Bildende Künste

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Die bildenden Künste können eine bedeutsame Rolle im Leben von Menschen mit komplexer Behinderung spielen, indem sie vielfältige Möglichkeiten für Selbstausdruck, sensorische Erfahrungen und soziale Interaktion schaffen. Gedanken, Gefühle und Erlebnisse können auf eine nicht-verbale Weise ausgedrückt und die innere Welt durch Malen, Zeichnen, Bildhauerei … sichtbar und erlebbar werden.

Unterschiedliche Materialien wie Ton, Papier, Holz oder Textilien bieten sinnliche Erfahrungen, die für Menschen mit Behinderungen besonders wertvoll sein können. Farben und Formen bieten visuelle Reize, während der Prozess des Gestaltens kinästhetische und taktile Erfahrungen beinhaltet. Diese Aktivitäten können kognitive und motorische Fähigkeiten unterstützen und Fähigkeiten wie Farberkennung, Formwahrnehmung, räumliches Denken, Koordination und Problemlösung fördern.

Malerei und Grafik sind Techniken, die für Menschen mit komplexen Behinderungen wichtig sind, da sie einfach und verständlich sind und ungegenständliches Malen ermöglichen. So sind z.B. flüssige Farben, Fingerfarben oder Farbpigmente, die zu einem Brei angerührt werden, leicht zu handhaben und entwickeln eine Eigendynamik. Breite Pinsel, Papierkugeln, Tannenzapfen und ähnliche Materialien dienen als Malwerkzeuge und fördern das großflächige Arbeiten.

Plastisches Gestalten durch Modellieren, Gießen, Verformen, Montieren, … erweitert die Ausdrucksmöglichkeiten von Menschen mit komplexen Behinderungen und kann eine bereichernde künstlerische Erfahrung sein. Unterschiedliche Texturen, Temperaturen und Gewichte ermöglichen sinnliche Erfahrungen und intensivieren die künstlerische Erfahrung.

Die Zugänglichkeit und Anpassung der Werkzeuge kann sinnvoll oder notwendig sein. Sie sollten so gestaltet sein, dass sie für Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen leicht zu handhaben sind.

Beispielsweise können größere, ergonomisch geformte Werkzeuge oder solche mit verlängerten Griffen für Menschen mit eingeschränkter Handfunktion hilfreich sein.

Neben dem eigenen künstlerischen Schaffen ist auch die Rezeption von Kunst für Menschen mit komplexer Behinderung eine besondere Erfahrung. Die Betrachtung von Kunstwerken ermöglicht es ihnen, sich mit der sie umgebenden Welt auseinanderzusetzen, neue Perspektiven zu entdecken und emotionale und kognitive Reaktionen zu erleben.

Um Menschen mit komplexer Behinderung die Rezeption von Kunst zu erleichtern, ist es wichtig, methodische Ansätze zu berücksichtigen, die auf ihre spezifischen Bedürfnisse und Fähigkeiten zugeschnitten sind. Kunstobjekte als ‚Tastlandschaften‘, mit Kanten, konkaven und konvexen Flächen, zum Betrachten für die einen, zum Fühlen, Tasten, Riechen für die anderen, können Kunst im wahrsten Sinne des Wortes begreifbar machen. Für Menschen mit Hörbehinderungen können visuelle Kunstformen oder Kunst, die auf Vibrationen und anderen taktilen Reizen basiert, besonders ansprechend sein. In Zukunft könnte auch der Einsatz von Technologien wie Augmented Reality oder KI, die es ermöglichen, Kunstwerke in einem erweiterten Kontext zu erleben, Kunst zugänglicher machen.

Es ist wünschenswert, in der Kulturlandschaft ein inklusives Umfeld zu schaffen, in dem sich Menschen mit Behinderung willkommen und wertgeschätzt fühlen. Dies kann durch barrierefreie Zugänge zu Galerien, Museen und Ausstellungsräumen sowie durch spezielle, auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Führungen und Workshops erreicht werden. Kunstvermittler und Kunstpädagogen können hier eine Schlüsselrolle spielen, indem sie Kunstwerke so präsentieren und ‚besprechen‘, dass sie den basalen Aneignungswegen von Menschen mit komplexen Behinderungen entsprechen.

Zu Wenig Platz Kachel

„Zu wenig Platz“

Das Projekt "Zu wenig Platz" im Kreis Heinsberg fördert die Zusammenarbeit zwischen Künstlern und Menschen mit komplexer Behinderung, um Teilhabe und Toleranz zu stärken.