Bildungssituation Händewaschen

Icon-Sachaspekte & Potential: Ein weißes, stilisiertes, kreisförmiges Symbol mit kleinen und großen Punkten, die durch Linien mit der Mitte des Kreises auf blauem Hintergrund verbunden sind.

KONKRETISIERUNG  ·  Bildungssituation Händewaschen

 

SACHASPEKTE UND POTENZIAL

Das Händewaschen eröffnet vielfältige Bildungspotenziale. Diese können als konkret gestaltetes Bildungsangebot ergriffen werden. Gleichzeitig können sich, durch das Aufgreifen von Impulsen der Beschäftigten, bildungsförderliche Situationen ergeben. Das Bildungspotenzial der Situation ergibt sich insbesondere dann, wenn gewohnte Routinen bewusst unterbrochen und neue, bislang unbekannte Erfahrungen ermöglicht werden. Hierbei geht es nicht darum, den gesamten Ablauf grundlegend zu verändern, sondern bewusst einzelne Aspekte aufzugreifen und so zu verändern, dass sie die Möglichkeit schaffen, eine neue Facette der bekannten Situation kennenzulernen. Anknüpfungspunkte für die Ermöglichung dieser neuen Erfahrungen finden sich auf unterschiedlichen Ebenen.

Folgend werden Variationsmöglichkeiten gegeben.

Veränderte Materialien

  • Verwenden anderer Hilfsmittel zur Reinigung der Hände → z. B. eine Bürste, ein Waschlappen
  • Verwenden anderer Seifen → Seifen, die eine andere taktile Erfahrung ermöglichen, oder auch Seifen, die einen Geruch haben, der an etwas erinnert, einen Bezug zu einer bestimmten Situation herstellt
  • Cremes und Lotions, deren Geruch an etwas erinnert
  • Massagehilfsmittel, mit deren Hilfe man etwas über den eigenen Körper erfahren kann

Veränderte Handlungsabläufe

  • Waschen in einer Waschschüssel
  • Veränderung der Wassertemperatur
  • Waschrituale aus anderen Kulturen erleben
Icon-Impulsfragen: Ein Bild zeigt ein zentrales weißes Fragezeichen auf einem grauen Hintergrund, umgeben von acht Lupen, die in verschiedene Richtungen zeigen.
IMPULSFRAGEN

Welche Möglichkeiten, neue Erfahrungen während des Händewaschens zu ermöglichen, ergeben sich für die Beschäftigten?

Welche Anlässe bietet der Arbeitstag der Beschäftigten, um Veränderungen aufzugreifen?

Welche Vorlieben haben die Beschäftigten?

Icon-Differenzierung: Auf grauem Hintergrund sind ein weißer Kreis und eine weißes Rechteck abgebildet. Der Kreis befindet sich oben rechts, das Rechteck unten links. Die beiden sind durch eine diagonal verlaufende weiße Linie von links oben nach rechts unten verbunden.
DIFFERENZIERUNG
  • Auf den Grund des Händewaschens hinweisen (z. B. verschmutzte Finger gemeinsam betrachten)
  • Handpeeling verwenden, um das Körperselbstbild zu stärken
  • beim Abtrocknen der Hände die einzelnen Finger und Zwischenräume der Räume durch Frottieren nachmodellieren
  • nach dem Händewaschen eine Handmassage anbieten, in der die Hand mit ihren einzelnen Fingern erfahrbar wird

niedrige Reizschwelle

  • die Temperatur des Wasserstrahls anpassen (z. B. eher kalt als lauwarm)
  • Stückseife verwenden
  • für eine gute Beleuchtung des Wasserstrahls sorgen
  • benötigte Utensilien an gleichbleibenden Plätzen abstellen
  • auf hohe Kontraste benötigter Gegenstände im Vergleich zur Umgebung achten (z. B. dunkle Handtücher vor weiße Fliesen hängen)

niedrige Reizschwelle

  • Ablenkende Bewegungsgeräusche vermeiden (z. B. vor oder nach dem Rest der Gruppe zum Händewaschen gehen)
  • Wasserstrahl anders einstellen, sodass er weniger störende Geräusche macht

