Tischfussball

KONKRETISIERUNG  · Tischfussball *

Kristin Bressel – RC Partner für Reintegration und Chancengleichheit e.V.


SACHASPEKTE

Ballspiele dienen generell dazu die eigene Motorik, Kognition und Kommunikation zu fördern. Durch verschiedenste Arten kann man lernen seine motorischen Fähigkeiten aufeinander abzustimmen und lernt dementsprechend präzise zu agieren. Somit werden die koordinativen Fähigkeiten verbessert. Ebenso vermittelt es ein verbessertes Körpergefühl, man kann seinen Gleichgewichtssinn und auch seine Reaktionsgeschwindigkeit trainieren. Bei manchen Ballspielen werden auch zwischenmenschliche Kompetenzen erworben, z.B. bei Teamspielen.

Bei diesem abgewandelten Ballspiel Tischfußball wird ein Tisch benötigt, an dem die langen Seiten mit einem Brett versehen werden, sodass der Ball rechts und links nicht so leicht vom Tisch rollen kann. An den jeweiligen Enden ohne Brett steht oder sitzt je ein Spieler. Es gibt verschiedene Möglichkeiten dieses Spiel zu vollziehen. Zum einen kann das Spiel durch Zuspielen des Balles erfolgen, sodass der Ball zwischen den Spielern hin und her gerollt wird, ohne das Spielfeld zu verlassen. Zum anderen kann das Spiel durch Rollen des Balles auf die gegenüberliegende Seite so erfolgen, um ein Tor auf der gegenüberliegenden Seite zu erzielen, d.h. der gegenüberliegende Spieler fängt den Ball nicht. Somit erhält das Spiel einen Wettkampfcharakter. Welches Spiel erfolgt, wird im Vorgang geklärt. Die Länge des Spiels hängt von den jeweiligen Spielern ab und wird auch im Vorfeld festgelegt.

POTENTIAL
(folgende inhaltliche Schwerpunkte bieten sich an

  • Trainieren zentraler Bewegungsabläufe, durch Rollen und Fangen des Balles
  • Kraftdosierung beim Rollen des Balles
  • Einhalten der Grenzen des Tisches
  • Annehmen und Einhalten von Spielregeln
  • Handhabung durch verschiedene Ballgrößen
  • Materialerfahrung durch unterschiedliche Ballarten
IMPULSFRAGEN
  • Welche gesundheitlichen bzw. konstitutionellen Voraussetzungen der Klienten sind zu beachten? (Stuhl zum Sitzen anbieten, weil nicht für längere Zeit gestanden werden kann)
  • Welche Vorlieben hat der Klient? (Größe, Materialbeschaffenheit des Balles)
  • Welche Abneigungen hat der Klient? (Größe, Materialbeschaffenheit des Balles)
  • Sind die Klienten interessiert am Umgang mit Bällen bzw. am Ballsport?
  • Welche Anleitung oder Hilfestellung ist für den Klienten erforderlich? (verbale Unterstützung oder kleinere manuelle Hilfen sind erforderlich)
  • Ist das verbale Verständnis vorhanden, um die Spielregeln zu verstehen?
  • Wird eine Stoppuhr/ Eieruhr benötigt, um die entsprechende Spielzeit einzuhalten bzw. Orientierung zu geben?
  • Welche Erfahrungen mit Bällen wurden schon gemacht, welche Ballspiele sind bekannt (aktiv oder passiv als Zuschauer*in)?
DIFFERENZIERUNG
  • Verbesserung der Körperwahrnehmung verdeutlichen (Reaktionsfähigkeit wird geschult)
  • Verschiedene Materialien des Balles am eigenen Körper spüren lassen (hart, weich, verschiedene Oberflächen)
  • Körperliche Erschöpfung wahrnehmen (Stuhl zum Setzen anbieten, kleine Pausen einlegen)
  • Auswahl an verschieden großen Bällen aus verschiedensten Materialen anbieten und daraus wählen lassen
  • Spielfeld durch angebrachte Bretter an den Seiten begrenzt
  • auf gute Lichtverhältnisse achten
  • Zuspiel des Balles durch Zurufe begleiten (evtl. durch das Einsetzten eines Klingelballs)
HANDLUNGSLEITENDE PRINZIPIEN
  • Der Klient entscheidet selbst an der Teilnahme des Sport- bzw. Ballspielangebots
  • Der Klient wählt sich selbst die Größe oder das Material des Balles aus
  • Der Betreuer berücksichtigt die Vorlieben des Klienten
  • Die Ansprache des Klienten erfolgt durch Siezen
  • Das Material und die Größe des Balles orientierten sich an den Vorlieben des Klienten
  • Der Betreuer agiert vorwiegend als Assistent
  • Der Betreuer bietet bei auftretenden Schwierigkeiten Hilfe in Form von manueller, verbaler oder demonstrativer Unterstützung an
  • Der Klient spricht beim Zuspiel die Person direkt an
  • Der Betreuer lässt die Klienten eine typische sportliche Kommunikation erleben („Los!“, „Weiter so!“, „Gut gemacht!“, …)
  • Der Betreuer schafft während des gesamten Prozesses eine entspannte Atmosphäre (alleinige ungeteilte Aufmerksamkeit)
  • Der Betreuer strahlt im gesamten Verlauf Ruhe aus
  • Die körperlichen Voraussetzungen der Klienten genau kennen
  • Erschöpfung der Klienten beachten und berücksichtigen
  • Den Klienten durch Wiederholung von Bewegungsabläufen Sicherheit geben
  • Der Betreuer erkennt den Hilfebedarf und leistet entsprechende Hilfestellungen
  • das Zuspiel durch eine geeignete Auswahl an Bällen und ggf. individuelle Hilfen unterstützen
THEMENBEZOGENES WORTFELD
  • Ballspiel
  • Tischfußball
  • Tennisball
  • Noppenball
  • Gummiball
  • Spielball
  • Spielregeln
  • Absperrung
  • Mitspieler
  • Spielvariante
  • Tor
  • spielen
  • aufsuchen
  • sitzen
  • stehen
  • beschreiben
  • spüren
  • fühlen
  • rollen
  • fangen
  • ablegen
  • klein
  • mittelgroß
  • groß
  • ich brauche Hilfe
  • ich kann es allein
  • zeigt es mir vor
  • soll ich es noch einmal zeigen
  • guckt bitte genau zu
  • ich bin fertig
  • ich brauche eine Pause
BEISPIELPLANUNG

