Warum könnte das Angebot für die Betreuten interessant sein?
  • Sind die Betreuten bereit mit Ton zu arbeiten oder bestehen Aversionen gegen das Material?
  • Welche Hilfsmittel werden neben dem eigentlichen Material benötigt?
  • Welche Anleitung/ Hilfestellung ist notwendig um das Angebot auszuführen?
  • Gibt es Alternativen, wenn die gewählte Gestaltungsart nicht das Interesse trifft?
  • Welchen Zeitrahmen sollte das Angebot nicht überschreiten?
  • Welche vorbereitenden Übungen könnten hilfreich sein?
Icon-Differenzierung: Auf grauem Hintergrund sind ein weißer Kreis und eine weißes Rechteck abgebildet. Der Kreis befindet sich oben rechts, das Rechteck unten links. Die beiden sind durch eine diagonal verlaufende weiße Linie von links oben nach rechts unten verbunden.
DIFFERENZIERUNG
  • Veränderung der Arbeitshaltung anbieten (stehen, sitzen- ev. Verschiedene Sitzmöglichkeiten wie Stuhl, Sitzball etc.)
  • Eventuell Handschuhe anbieten, wenn Material unangenehm
  • andere Teilnehmer wahrnehmen und ihnen beim Arbeiten zusehen
  • auf gute Beleuchtung achten
  • z.B. lange Erklärungen vermeiden, mehr auf Muster und Demonstration setzen
Icon-Differenzierung: Auf grauem Hintergrund sind ein weißer Kreis und eine weißes Rechteck abgebildet. Der Kreis befindet sich oben rechts, das Rechteck unten links. Die beiden sind durch eine diagonal verlaufende weiße Linie von links oben nach rechts unten verbunden.
HANDLUNGSLEITENDE PRINZIPIEN
  • Entscheidungsmöglichkeit für das Projekt (oder auch Ablehnung möglich)
  • Möchte ich das Angebot individuell oder gemeinsam in einer Kleingruppe ausführen
  • Wo möchte ich sitzen
  • Einfluss auf den Termin und ggf. Wiederholung des Angebotes

Der Mitarbeiter nimmt seine Rolle als Anleiter, Unterstützer und Strukturgeber wahr

  • Gemeinsamer Spaziergang, Auswahl und Mitnehmen verschiedener Gräser, Kräuter und Blüten
  • Impulse des Betreuten aufnehmen:
  • Welche Form soll mein Tonbild haben? Verschiedene Formen als ausgeschnittene Papierkreise demonstrieren
  • Welche Gräser werden verwendet, wo werden sie platziert
  • Wird das Bild farbig gestaltet oder wird der Naturfarbton des Tonmaterials beibehalten
  • Verschiedene Tonarten demonstrieren um Wahlmöglichkeit zu eröffnen
  • Muster nutzen um die Entscheidung im Vorfeld zu visualisieren
  • Für die Vorbereitung Verantwortung übernehmen
  • Überprüfen der Vorräte an Material, ggf. Kauf
  • Arbeitsplatz vorbereiten/ aufräumen
  • Altersgemäße, wertschätzende Ansprache, Siezen
  • Pausenregelungen thematisieren, Leistungsfähigkeit beachten
  • Rolle als …Keramiker
  • Den zeitlichen Ablauf des Angebotes verdeutlichen, ggf. Symbolkarten und Zeitmesser (Sanduhr, Time- Timer) nutzen
  • Handlungsbegleitendes Sprechen
  • Unterhaltung in der Gruppe anregen, dafür Regeln festlegen (Lautstärke)
  • Soziale Kontakte unterstützen, Arbeit der anderen Teilnehmer loben, ggf. gesammelte Materialien austauschen
  • Individuelle Ausdrucksformen zulassen, ggf. andere Stempel nutzen
  • Einstellen auf verlangsamte Kommunikation
  • Wiederholen der Impulse/ ggf. Einsatz von Piktogrammen
  • Präsentation der entstandenen Bilder in der Gruppe, auf Wunsch und Absprache vielleicht auch im Gemeinschaftsraum oder Flur ausstellen
  • Räumliche Bedingungen beachten, haben alle Teilnehmer ausreichend Platz, Licht
  • Geeignete Arbeitshaltung ermöglichen, evtl. andere Sitzposition unterstützen
  • Materialvielfalt herstellen um Wahlmöglichkeiten zu bieten
  • Zeit geben, individuelle Pausen ermöglichen
  • Unterstützungsbedarf wahrnehmen, Hilfe anbieten
  • Länge des Angebotes an Leistungsfähigkeit anpassen, ggf. Nachfolgetermin vereinbaren oder Bewegungspausen einbauen
  • Angenehme Arbeitsatmosphäre schaffen, evtl. Musikangebot
  • Sicherheit geben durch verbale Impulse und ggf. Demonstration
  • Muster und Vorlagen als Denkanstoß bereitlegen
  • Selbstwirksamkeit erleben, eigene Vorstellungen umsetzen können
  • diesen Beitrag des Teilnehmers herausarbeiten und würdigen
  • Anerkennung, Bestärkung bei der Umsetzung geben
  • Hilfestellung an Unterstützungsbedarf anpassen, Ergebnis ermöglichen
Icon-Wortfeld: Das Bild zeigt das Wort „WORT“ in Großbuchstaben auf einem strukturierten blaugrauen Hintergrund.
THEMENBEZOGENES WORTFELD
  • das Bild
  • der Ton
  • die Tonrolle
  • das Tuch
  • die Gräser
  • die Kräuter
  • die Blumen
  • das Muster
  • die Glasur
  • die Engobe
  • der Pinsel
  • der Lochschneider
  • die Kordel
  • aussuchen
  • pflücken
  • entscheiden
  • schlagen
  • kneten
  • überlegen
  • auflegen
  • andrücken
  • ausrollen
  • ausschneiden
  • anschauen
  • bunt
  • schön
  • blass
  • undeutlich
  • scharfkantig, glatt
  • rund
  • eckig
  • Brauchen Sie Hilfe?
  • Richtig fest schlagen!
  • Bitte das Tuch auflegen.
  • Die Rolle gut andrücken.
  • Noch einmal…….
  • Das gefällt mir (nicht).
  • Möchten Sie das so platzieren?
  • Möchten Sie das farbig machen? Diese Farbe würde gut passen.
  • Welches Bild möchten Sie anbringen?
Icon-Beispielplanung: Ein weißes geometrisches Logo, das aus mehreren Kreisen besteht, die zwei abgerundete, miteinander verbundene Formen bilden. Über einem Teil des Logos liegt ein kreisförmiges Pfeilsymbol, alles auf einem  grauen Hintergrund.
BEISPIELPLANUNG