hohe Reizschwelle

  • Umgebungsgeräusche möglichst gering halten
  • in sehr lauten Situationen ggf. auf alternative Kommunikationswege zurückgreifen (z. B. unterstützende Gebärden)
Icon-Differenzierung: Auf grauem Hintergrund sind ein weißer Kreis und eine weißes Rechteck abgebildet. Der Kreis befindet sich oben rechts, das Rechteck unten links. Die beiden sind durch eine diagonal verlaufende weiße Linie von links oben nach rechts unten verbunden.
HANDLUNGSLEITENDE PRINZIPIEN
  • Mitarbeiter nimmt Assistenzrolle ein
  • Individuelle Vorlieben, die Dauer der einzelnen Teilschritte des Händewaschens betreffend berücksichtigen
  • Individuelles Zeit-Lassen ermöglichen
  • Verwendete Utensilien und Wassertemperatur selbst festlegen können (Ausführung ggf. mit Assistenz)
  • Zeitpunkt des geplanten Händewaschens mitentscheiden
  • Impulse der Beschäftigten aufgreifen
  • auf eine erwachsenengemäße Ansprache achten
  • Biografische Erfahrungen berücksichtigen (z. B. bei der Auswahl des Seifendufts)
  • Bedürfnis danach, sich die Hände zu waschen, im verantwortbaren Rahmen ausleben können (z. B. häufiger als der Rest der Gruppe die Hände waschen)
  • Orientierung über den geplanten Ablauf geben (z. B. mit Hilfe von Bildkarten, durch Erklären der Teilschritte)
  • Kommunikationsimpulse in der Situation aufgreifen und beantworten
  • Absprachen unter den Mitarbeiter_innen treffen, damit die Situation mit allen Beschäftigten verlässlich und gleich gestaltet werden kann
  • für einen möglichst störungsfreien Ablauf sorgen, damit Interaktionsprozesse nicht unterbrochen werden
  • für eine angenehme Atmosphäre im Waschraum sorgen
  • Sorge tragen für das Einhalten von Hygienestandards
  • Orientierung ermöglichen durch Routinen und Rituale
  • auf Vorlieben und Abneigungen eingehen
  • Intimsphäre achten
  • Assistenz möglichst häufig reduzieren (auch bei einzelnen Teilschritten)
  • Anregungen zum eigenständigen Handeln geben
Icon-Wortfeld: Das Bild zeigt das Wort „WORT“ in Großbuchstaben auf einem strukturierten blaugrauen Hintergrund.
THEMENBEZOGENES WORTFELD
  • Wasser
  • Seife
  • Handtuch
  • Waschraum
  • Waschbecken
  • waschen
  • abtrocknen
  • fühlen
  • schmutzig
  • sauber
  • kalt
  • warm
  • nass
  • trocken
  • Das Wasser soll kälter / wärmer sein.
  • Ich brauche Hilfe / ich mache das allein.
  • Ich möchte …
  • Ich bin fertig.
Icon-Beispielplanung: Ein weißes geometrisches Logo, das aus mehreren Kreisen besteht, die zwei abgerundete, miteinander verbundene Formen bilden. Über einem Teil des Logos liegt ein kreisförmiges Pfeilsymbol, alles auf einem  grauen Hintergrund.
BEISPIELPLANUNG
  • Routinen im Ablauf und Vorlieben des Beschäftigten werden betrachtet.
  • Es wird ausgewählt, welche Anknüpfungspunkte als geeignet für die Realisation eines Bildungsangebots erscheinen.

Ausschlaggebend für die Themenwahl sind mehrere Faktoren:

  1. Herr Maibach hat bei seiner Arbeit im Garten dabei geholfen, Lavendel einzupflanzen
  2. An diese Erfahrung soll er sich nun erinnern
  3. Durch das Durchbrechen von Routinen soll das Ausbilden von Vorlieben und Abneigungen in Bezug auf Pflegematerialien unterstützt werden
  • Situation durch Mitarbeiter vorbereiten, Absprachen im Team treffen, die einen reibungslosen Ablauf gewährleisten (z. B. Vermeiden von Störungen und Unterbrechungen)
  • Herr Maibach wird nach seiner Arbeit im Garten in den Waschraum gebracht. Hier soll er sich die Hände waschen. Dieser Ablauf ist ihm bereits bekannt. Der Mitarbeiter hat diesmal eine Lavendelseife als Alternative zur sonst üblicherweise verwendeten Pfirsichseife mitgebracht. Diese soll Herrn Maibach an seine Arbeit im Garten erinnern.
  • Ausprobieren und Erproben zulassen
  • Ablehnen des Angebots als Möglichkeit mitbedenken

Herrn Maibach wird die Lavendelseife als Alternative zur üblichen Pfirsichseife angeboten. Der Mitarbeiter lässt Herrn Maibach an beiden Seifen riechen und erklärt, dass die eine Seife wie der Lavendel im Garten rieche. Dazu zeigt er ein Bild des Lavendels. Herr Maibach schaut zunächst beide Seifen an. Der Mitarbeiter schaut immer wieder zwischen Herrn Maibach und den Seifen hin und her, um ihn anzuregen, eine Seife auszuwählen. Herr Maibach lässt seinen Blick zwischen den beiden Seifen pendeln und streckt seine Hand dann zur Lavendelseife aus. Anschließend wäscht er sich mit der Seife die Hände. Der Ablauf des Händewaschens ist ihm bereits bekannt. Die Seife verteilt er lange auf seinen Handflächen. Das Bild des Lavendels steht dabei gut sichtbar vor ihm am Waschbecken.

Herr Maibach trocknet sich die Hände ab und kehrt in die Gruppe zurück. Das Bild des Lavendels nimmt er mit. Es dient ihm zusammen mit seinen nach Lavendel riechenden Händen als Gesprächsanlass mit Kollegen und Mitarbeitern.