Religionen der Welt kennenlernen

KONKRETISIERUNG  · Religionen der Welt kennenlernen und mit allen Sinnen erfahren*

Julia Krüger – RBO – WohnStätten gGmbH BFB „Remise“


SACHASPEKTE

Unser Kulturkreis ist vorrangig vom christlichen Weltbild und dessen Brauchtum geprägt. Dabei gibt es viele Schnittstellen zu anderen Religionen und der Glaube in der Welt ist vielfältig zu erleben. Um auch hier eine kulturell gesellschaftliche Teilhabe zu erfahren, muss den Menschen mit komplexen Behinderungen ein passendes Angebot diesbezüglich gemacht werden.

Andere Religionen können neue Impulse geben, den Alltag bunter erscheinen und den Blick gemeinschaftlicher und toleranter werden lassen. Dabei kann zunächst eine der fünf Weltreligionen betrachtet werden, und langsam je nach Bedarf weiter interessiert gemeinsam geforscht werden.

Aktive Prozesse

  • Speisen, die oft in Zusammenhang mit Ritualen genossen werden
  • Nahrungsmittel mit religiösem Hintergrund
  • An Gottesdiensten teilnehmen

Rezeptive Prozesse

  • Texte in leichter Sprache, die die jeweilig besprochene Religion erklären
  • Musik, die typisch für den jeweiligen religiösen Kulturkreis ist

Reflexive Prozesse

  • sich über das Erlebte austauschen
  • zusammen nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden suchen

Organisatorisch

  • Gruppenteilnehmer*innen können auch wechseln – Angebot kann wiederholt werden
  • das Setting kann individuell gestaltet werden (braucht keinen festen Raum oder bestimmte Zeit)
  • kann unabhängig von weiterem Pandemiegeschehen in kleinen Gruppen stattfinden
IMPULSFRAGEN
  • Sind alle Mitarbeiter*innen im Team bereit sich mit dem Thema umfassend auseinanderzusetzen?
  • Ist es möglich objektiv über Religion zu sprechen?
  • Wird dies vom Träger gewünscht und unterstützt?
  • Welchen Sinn sehen Sie darin über Religion zu sprechen?
DIFFERENZIERUNG
  • auf individuelle Vorlieben der Position im Raum eingehen und bei Bedarf verändern
  • sich als anwesend und zugehörig in der Gruppe erfahren können (Nähe und Distanz)
  • auf den körperlichen Zustand der einzelnen Teilnehmer*innen achten (Bedarf nach Pausen usw.)
  • beim Befühlen spezifischer Gegenstände (passend zum Thema, Bsp: Kreuz) unterstützen
  • Bildkarten mit Inhalten entsprechend dem Thema, passend gestalten (bei Bedarf Kontraste verändern oder die Farbgestaltung, Format bedenken)
  • der Musik zuhören, oder anderen auditiven Medien (Bsp: Glocke)
  • der Stimme beim Vorlesen folgen
  • akustische Hilfsmittel bedenken (Hörgeräte, Lautstärke)
HANDLUNGSLEITENDE PRINZIPIEN
  • Die Teilnahme erfolgt freiwillig (kurze Vorstellung durch die Mitarbeiter*innen um eine Idee des Angebots zu erhalten)
  • bei Unbehagen oder nicht Gefallen kann auch ein Angebotsabbruch erfolgen – zu einem späteren Zeitpunkt kann auch eine Wiederteilnahme erfolgen
  • über das Thema wird gemeinsam abgestimmt (welche Religion wollen wir uns anschauen?)
  • eigene Erfahrungen können eingebracht werden (Bsp. Schutzengel als Talisman)
  • von den Teilnehmer*innen sollte die gewünschte Ansprache erfragt werden, falls diese unbekannt ist
  • Texte sind erwachsenengrecht und verständlich gestaltet
  • je nach Möglichkeit sollten die Rahmenbedingungen und Inhalte dem Alter entsprechend gewählt werden
  • eine Atmosphäre der Wertschätzung schaffen – jede Teilnehmer*in darf etwas sagen und sollte gehört werden ohne bewertet zu werden
  • auch nonverbale Kommunikationswege in die Unterhaltungen miteinfließen lassen
  • passende Bebilderungen zu den Themen und Texten (Unterstütze Kommunikation)
  • alle Anwesenden dürfen Impulse an die Gruppe weitergeben
  • auf Bedürfnisse und Wünsche der Teilnehmer*innen achten und eingehen – Alternativen suchen falls diese nicht realisierbar sind
  • bei aufkommenden Emotionen unterstützen und achtsam reagieren
  • versuchen den Blick immer auf das Gemeinsame zu lenken
  • Abstimmung: mein Wunsch oder meine Aussage haben Gewicht und Bedeutung
  • eigene Erfahrungen und Ideen einbringen – die den anderen Teilnehmer*innen auch gefallen können
  • Ideen zur gemeinsamen Gestaltung beitragen
  • Neue Dinge lernen
THEMENBEZOGENES WORTFELD
  • Gott, die Götter
  • der Glaube
  • die Religion
  • der Himmel, die Hölle
  • der Engel
  • der Teufel
  • das Ritual, der Brauch, die Feste
  • die Bibel/ der Koran/ die Thora/ die Lehren etc.
  • die Kirche, die Moschee, die Synagoge etc.
  • der Pfarrer, der Rabbi etc.
  • das Kreuz etc.
  • glauben,
  • beten
  • heiligsprechen
  • lesen
  • singen
  • heilig
  • alt, streng
  • sich geborgen fühlen
  • selig sein
  • Ich glaube an…Ich glaube nicht an…
  • Ich bete zu…
  • Amen!
  • Gott sei Dank!
BEISPIELPLANUNG