Frau R. und Herr P. werden gefragt, ob sie beim Ballspiel Tischfußball mitspielen wollen. Frau R. ist in der Lage sich sprachlich zu äußern und Herr P. kann auf Grund seiner nicht ausgebildeten Sprache, Fragen jedoch mit Kopfnicken oder Kopfschütteln klar beantworten. Beide Klienten haben ein mäßig gut ausgeprägtes Sprachverständnis.

Im Anschluss motiviert der Betreuer beide ihm zu folgen und den Tisch vom Tischfußball aufzusuchen. Da Frau R. etwas in ihrer Bewegung eingeschränkt ist unterstützt der Betreuer sie bei auftretenden Schwierigkeiten, beim Gehen mit ihrem Rollator. Am Tisch angekommen wird Frau R. ein Stuhl auf der einen Seite des Tisches zum Sitzen angeboten, da ihr Stehvermögen über einen längeren Zeitraum eingeschränkt ist. Herr P. wird gebeten sich auf die gegenüberliegende Seite des Tisches zu stellen.

  • Auf dem Tisch befinden sich 3 Bälle in unterschiedlicher Größe und Material. Ein kleiner Tennisball, ein mittelgroßer Noppenball und ein großer Gummiball. Der Betreuer bittet Frau R. und Herrn P. sich die unterschiedlichen Bälle anzusehen. Frau R. wird motiviert sie nacheinander zu beschreiben (Farbe und Größe), währenddessen Herr P., auf Grund seiner nicht ausgebildeten Sprache, die Bälle die Frau R. benennt in die Hand nehmen soll, um ihre Beschaffenheit/Material zu spüren/ fühlen. Nachdem die drei Bälle von Frau R. beschrieben wurden, erhält auch sie die Gelegenheit die Bälle in die Hand zu nehmen, um die unterschiedlichen Beschaffenheiten/Materialien zu spüren/ fühlen. Im Anschluss daran befähigt sie der Betreuer sich für einen Spielball zu entscheiden. Sollte eine Entscheidungsfindung erschwert sein, schlägt der Betreuer vor das Spiel mit allen drei Bällen durchzuführen, d.h. pro Spiel erfolgt ein Ballwechsel.