Es wurde eine kreative Nachmittagsbeschäftigung gesucht. Das Angebot ist in sich geschlossen, ermöglicht die Fortführung oder neue Kreationen zu anderen Terminen und kann im Schweregrad variiert werden. Alle erforderlichen Arbeitsmaterialien und ein Brennofen sind vorhanden

Einige der Teilnehmer haben Einschränkungen in der Feinmotorik. Arbeit mit dem Material bietet gute Entwicklungsmöglichkeit. Die verschiedenen Teilschritte ermöglichen allen Teilnehmern die aktive Beteiligung. Bei einem Spaziergang wurde ein schöner Strauß an Blumen, Kräutern und Gräsern gepflückt.

Benötigte Arbeitsmaterialien:
  • Werkstoff Ton
  • Arbeitstisch
  • 1 Tonrolle
  • 2 Tücher
  • Verschiedene Engobe- Farben/ Glasuren
  • 1 Tonmesser
  • 1 Lochausschneider
  • 2 Führungsschienen aus Holz
  • Kleine Schale mit Wasser/ 1 Schwämmchen
  • Gesammelte Kräuter/ Gräser/ Blüten
  • 50 cm Kordel
  • Die Teilnehmer werden begrüßt.
  • Verschiedene Musterstücke sind aufgebaut.
  • Der Spaziergang und die angenehme Situation werden thematisiert.
  • gibt es Kräutertöpfe zum Anfassen, Riechen, Fühlen
  • Bilder mit Blumen und Kräutern können angesehen werden
  • Gemeinsame Regeln werden besprochen.
  • Das Angebot wird für alle noch einmal erklärt.
  • Die Teilnehmer bereiten ihren Arbeitsplatz selbstständig vor. Materialien und Arbeitsmittel stehen an einem zentralen Platz, für alle zugänglich.
  • Anlegen der Arbeitsschürze
  • Auswahl der Tonmasse
  • Bereitlegen des Materials
  • Kräftiges Schlagen des Tonklumpens auf die Arbeitsfläche um eingeschlossene Luft zu entfernen
  • Ein Tuch ausbreiten
  • Material auflegen
  • Mit weiterem Tuch abdecken
  • Mit beiden Händen die Tonrolle umschließen
  • Leichten Druck ausübend, eine horizontale Rollbewegung (vor und zurück) ausführen
  • Material wenden, erneut abdecken, rollen
  • Arbeitsschritt wiederholen, bis die gewünschte Dicke erreicht ist
  • (sollte nicht dicker als ca. 1 cm sein, Führungsschienen nutzen um gleichmäßiges Ergebnis zu erzielen)
  • Aus gesammelten Pflanzenteilen auswählen und diese nach Wunsch auf dem ausgerollten Ton auflegen
  • Anordnung überdenken, ggf. Alternativen aufzeigen
  • Bildungsangebote einbauen. Z.B. welche Pflanze, Blume habe ich hier? In welchen Farben kommt sie in der Natur vor? Kann ich eventuell davon Tee kochen, sie im Salat verarbeiten oder einfach in eine Vase stellen?
  • Erneut vorsichtig mit dem Tuch abdecken und mit der Rolle die Pflanzenteile in das Material eindrücken, Tuch entfernen
  • Mit Lineal und Tonmesser gewünschte Form ausschneiden
  • Mit leicht angefeuchtetem Schwämmchen Kanten glätten
  • Mit einem Lochschneider an geeigneter Stelle zwei Löcher einschneiden
  • Material zum Trocknen auf Pappe in das Regal legen
  • Zwischenergebnisse der Gruppe präsentieren, unterschiedliche Konzentrationsspannen und Belastungsintensität berücksichtigen
  • Nach dem Schrühbrand (der vom Mitarbeiter ausgeführt wird) zu einem anderen Termin farbige Gestaltung möglich, wenn erwünscht
  • Auswahl der Farben (einfarbig, mehrfarbig, naturbelassen) Teilnehmer entscheiden lassen, Muster nutzen
  • Auftragen der Engobe/ Glasur mit einem Pinsel
  • Kurzer Trockenprozess, Glasurbrand (durch Mitarbeiter)
  • Durchzug/ Befestigen der Kordel
  • Aufräumen und Säuberung des Arbeitsplatzes
  • Bewusstes Wahrnehmen des eigenen Ergebnisses
  • Alle entstandenen Unikate aufstellen
  • Die Leistung anderer Teilnehmer anerkennen
  • Wertschätzung aller Teilnehmer durch den Mitarbeiter. Stärkung des Selbstwertgefühls aller Teilnehmer.
  • Beratung über eine Ausstellung der Stücke. In welcher Räumlichkeit, in welcher Anordnung?

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Die Konkretsierung ist im Rahmen der Multiplikator*innenqualifikation entstanden.