In dieser Phase der Angebotsplanung sollten grundlegende Überlegungen getroffen werden. Welche Religionen werden näher betrachtet um eine anfängliche Eingrenzung zu schaffen (im weiteren Verlauf kann dies noch erweitert werden)? Die Mitarbeiter*innen sollten zu den einzelnen Religionen Bild- und Videomaterial, Musikstücke, eventuell passende Speisen und kleine informative Texte recherchieren um sich so ein Grundgerüst für ihr Angebot zu schaffen. Räumlichkeiten und Zeit sollten mit dem Team besprochen werden. Die Teilnehmenden können persönlich angefragt und auch variiert werden.

Zu Beginn jeder Einheit sollte über die „Religion der Wahl“ abgestimmt werden. Für den Ablauf jeder Angebotseinheit empfiehlt sich eine klare und übersichtliche Struktur. Im Hintergrund kann typische Musik zur leichten Untermalung laufen. Eventuell befinden sich schon Gegenstände, die mit der jeweiligen Religion in Verbindung stehen auf einem Tisch. Die Mitarbeiter*innen gestalten den Raum soweit es möglich ist stimmungsvoll und rezeptiv fördernd.

Die Bildkarten, passend zum Text und in leichter Sprache, werden gut für alle sichtbar positioniert. Danach werden diese Schritt für Schritt von den Mitarbeiter*innen vorgelesen, die Teilnehmenden immer Blick habend und mit Pausen versehen. Verständnisfragen und das verweisen auf die Bildkarten müssen zeitnah und inhaltlich zum Text erfolgen. Je nach Bedarf werden Wiederholungen angeboten. Der Einbezug aller Anwesenden hat Priorität. Anschließend kann noch auf Musikstücke und typische Gegenstände eingegangen werden. Der Bezug zum anfänglichen Text sollte gegeben sein. Jede/r hat die Möglichkeit erhalten die Dinge zu erfühlen und zu ertasten. Man kann die Gegenstände herumreichen und sie individuell den Teilnehmenden in die Hand geben. Auf genügend Pausen und eine ruhige Atmosphäre ist zu achten. An einer Bildtafel kann der Ablauf des Angebots zur Orientierung dargestellt werden.

Wenn es sich ergibt, können auch Speisen und Getränke, die zum Thema passen, gereicht und als Abschluss von allen gekostet werden. Durch das Kosten der entsprechenden Speisen und oder Getränke kann man in den gemeinsamen Austausch treten. Die erfahrenen Dinge werden mit Unterstützung der Mitarbeiter*innen zusammengefasst. Meinungen und eigene Erlebnisse haben hier die Möglichkeit Raum zu finden und ein Dialog in der Gruppe kann beginnen.

Alle Teilnehmer*innen können sagen ob sie weiterhin an dem Angebot mitarbeiten möchten und was ihnen gefiel oder was eher nicht. Am Ende einer Einheit kann ein kleiner Ausblick auf den nächsten Termin gegeben werden. Religionen die man noch nicht zusammen betrachtet hat, können erwähnt und offene Fragen dazu beantwortet werden.


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Die Konkretsierung ist im Rahmen der Multiplikator*innenqualifikation entstanden.