    Der Betreuer beginnt nun mit der Erklärung der Spielregeln in leichter Sprache, da das Sprachverständnis nur mäßig ausgeprägt ist. Zuerst wird das Tischfußballspiel mit dem hin- und her rollen des Balles zum Spielpartner erklärt. Der Betreuer verbalisiert Frau. R und Herrn P. den Ball in die Hand zu nehmen, ihn auf dem Tisch abzulegen und ihn dann mit beiden Händen zum Mitspieler zu rollen, welcher den ankommenden Ball dann fangen und hochheben soll. Zu beachten ist, dass der Ball gerollt wird, sodass er die Absperrung an den Seiten nicht überquert.

    Herr P. wird gebeten kurz zur Seite zu treten, sodass der Betreuer den Spielablauf mit Frau R. demonstrieren kann. Dazu begleitet der Betreuer verbal und erklärt somit den Spielverlauf und die Spielregeln. Im Anschluss demonstriert er den Ablauf gemeinsam mit Frau R. und bittet Herrn P. genau hinzusehen. Im Anschluss erfolgt ein Wechsel und der Betreuer vollzieht den gleichen Ablauf mit Herrn P. und bittet Frau R. genau hinzusehen. Nach der Phase der Demonstration fragt der Betreuer, ob das Spiel verstanden wurde und bittet Frau R. und Herrn P. dann wieder ihren Platz zum Spielen einzunehmen. Frau R. erhält auf Wunsch manuelle Unterstützung bei der Einnahme ihres Platzes.

    Der Betreuer stellt seine Stoppuhr auf 3 Minuten, übergibt Herrn P. den Ball und wird gebeten das Spiel zu beginnen. Bei auftretenden Schwierigkeiten bei der Durchführung des Spiels leistet der Betreuer den entsprechenden Hilfebedarf zur Unterstützung. Nach Ablauf der Zeit wird Frau R. und Herrn P. eine kleine Pause angeboten und der Betreuer gibt ein positives Feedback. Im Anschluss schlägt der Betreuer vor das Rollen des Balles nur mit einer Hand vorzunehmen und gibt auf auftretenden Verständigungsproblemen eine erneute demonstrative Hilfe. Die Hand mit der Frau R. und Herr P. den Ball rollen wird ihnen freigestellt. Dann stellt der Betreuer die Stoppuhr erneut auf 3 Minuten Spielzeit. Nach der Beendigung der zweiten Spielphase räumt der Betreuer für Frau R. und Herrn P. erneut eine Pause ein.

    Im Anschluss an die Pause fragt der Betreuer, ob sie eine der Spielvarianten erneut spielen wollen oder eine andere ausprobieren möchten. Der Betreuer erklärt die dritte Spielvariante des Tischfußballes. Lediglich das Ziel der letzten Variante hat sich geändert, insofern dass der Spieler bei seinem Gegenspieler versuchen muss ein Tor zu erzielen. D.h. Frau R. und Herr P. müssen versuchen den Ball zu ihrem Gegenspieler zu rollen, ohne dass er ihn fangen kann und somit ein Tor erzielt. Bei auftretenden Schwierigkeiten die Spielregeln zu verstehen, leistet der Betreuer wieder entsprechende Hilfestellungen.

    Der Betreuer motiviert Frau R. und Herrn P. eine Runde zu spielen. Der Betreuer merkt vorab an, dass nach 5 Toren eines Spielers das Spiel beendet ist. Während des gesamten Spielverlaufes ist es wichtig, dass der Betreuer keine Partei ergreift und Frau R. und Herrn P. gleichermaßen anfeuert. Bei auftretenden Schwierigkeiten mit Sieg oder Niederlage leistet der Betreuer die entsprechenden Hilfen.

    Die Spielrunden können beliebig variiert oder wiederholt werden.

Nach der Beendigung der letzten Runde lobt der Betreuer Frau R. und Herrn P. für ihr Durchhaltevermögen und die großartige Ausführung der Spiele. Er befähigt die beiden dazu zu zeigen, wie sehr ihnen das Spiel gefallen oder nicht gefallen hat. Zum Abschluss regt der Betreuer eine zeitnahe Wiederaufnahme des Spiels an und motiviert die Klienten abschließend die Spielbälle wieder auf den Tisch zu legen. Der Betreuer begleitet Frau R. und Herrn P. dann wieder in ihre entsprechenden Wohngruppen.

  • 3 unterschiedlich große Bälle, kleiner Tennisball, mittelgroßer Noppenball, großer Gummiball
  • Tisch zum Tischfußball spielen (lange Seiten mit Brettern zur Absperrung versehen)
  • Stoppuhr
  • Stuhl

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Die Konkretsierung ist im Rahmen der Multiplikator*innenqualifikation entstanden.