Eltern helfen Eltern e.V.

Eltern helfen Eltern e.V.

Ursprünge in der kirchlichen Gemeindearbeit

Der Verein Eltern helfen Eltern e. V. in Berlin Brandenburg hat seine Anfänge in der kirchlichen Gemeindearbeit in den 60er Jahren in Ost Berlin. Zwei Kirchengemeinden machten sich fast zeitgleich auf den Weg, Kindern, die in der ehemaligen DDR als ‚schulbildungsunfähig‘ oder ‚nicht förderfähig‘ galten, Fördermöglichkeiten zu eröffnen. Die Eltern wollten nicht hinnehmen, dass ihre Kinder als ‚schulbildungsunfähig‘ oder im Falle einer schweren Behinderung als ‚nicht förderfähig‘ abgestempelt wurden und durch die gesetzlichen Regelungen keine Bildung oder Förderung ihrer Kinder vorgesehen war. Aus dieser Initiative entwickelten sich die ersten zwei Fördertagesstätten in Berlin Mitte und ein Jahr später in Rosenthal. In der Folge entstanden an verschiedenen Orten im Berliner Raum regelmäßige Treffen von Eltern behinderter Kinder, um sich nach dem Leitprinzip ‚Eltern helfen Eltern‘ wechselseitig bei Problemen in der Bewältigung des Alltags zu unterstützen. Organisatorische Unterstützung erfuhren sie dabei durch die evangelische Kirche, die ihren diakonischen Auftrag u.a. darin sah, Eltern behinderter Kinder die Möglichkeit zu geben, sich untereinander auszutauschen, Kräfte zu bündeln und sich gegenseitig Mut zu machen

Besuch im Katharinenhof

Es bildete sich auch ein ‚Elternkreis mehrfach-schwerstbehinderter Kinder‘, der über die Elterngespräche hinaus auch den Erfahrungsaustausch mit Expert_innen und Einrichtungen suchte. So fand z. B. 1986 eine Studienfahrt in den Katharinenhof, einer förderpädagogischen Rehabilitationseinrichtung der Diakonie statt. Der Katharinenhof, unter ärztlicher Leitung des Ehepaars Trogisch, hatte eigene Konzepte wie die Förderpflege für Menschen mit schwerer Behinderung entwickelt, konnte aber auch durch gute Kontakte zur Diakonie im Westen Ansätze wie beispielweise die ‚Basale Stimulation‘ in seiner Einrichtung anwenden. Die Eltern ‚mehrfach-schwerstbehinderter Kinder‘ erfuhren bei ihrem Besuch im Katharinenhof anhand praktischer Demonstrationen viele Anregungen zum Selbstgestalten einfacher und komplizierter Geräte. So lernten sie hier z. B. aus der Arbeit von Andreas Fröhlich Trockenduschen, Tastbretter und Krabbelteppiche mit unterschiedlichen taktilen Materialien oder ein ‚Klangsofa‘ kennen, bei dem Musik über Lautsprecher als intensive Schwingungen auf einen Holzkasten übertragen wurde.

Spielmittelausstellung

Die Eindrücke, die die Eltern hier gesammelt hatten, aber auch die eigenen konkreten Erfahrungen mit Spielmaterialien, die von ihren ‚mehrfach-schwerstbehinderten Kindern‘ wirklich beim Spielen akzeptiert und genutzt wurden, flossen 1989 in eine Spielzeugausstellung ein, die von der Arbeitsgruppe ‚Spielzeug‘ des Elternkreises organisiert wurde. Die Ausstellung hatte den Titel ‚Bewährtes Spiel- und Fördermaterial für Mehrfach-Schwerstbehinderte‘ – Ein Erfahrungsaustausch zwischen Eltern, Betreuern und Gestaltern‘. Es gab ca. 250 Exponate von herkömmlichem Spielzeug aus aller Welt, aber besonders auch von selbst erstellten Materialien, die mit einfachen Mitteln aus Haushalt und Natur von Eltern, Betreuer_innen und Gestalter_innen erstellt waren. Aus den vielfachen Wünschen nach einer Dokumentation entstand 1989 die erste Auflage eines Katalogs [1], in dem 150 Exponate mit Bild und Beschreibung der Materialien zu finden sind.

Vereinsgründung

Im Juni 1990, nach Auflösung der DDR, fand die Gründungsversammlung von ‚Eltern helfen Eltern‘ als Verein statt. Waren die Angebote von ‚Eltern helfen Eltern‘ bis zu diesem Zeitpunkt in vielen Fällen ein quasi staatlich unerwünschtes und fast illegales solidarisches Angebot für Familien, in denen junge und ältere Menschen mit geistiger oder schwerer Behinderung lebten, sollte nun ein eingetragener Verein als selbständiger Rechtsträger gesellschaftliches Gewicht bekommen. Der Verein sollte Einfluss nehmen können auf die Verwaltungen in Kommunen, Kreisen und auf Länderebene, auf medizinische, soziale und rehabilitative Einrichtungen, aber auch auf das Diakonische Werk als Spitzenverband. Die Selbständigkeit und Eigenverantwortung der einzelnen regionalen Gruppen sollte dabei gewährt bleiben und der Verein als Klammer und Bindeglied zwischen den Gruppen und als überregionaler Vertreter zu Regierungsstellen und Behörden fungieren.

Jubiläum

Der Verein ‚Eltern helfen Eltern e. V.‘ ist auch heute noch aktiv und feierte 2020 sein 30-jähriges Jubiläum. Die zu diesem Anlass erschienene ‚Chronik 1990–2020‘, der auch alle vorangehenden Informationen entnommen wurden [2], zeigt die vielfältigen Aktivitäten und das große Engagement über viele Jahre.

Präsentation

Die nachfolgenden Fotos der Präsentation sind dem Ausstellungskatalog ‚Bewährtes Spiel- und Fördermaterial für Mehrfach-Schwerstbehinderte – Ein Erfahrungsaustausch zwischen Eltern, Betreuern und Gestaltern‘ [3] entnommen. Auch diese exemplarisch ausgewählten Spielmaterialien sollen veranschaulichen, wie sich mit teilweise einfachen Materialien effektvolle und altersunabhängige Spielmittel erstellen lassen.

[1] Eltern helfen Eltern e.V. 1990 [2] ders. 2020 [3] ders. 1990